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Weihnachtsglück im Schuhkarton Ein halbes Jahrhundert im Heidberg
Wie die Schüler des Gymnasiums Raabeschule sozial Benachteiligten helfen. AWO Wohn- und Pflegeheim in der Dresdenstraße feiert 50. Geburtstag.
Julia Swiatkowski kann sich kaum brem- 15 Euro nicht übersteigen. »Am liebsten Im Sommer des Jahres 1967 wurde das
sen, wenn sie von der Aktion »Päckchen hätten wir, wenn sich Familien beteili- Altenzentrum als modernstes und fort-
für Braunschweig« erzählt. Das langjäh- gen, denn Kinder wissen am besten, schrittliches Heim der AWO eingeweiht.
rige Projekt des Asta (allgemeiner Stu- was anderen Kindern gefällt«, findet Damals bot es Platz für 140 Personen.
dentenausschuss) der TU sollte eigentlich die Schülerin. Separiert vom Altenzentrum gab es eine
eingestellt werden, bis sich die junge Natürlich sollte so ein Schuhkarton auch Pflegestation mit 23 Betten. Damals
Heidbergerin einschaltete. nett dekoriert werden. Zukleben sollte musste man, um die Pflegestation zu er-
Inzwischen packen 23 Schüler des man ihn indes nicht, denn schließlich reichen, bei Wind und Wetter durch den
Gymnasiums Raabeschule mit an, wenn wird später überprüft, was sich im In- Garten laufen. Zusätzlich wurden auf
es gilt, sozial benachteiligten Kindern nern befindet. »Kriegsspielzeug oder dem Grundstück ein Schwesternhaus und
eine Weihnachtsfreude zu machen. spitze Gegenstände werden sofort aus- Päckchen für Braunschweig: Die ein Appartementhaus mit 8 Einzelwoh-
Julia Swiatkowski weiß: Die Zahl der sortiert«, erklärt die 15-jährige Gymnasi- 15-jährige Gymnasiastin Julia Swiat- nungen und 2 Zweizimmerwohnungen
Kinder, die an der Armutsgrenze leben, astin. »Auch Obst sollte man wegen der kowski und ihre Mitschüler engagieren errichtet.
ist in Braunschweig weitaus größer als geringen Haltbarkeit vermeiden.« Die sich für Kinder. Im Jahr 1978 wurde zur Freude der
vermutet. Schuhkartons kann man dann bei einer Engagement angeht, ist Julia Swiatkow- Beschäftigten ein Verbindungsgang zwi- Das AWO Wohn- und Pflegeheim in den 70ern.
Bei »Päckchen für Braunschweig« kann der vier Braunschweiger Sammelstellen ski »Wiederholungstäterin«. Die Schüler- schen Speisesaal und Pflegestation ge-
jeder mitmachen: Man muss nur einen abgeben. »Dazu gehört seit neuestem sprecherin ist in vielen weiteren Arbeits- baut, damit alle trockenen Fußes diesen Januar 2010 die Abrissarbeiten auf dem Ein halbes Jahrhundert für eine Einrich-
Schuhkarton mit Geschenken füllen, auch das Kino C1«, freut sie sich. gemeinschaften dabei. Außerdem wirkt Bereich erreichen. Im Laufe der Zeit gab Grundstück, um Platz für einen Neubau tung der Altenhilfe ist etwas ganz be-
die einem Kind Spaß machen könnten. Danach werden die Geschenkkartons sie beim Deutsch-polnischen Hilfsverein es kleinere bauliche Anpassungen an den zu schaffen. Später wurden der Speise- sonderes und daher feierte das AWO
Der Wert eines solchen Kartons sollte abgeholt und bei einem der Sponsoren POLDEH e.V. mit. Erst im Frühjahr wurde aktuellen Bedarf, so wurden beispielswei- saal, der Verbindungsgang (der gerne Wohn- und Pflegeheim vom 18. bis 22.
eingelagert, um sie mit dem Gemeinsam-Preis der Braun- se aus Doppelzimmern Einzelzimmer. In als Kegelbahn genutzt wurde) und der September mit vielen Veranstaltungen
später von den schweiger Zeitung ausgezeichnet. Einer den Jahren 2005/2006 gestaltete die Dementenbereich abgerissen. rund ums Thema »1967« – wie zum Bei-
Schülern über- der Gründe für ihr Engagement: »Mei- Einrichtung die Pflegestation in einen Zu guter Letzt wurde der Altbau auf Sei- spiel einer Hitparade der schönsten Titel
prüft und nach ne Familie ist sehr christlich. Wir gehen Wohnbereich für Menschen mit Demenz ten der Dresdenstraße kernsaniert. Seit aus dieser Zeit oder ein Lichtbildervortrag
Altersgruppen jede Woche in die Kirche.« um, damit der immer größer werdenden Ende 2012 erstrahlt die einst modernste mit Bildern und Geschichten aus und um
sortiert zu wer- Wie sie all diese Aktivitäten unter ei- Anzahl von Menschen, die an Demenz Einrichtung der AWO wieder im beson- Braunschweig.
den. nen Hut bringt, weiß sie selbst nicht so leiden, eine bessere Wohn- und Versor- deren Glanze. Zum Wohn- und Pfle- Höhepunkt war die offizielle Jubiläumsfei-
Dazu werden genau: »Ohne meinen Terminkalender gungsform geboten werden kann. geheim mit 130 Plätzen gehören eine er mit vielen Gratulanten. Doch Heimleite-
die Präsente könnte ich nicht leben.« Früher war sie Da der bauliche Zustand dem Bedarf an solitäre Kurzzeitpflegeeinrichtung für 15 rin Anja Pongratz weiss: In den nächsten
durch Sach- Serienguckerin, wie die meisten ihrer Al- zeitgemäßer Pflege und Betreuung nicht Personen und eine Tagespflegeeinrich- Jahren wird der Bedarf an Heimplätzen
spenden einiger tersgenossinnen. »Aber heute kümmere mehr gerecht wurde, begannen am 12. tung mit 20 Plätzen. im Heidberg eher steigen.
Sponsoren er- ich mich um meine Projekte – und fühle
gänzt. mich besser damit. Trotzdem bleibt ge-
Als Nächstes nug Zeit für mich allein übrig… seltsa-
wenden sich merweise!«, lacht sie.
die Schüler der Aktionen wie »Päckchen für Braun-
Raabeschule an schweig« findet sie wichtig, weil Schüler
Hilfsvereine und so lernen, wie weit man mit Unterstüt-
soziale Orga- zung kommen kann.
nisationen, die Mit Hilfe der Firma »Zwergenlunch«
dafür sorgen, ist die Aktion nun auch ein Verein. Die
dass die Kar- Mitgliedsbeiträge von einem Euro pro
tons bei den Monat sind bereits verplant: Nämlich
richtigen Adres- für Essen und Getränke – damit die eh-
saten landen. renamtlichen Helfer während der Arbeit
Rund 2.000 wenigstens was zum Knabbern haben.
Kindern jährlich
konnte man so Näheres zur Aktion erfährt
ein schöneres man unter: Paeckchen-Braun-
Weihnachtsfest schweig@web.de und auf der
bescheren. Facebookseite »Päckchen für
Was soziales Braunschweig«.
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