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Ying und Yang in der Stettinstraße
Beim Tai-Chi-Kurs des Welfen-SC.
uns wird diese Sportart eher der Bewe- als Ausgleich betreibt. Beim Tai-Chi sind
gungslehre oder der Gymnastik zuge- die Bewegungen weicher, langsamer,
ordnet, die vor allem der Gesundheit als bei Kampfsportarten und dies sei
und der Persönlichkeitsentwicklung die- gut für die Muskulatur. Die gleichmä-
nen kann. Der eigentliche Kampfkunsta- ßige Atmung bei den Übungen tut ein
spekt verschwindet bisweilen ganz. Der Übriges. Es gehe in erster Linie um En-
Welfen-SC bietet diese Sportart seit ge- ergieaufnahme und Abgabe – um Ying
raumer Zeit jeden Montag, in der Gym- und Yang also.
nastikhalle der Raabeschule an. Außerdem dient Tai-Chi dem Stressab-
Doch die muss man zuerst einmal fin- bau, stärkt die Koordination und den
den. Und wer dies schafft, ohne den Gleichgewichtssinn, erklärt einer der
Hausmeister zu bemühen, ist bei seiner Kursteilnehmer spontan. Kinder und Ju-
Persönlichkeitsentwicklung schon ein gendliche können mit der Philosophie
gutes Stück weiter. In der Halle steht be- der Sportart meist wenig anfangen. Ih-
Tai-Chi: Jan Smeikal (Mitte) zeigt, wie reits Kursleiter Jan Smeikal und wartet. nen fehlt die Action, die man eher bei
es geht. Seit 2004 ist er als Trainer beim Welfen einer Kampfsportart findet.
SC aktiv. Zehn Personen gehören bislang zur
In China ist Tai-Chi, oder auch »Schat- Der mehrfache Landesmeister in der Dis- Tai-Chi-Gruppe. An den schwarzen
tenboxen«, schon lange ein Volkssport. ziplin Ju-No-Kata ist eigentlich Judo-Ex- Gewändern der Teilnehmer sieht man
Ihre Ursprünge hatte diese Technik im perte und Träger des schwarzen Gürtels bereits, dass dem Sport etwas Spiritu- nen, laut sein dürfen, um so die Befan- Orgel zurück. Dort sitzt man in kleiner
Kung Fu. Wer jetzt an knochenbreche- (5. Dan). Durch den Kampfsport kam elles anhaftet. Smeikal unterrichtet den
rische Akrobatik denkt, liegt falsch. Bei er zum Tai-Chi, den er seit 16 Jahren Yang-Stil, der sich durch besonders wei- senen zu eigen ist, wenn es um Religion Heute wird eine Geschichte aus dem
che und gleichmäßig fließende Bewe-
gungen auszeichnet.
Den Kopf gerade halten, das Kinn leicht
anziehen, die Schultern entspannen,
die Hände leicht am Körper anliegen
lassen und die Füße zusammenstellen.
Ist diese Grundposition eingenommen,
kann es losgehen. Die kleine Gruppe
ist hochkonzentriert und hochmotiviert.
Im Hintergrund hört man leise asiatische
Klänge. Das Ganze erinnert irgendwie
nicht nur wegen des wandhohen Spie-
gels der Halle etwas an eine Tanzstun-
de.
Als der Kurs an der roten Wiese statt-
fand, gab es oft Neugierige, die beim
Zuschauen Geschmack am Tai-Chi fan-
den; doch nun, in der Abgeschiedenheit
der Gymnastikhalle, trainiert man eher
versteckt, bedauert Smeikal. Dem würde
man gern abhelfen.
Wer neugierig geworden ist: Jeden
Montag, von 19.30 Uhr bis 21.00
Uhr, trifft sich die Tai-Chi-Gruppe in der
Gymnastikhalle der Raabeschule in der
Stettinstraße 1. Neueinsteiger sind herz-
lich willkommen.
Weitere Infos gibt es unter Telefon 0531
- 87 60 42 55
oder: judowelfen@t-online.de
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Grün mit roten Punkten oder grün-rot kariert
Die Kinderkirche der St. Thomas-Gemeinde.
»Ich bin traurig, weil mir heute meine momentan. Für Braunschweig
Panini-Sammelbilder gestohlen wurden!« ist das ein guter Durchschnitt.
