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Helfer werden immer gebraucht Vielfalt für Auge und Ohr Am 18. März fand in der
Der Abenteuerspielplatz Melverode im Frühjahr. St. Thomas-Gemeinde das »Konzert für Vielfalt« statt.
»Die meisten unserer Besucher kommen im Jazz und Swing-Gewand kleideten.
aus den anderen Stadtteilen«, erklärt Das Akustik-Duo mit Jie Jie Ng (Violine)
Evelyn Simson und deutet auf die Gä- und Jogi Schnaars (Gitarre) verstand es,
steliste vom letzten Wohlfühl-Sonntags- das Publikum auf eine nostalgische Rei-
Café. Über 50 Besucher sind dort auf- se mitzunehmen. Höhepunkt war jedoch
geführt. Die meisten kommen aus der der Auftritt des Ensembles »Balafoni«,
Innenstadt, aus Stöckheim oder gar aus das zusammen mit dem Saxophonisten
Timmerlah und Cremlingen. Kein Zwei- Otto Jansen und der Geigerin Jie Jie Ng
fel: Der Abenteuerspielplatz in Melve- traditionelle Melodien Westafrikas mit
rode ist im Braunschweiger Umland jazzigen Saxophon-Vibes unterlegte.
eine Attraktion. Hier können Kinder auf Der Überraschungsgast des Abends
einem großzügigen Gelände spielen, Der syrische Maler Mustafa Aliko. war Aly Keita, namhafter Balafonspie-
basteln und handwerken. Der Clou ist ler von der Elfenbeinküste, der 2009 Martin Stützer von der AWO Migra-
jedoch das Tiergehege mit seinen Zie- Mustafa Aliko war sichtlich bewegt. mit seiner Band den Bundeswettbewerb tionsberatung und Balafonspieler Aly
gen, Hühnern, Enten, Kaninchen und Der aus Syrien stammende Maler kam »Weltmusik aus Deutschland« gewann. Keita (rechts).
Meerschweinchen. Außerdem ist der als Flüchtling mit seiner Familie nach Am Ende sprang die Lebensfreude der
Spielplatz selbst an Sonntagen geöffnet. Evelyn Simson, die Leiterin des Spielplatzes. Deutschland, nachdem er bei einem Musiker auch aufs Publikum über, das »Das war das erste Mal, dass ich mit
Nur könnte man noch gut einen weiteren In diesem Frühjahr wirkt der Abenteuer- von Anfang an dabei war. Leerlauf kennt Luftangriff sein Zuhause verloren hat. nicht genug kriegen konnte. Für Aly Frauen auf einer Bühne stand«, erklärte
Mitarbeiter gebrauchen. »Ich kann mich spielplatz etwas verändert. Grund: die sie nicht. Wenn sie nicht mit den Kin- Drei Wochen dauerte die abenteuer- Keita war der Auftritt eine Premiere: er begeistert.
leider nicht um zwei Bereiche gleichzei- 30 Weiden im Eingangsbereich wurden dern beschäftigt ist, kümmert sie sich um liche Odyssee.
tig kümmern, denn unser Gelände ist gekappt, um den Spielplatz sturmsicher Spielplatzbesucher, weist Praktikanten Anfang 2016 kam die Familie schließ- Das Ensemble »Balafoni«, mit Aly Keita (links) und Saxophonist Otto Jansen
15.000 Quadratmeter groß«, bedauert zu machen. Neu sind auch die Ge- ein oder erledigt Büroarbeit. lich in der Turnhalle Naumburgstraße (vorn).
Evelyn Simson. Eine weitere Stelle will schirrspülmaschine, das Trampolin und Eine Hauptaufgabe sieht sie jedoch im unter. Inzwischen malt Mustafa Aliko
die Stadt jedoch nicht bewilligen, da vor allem der Geburtstagspavillon, den Zuhören: »Eltern haben heute immer wieder – in Acryl, da Ölfarbe zu teuer
man sich an der Bevölkerungsstatistik von man für Kindergeburtstage nutzen kann. weniger Zeit. Kinder brauchen nicht nur ist. Heute lebt er im Heidberg. Seine
Heidberg-Melverode orientiert – obwohl Tische und Bänke werden gestellt – das schöne Spielsachen, sondern einfach je- Bilder handeln von seiner Flucht, dem
die kleinen Besucher überwiegend von Gelände gibt eine prächtige Kulisse manden, mit dem sie über ihre Probleme Verlust der Pressefreiheit und der verlo-
außerhalb kommen. »Der Platz bietet so ab, die sich für viele Spiele, wie z. B. reden können.« renen Heimat.
viele Möglichkeiten, dass zwei Mitarbei- »Schatzsuche«, eignet. Doch auch für die anderen Bedürfnisse Die Ausstellung in der St. Thomas-Ge-
ter sie gar nicht ausschöpfen können.« Außerdem ist man dabei, das Tierge- ist gesorgt. Da es in der Natur manch- meinde bedeute ihm viel, erklärte der
Also setzt man weiterhin auf Ehrenamt- hege umzubauen. »Statt paarweise in mal schmutzig zugeht, ist für Ersatz- sympathische Künstler gerührt.
liche wie die Helfer vom gemeinnüt- Käfigen zu sitzen, sollen die Tiere ge- kleidung stets gesorgt. Oder wie ein Am gleichen Abend konnte man im
zigen Verein »AntiRost«, die jede Woche meinsam in einem großen Stall „verge- ehrenamtlicher Helfer des Platzes, ein Rahmen der Internationalen Woche ge-
vorbeischauen, um den Job des Haus- sellschaftet“ werden«, lacht Evelyn Sim- ehemaliger Kindertherapeut, gern an- gen Rassismus ein »Konzert für Vielfalt«
meisters zu übernehmen. son, die beim Abenteuerspielplatz fast merkt: »Lieber eine schmutzige Hose als erleben, das von der AWO-Migrati-
eine Neurose.« onsberatung und dem Stadtteilprojekt
Bastelstunde in der Natur: Auf dem Abenteuerspielplatz in Melverode. »Wir sind hier ein Jugendzentrum für Heidberg Aktiv präsentiert wurde. Zu-
Kinder«, meint Evelyn Simson. »Bei uns erst mit »Jojay«, die moderne Standards
wird demokratisch abgestimmt, damit
die Kinder Eigenverantwortung lernen.« Das Akustik-Duo »Jojay«.
Zurzeit steht zur Diskussion, ob man
den Spielplatz zur handyfreien Zone
macht. Einige Kinder werden pausenlos
von ihren Eltern per Handy kontrolliert,
während andere – statt zu spielen – mit
dem Smartphone beschäftigt sind. Ganz
schlimm wurde es jedoch, als in jüngster
Zeit immer öfter Erwachsene mit ihren
Handys auf dem Gelände erschienen,
um Pokémons zu jagen. »Offenbar ist
unser Spielplatz ein begehrter Fundort«,
lacht Simson.