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Ying und Yang in der Stettinstraße Grün mit roten Punkten oder grün-rot kariert

Beim Tai-Chi-Kurs des Welfen-SC. Die Kinderkirche der St. Thomas-Gemeinde.

uns wird diese Sportart eher der Bewe- als Ausgleich betreibt. Beim Tai-Chi sind »Ich bin traurig, weil mir heute meine momentan. Für Braunschweig
gungslehre oder der Gymnastik zuge- die Bewegungen weicher, langsamer, Panini-Sammelbilder gestohlen wurden!« ist das ein guter Durchschnitt.
ordnet, die vor allem der Gesundheit als bei Kampfsportarten und dies sei Für Fünf- bis Zehnjährige ist so etwas in In den Vorjahren fand sie ein
und der Persönlichkeitsentwicklung die- gut für die Muskulatur. Die gleichmä- der Tat ein guter Grund, Trübsal zu bla- Mal im Monat statt, wurde
nen kann. Der eigentliche Kampfkunsta- ßige Atmung bei den Übungen tut ein sen. In der Kinderkirche kommen solche hauptsächlich durch ehren-
spekt verschwindet bisweilen ganz. Der Übriges. Es gehe in erster Linie um En- ganz speziellen Sorgen an den Tag, wer- amtlich engagierte Mitglie-
Welfen-SC bietet diese Sportart seit ge- ergieaufnahme und Abgabe – um Ying den ernstgenommen und diskutiert. Jeder der der Kirchengemeinde
raumer Zeit jeden Montag, in der Gym- und Yang also. erzählt, wie es ihm geht. Auch Pfarrer organisiert. Auf die vielen
nastikhalle der Raabeschule an. Außerdem dient Tai-Chi dem Stressab- Dirk Hoffmeister macht da keine Ausnah- Ehrenamtlichen sei man auch
Doch die muss man zuerst einmal fin- bau, stärkt die Koordination und den me. Doch statt für den Weltfrieden wird heute angewiesen, betont
den. Und wer dies schafft, ohne den Gleichgewichtssinn, erklärt einer der bei den Jüngsten für bessere Zensuren Juliane Kempe. Gemeinsam
Hausmeister zu bemühen, ist bei seiner Kursteilnehmer spontan. Kinder und Ju- in Mathe gebetet; oder dass es der Leh- werden die wöchentlichen
Persönlichkeitsentwicklung schon ein gendliche können mit der Philosophie rerin, die zurzeit krank ist, bald wieder Themen vorzubereiten. Sie
gutes Stück weiter. In der Halle steht be- der Sportart meist wenig anfangen. Ih- besser geht. Geleitet wird die kleine sind immer unterstützend zu- Diakonin Juliane Kempe und ihre Kinderschar.
Tai-Chi: Jan Smeikal (Mitte) zeigt, wie reits Kursleiter Jan Smeikal und wartet. nen fehlt die Action, die man eher bei Gruppe von der Diakonin Juliane Kem- gegen. Einmal vierteljährlich
es geht. Seit 2004 ist er als Trainer beim Welfen einer Kampfsportart findet. pe, die seit Februar für die Kinderkirche trifft man sich, um gemeinsam den Stoff wusste sie. Heute betreut die studierte
SC aktiv. Zehn Personen gehören bislang zur zuständig ist. der nächsten Monate vorzubereiten. Religionspädagogin sieben Kirchenge-
In China ist Tai-Chi, oder auch »Schat- Der mehrfache Landesmeister in der Dis- Tai-Chi-Gruppe. An den schwarzen Ihr ist es wichtig, dass die Kinder in der Nach der Begrüßung am Altar zieht sich meinden in Braunschweig – unterstützt
tenboxen«, schon lange ein Volkssport. ziplin Ju-No-Kata ist eigentlich Judo-Ex- Gewändern der Teilnehmer sieht man Kirche auch mal durch die Bänke ren- die Kindertruppe in eine Ecke neben der von Jugendlichen und Erwachsenen, die
Ihre Ursprünge hatte diese Technik im perte und Träger des schwarzen Gürtels bereits, dass dem Sport etwas Spiritu- nen, laut sein dürfen, um so die Befan- Orgel zurück. Dort sitzt man in kleiner sich ehrenamtlich engagieren und den
Kung Fu. Wer jetzt an knochenbreche- (5. Dan). Durch den Kampfsport kam elles anhaftet. Smeikal unterrichtet den genheit zu verlieren, die vielen Erwach- Runde, erzählt, singt, betet und lacht. Gemeindepfarrern.