Für Fünf- bis Zehnjährige ist so etwas in In den Vorjahren fand sie ein
der Tat ein guter Grund, Trübsal zu bla- Mal im Monat statt, wurde
sen. In der Kinderkirche kommen solche hauptsächlich durch ehren-
ganz speziellen Sorgen an den Tag, wer- amtlich engagierte Mitglie-
den ernstgenommen und diskutiert. Jeder der der Kirchengemeinde
erzählt, wie es ihm geht. Auch Pfarrer organisiert. Auf die vielen
Dirk Hoffmeister macht da keine Ausnah- Ehrenamtlichen sei man auch
me. Doch statt für den Weltfrieden wird heute angewiesen, betont
bei den Jüngsten für bessere Zensuren Juliane Kempe. Gemeinsam
in Mathe gebetet; oder dass es der Leh- werden die wöchentlichen
rerin, die zurzeit krank ist, bald wieder Themen vorzubereiten. Sie
besser geht. Geleitet wird die kleine sind immer unterstützend zu- Diakonin Juliane Kempe und ihre Kinderschar.
Gruppe von der Diakonin Juliane Kem- gegen. Einmal vierteljährlich
pe, die seit Februar für die Kinderkirche trifft man sich, um gemeinsam den Stoff wusste sie. Heute betreut die studierte
zuständig ist. der nächsten Monate vorzubereiten. Religionspädagogin sieben Kirchenge-
Ihr ist es wichtig, dass die Kinder in der Nach der Begrüßung am Altar zieht sich meinden in Braunschweig – unterstützt
Kirche auch mal durch die Bänke ren- die Kindertruppe in eine Ecke neben der von Jugendlichen und Erwachsenen, die
sich ehrenamtlich engagieren und den
genheit zu verlieren, die vielen Erwach- Runde, erzählt, singt, betet und lacht. Gemeindepfarrern.
Ist die Kirche heute überhaupt noch
geht. Eines der Kinder darf zu Beginn Buch Abraham vorgetragen, die von zeitgemäß? »Selbstverständlich«, ant-
sogar die Glocke läuten. Auch wenn einem Streit zwischen Hirten handelt und wortet die junge Diakonin spontan. In
dies heutzutage ganz unromantisch, per bei der es um einen Kompromiss geht, der heutigen Zeit gebe es zwei gesell-
Knopfdruck, geschieht, so ist es für ei- der am Schluss erzielt wird. Da ist es schaftliche Strömungen. Zum einen sei
nen Grundschüler trotzdem eine große natürlich gut, erst mal zu klären, was ein dies die Ellbogengesellschaft, die den
Sache. Kompromiss überhaupt ist. Egoismus zum höchsten Gut erklärt – auf
Besonders kirchliche Rituale sind Juliane »Wenn ich ein grünes Auto haben möch- der anderen Seite gebe es auch die-
Kempe wichtig. Die Begrüßung, das Va- te und meine Frau ein rotes. Was ma- jenigen, die sich nach einem Gemein-
terunser, der Segen, das alles wird mit chen wir dann?« fragt Pfarrer Hoffmeister schaftsgefühl sehnen, das gerade eine
Bewegung erfahrbar gemacht. Sei es erwartungsvoll in die Runde. Allgemei- Kirchengemeinde bieten kann. Und sie
durch Händeklatschen oder mit den Fü- ne Ratlosigkeit. »Vielleicht ein grünes mit biete Antworten: »Von woher komme
ßen stampfen. Religion soll den Kindern roten Punkten kaufen?« »Oder ein grün- ich? Wo bin ich? Das sind Fragen, die
auch Spaß machen. rot kariertes?« Kompromisse sind gut, uns noch immer beschäftigen.«
Rund ein Dutzend Teilnehmer zählt die finden die Kinder. Doch was das betrifft, haben die Kinder
Kinderkirche der St. Thomas-Gemeinde Und weil draußen schönes Wetter ist, der St. Thomas-Gemeinde zum Glück
geht man raus, um das soeben gehörte noch viel Zeit.
spielerisch umzusetzen. »Zuerst waren
die Kinder irritiert, weil es bei unseren
Spielen keine Gewinner und Verlierer
gibt, doch mittlerweile finden sie es
gut«, meint die Diakonin. »So etwas
nimmt den Druck und stärkt das Gemein-
schaftsgefühl.«
Juliane Kempe kann nicht behaupten,
dass ihr Elternhaus sonderlich religiös
war. Zwar war auch sie in der Kinder-
kirche und machte beim Krippenspiel
mit; das kirchliche Engagement kam
jedoch erst während des Studiums.
Etwas Soziales sollte es sein – so viel