rische Akrobatik denkt, liegt falsch. Bei er zum Tai-Chi, den er seit 16 Jahren Yang-Stil, der sich durch besonders wei- senen zu eigen ist, wenn es um Religion Heute wird eine Geschichte aus dem Ist die Kirche heute überhaupt noch
che und gleichmäßig fließende Bewe- geht. Eines der Kinder darf zu Beginn Buch Abraham vorgetragen, die von zeitgemäß? »Selbstverständlich«, ant-
gungen auszeichnet. sogar die Glocke läuten. Auch wenn einem Streit zwischen Hirten handelt und wortet die junge Diakonin spontan. In
Den Kopf gerade halten, das Kinn leicht dies heutzutage ganz unromantisch, per bei der es um einen Kompromiss geht, der heutigen Zeit gebe es zwei gesell-
anziehen, die Schultern entspannen, Knopfdruck, geschieht, so ist es für ei- der am Schluss erzielt wird. Da ist es schaftliche Strömungen. Zum einen sei
die Hände leicht am Körper anliegen nen Grundschüler trotzdem eine große natürlich gut, erst mal zu klären, was ein dies die Ellbogengesellschaft, die den
lassen und die Füße zusammenstellen. Sache. Kompromiss überhaupt ist. Egoismus zum höchsten Gut erklärt – auf
Ist diese Grundposition eingenommen, Besonders kirchliche Rituale sind Juliane »Wenn ich ein grünes Auto haben möch- der anderen Seite gebe es auch die-
kann es losgehen. Die kleine Gruppe Kempe wichtig. Die Begrüßung, das Va- te und meine Frau ein rotes. Was ma- jenigen, die sich nach einem Gemein-
ist hochkonzentriert und hochmotiviert. terunser, der Segen, das alles wird mit chen wir dann?« fragt Pfarrer Hoffmeister schaftsgefühl sehnen, das gerade eine
Im Hintergrund hört man leise asiatische Bewegung erfahrbar gemacht. Sei es erwartungsvoll in die Runde. Allgemei- Kirchengemeinde bieten kann. Und sie
Klänge. Das Ganze erinnert irgendwie durch Händeklatschen oder mit den Fü- ne Ratlosigkeit. »Vielleicht ein grünes mit biete Antworten: »Von woher komme
nicht nur wegen des wandhohen Spie- ßen stampfen. Religion soll den Kindern roten Punkten kaufen?« »Oder ein grün- ich? Wo bin ich? Das sind Fragen, die
gels der Halle etwas an eine Tanzstun- auch Spaß machen. rot kariertes?« Kompromisse sind gut, uns noch immer beschäftigen.«
de. Rund ein Dutzend Teilnehmer zählt die finden die Kinder. Doch was das betrifft, haben die Kinder
Als der Kurs an der roten Wiese statt- Kinderkirche der St. Thomas-Gemeinde Und weil draußen schönes Wetter ist, der St. Thomas-Gemeinde zum Glück
fand, gab es oft Neugierige, die beim geht man raus, um das soeben gehörte noch viel Zeit.
Zuschauen Geschmack am Tai-Chi fan- spielerisch umzusetzen. »Zuerst waren
den; doch nun, in der Abgeschiedenheit die Kinder irritiert, weil es bei unseren
der Gymnastikhalle, trainiert man eher Spielen keine Gewinner und Verlierer
versteckt, bedauert Smeikal. Dem würde gibt, doch mittlerweile finden sie es
man gern abhelfen. gut«, meint die Diakonin. »So etwas
Wer neugierig geworden ist: Jeden nimmt den Druck und stärkt das Gemein-
Montag, von 19.30 Uhr bis 21.00 schaftsgefühl.«
Uhr, trifft sich die Tai-Chi-Gruppe in der Juliane Kempe kann nicht behaupten,
Gymnastikhalle der Raabeschule in der dass ihr Elternhaus sonderlich religiös
Stettinstraße 1. Neueinsteiger sind herz- war. Zwar war auch sie in der Kinder-
lich willkommen. kirche und machte beim Krippenspiel
Weitere Infos gibt es unter Telefon 0531 mit; das kirchliche Engagement kam
- 87 60 42 55 jedoch erst während des Studiums.
oder: judowelfen@t-online.de Etwas Soziales sollte es sein – so viel