Page 7 - Südlicht Januar 2020
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 Im Dutzend billiger  Heidberg-Melverode, Christiane Ja-  deutungsverlust«, erklärte sie im letzten   Bürgerbeteiligung. Am 12. März jedoch
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          schinski-Gaus, steht dem Vorhaben kri-
                                            Jahr der Braunschweiger Zeitung. Bei
 Die Neuordnung der Stadtbezirke Braunschweigs.  tisch gegenüber. »Die Basispräsenz gut   der Namensfindung des neuen Stadt-  Zukunft »Braunschweig-Süd« heißen soll.
          vernetzter Politiker direkt vor Ort erleidet   bezirks  »Stöckheim-Leiferde-Heidberg-  Melverode« hoffte man zunächst auf Bür-
 Schon lange plante die Verwaltung,  Stadtteil mit rund 29.000 Einwohnern   bei Vergrößerung der Bezirke einen Be-  Melverode« hoffte man zunächst auf   gerbeteiligung.
 die Zahl der bislang 19 Stadtbezirke  ergeben.
 zu reduzieren, denn eine Neuordnung  Im September letzten Jahres entschied
 würde vieles vereinfachen. Man erhoffte  man  sich  jedoch  für  die  12er-Lösung.   Gestalten statt verwalten
 sich eine Verringerung der Verwaltungs-  Heidberg-Melverode und Stöckheim-
 kosten, da es weniger Sitzungen geben  Leiferde bilden nun mit über 19.000   Rainer Nagel (die LINKE) über die Zusammenlegung der Stadtbezirke.
 würde und somit weniger Aufwandsent-  Einwohnern den neuen Süden der Stadt.
 schädigungen gezahlt werden müssten.  Rund 50.000 Euro sollen durch die Neu-  Seit 2009 wohnt Bezirksratsmitglied   über das weitere Vorgehen wurden die   nähe. Ich habe meine Zweifel, ob sich
 Auch die Vertreter aus den Fachverwal-  ordnung eingespart werden.  Rainer Nagel im Heidberg. Für den   Bezirksratsmitglieder von der Verwaltung   eine Bürgerin aus Leiferde auf den Weg
 tungen würden im Falle einer Reduzie-  Eine Zusammenlegung der Stadtbezirke   67-jährigen Diplom-Ingenieur ist Kom-  bislang im Unklaren gelassen.  zur Bürgersprechstunde im Heidberger
 rung der Stadtbezirke weniger Zeit bei  war schon seit 2011 im Gespräch. Da-  munalpolitik eine Herzensangelegenheit.   Die Begründung, dass auf diese Weise   Nachbarschaftsladen macht.« Der gebür-
 Bezirksratssitzungen verbringen. Lange  mals entstand – allerdings auf freiwilliger   Verwaltungskosten eingespart werden   tige Chemnitzer spricht aus Erfahrung. Oft
 waren zwei Varianten im Gespräch: die  Basis – der Großbezirk Wabe-Schunter-  können, lässt er nicht gelten. »Hätte ich   wird er beispielsweise im Kleingartenver-
 8er- und die 12er-Lösung.   Beberbach, der von Bevenrode im Nor-  Weniger Verwaltungskosten durch grö-  gewusst, dass die Stadt derart klamm ist,   ein, dem er angehört, auf Probleme an-
 Thorsten Köster, Mitglied im Bezirksrat  den bis Riddagshausen im Südosten der   ßere Stadtbezirke: die 12er-Lösung.  hätte ich auf meine 60 Euro Aufwandsent-  gesprochen. »Ganz viel passiert nur auf
 Heidberg-Melverode und Fraktionsvor-  Stadt reicht.   schädigung verzichtet«, lacht Nagel. »Für   dieser Ebene.«
 sitzender der CDU im Rat der Stadt, fa-  Viele Lokalpolitiker sehen der Neuord-  gement unter einen Hut zu bekommen.   mich ist das sehr nahe am Populismus und   Auch das Argument Thorsten Kösters,
 vorisierte die 8er-Lösung. Ein Grund sei  nung mit Skepsis entgegen. Man habe  Nicht nur Bezirksratsmitglied Helmut Rös-  erinnert mich an die Auffassung des ehe-  dass der fehlende lokalpolitische Nach-
 der fehlende Nachwuchs in Sachen Lo-  nun zwar weniger Bezirke, die aber we-  ner (BIBS) aus dem Heidberg befürchtet   maligen OB Dr. Hoffmann, der einst mein-  wuchs eine Zusammenlegung der Bezirke
 kalpolitik. Die Parteien hätten mittlerweile  sentlich größer sind. Für die Bezirksräte  einen  Verlust  an  Bürgernähe.  Oft  trifft   te, eine ›Stadt sei genauso zu managen   unumgänglich macht, will Nagel nicht
 Mühe, ihre Wahllisten vollzubekommen.  bedeutet dies Mehrarbeit. Schon jetzt  man Mitglieder des Bezirksrats beim   Kein  Freund  der  Zusammenlegung:   wie ein Konzern‹. Eine Stadt sollte aber   gelten lassen. »Was wäre denn, wenn
 Im Falle einer 8er-Lösung wäre Heid-  beklagt man das hohe Durchschnittsalter  Einkaufen, in der Warteschlange oder   Bezirksratsmitglied Rainer Nagel (die   gestaltet werden, statt nur verwaltet.«   die Feuerwehren genauso verfahren wür-
 berg-Melverode mit den beiden Stadt-  der Lokalpolitiker. Die Zusammenlegung  wie in Heidberg-Melverode an jedem   LINKE).  Die Zusammenfügung der Stadtteile sei   den? ›Es gibt zu wenig Nachwuchs, also
 teilen Stöckheim-Leiferde und Südstadt-  der Stadtbezirke macht es gerade für  ersten Montag im Monat bei der Bürger-  nur mit Blick auf die Zahlen erfolgt, wirft   reduzieren wir die Anzahl der Wehren!‹.
 Rautheim-Mascherode zusammengelegt  Menschen im Berufsleben noch schwie-  sprechstunde im Nachbarschaftsladen.   Seit 1990 gehört er  der LINKEN  an,   er der Verwaltung vor. Alle Stadtbezirke   Das tun sie nicht, sondern betreiben – ih-
 worden. Insgesamt hätte das einen XXL-  riger,  Job,  Familie  und  soziales  Enga-  Auch die Bezirksbürgermeisterin von   deren Kreisvorsitzender er für die Region   Braunschweigs hätten zudem einen ganz   rer Verantwortung bewusst – eine aktive
          Salzgitter ist. In den Heidberg zog der   eigenen Charakter, der zu berücksichti-  Nachwuchsarbeit.«  Die  jungen  Leute
          zweifache Vater und Großvater, da er ein   gen sei. So unterscheidet sich der Heid-  seien nicht politikverdrossen, sondern
          naturverbundener Mensch ist. Viel Grün,   berg stark von Melverode, oder Stöck-  wohl eher politikerverdrossen.
 Bei einer kostenlosen Waldführung werden  der Heidbergsee und eine gute Infrastruk-  heim von Leiferde. »Und das ist auch gut   Die Folgen der kommenden Zusammen-
 alle Ihre Fragen zur Waldbestattung, der  tur haben ihn diesen Schritt nie bereuen   so«, betont er.  legung sind zurzeit noch nicht absehbar,
 Beisetzung sowie zu Ihren Möglichkeiten  lassen.  Sinn und Zweck der Bezirksräte sei, den   vermutet Rainer Nagel. Demotiviert ist
 der Vorsorge zu Lebzeiten beantwortet.
          Die im Vorjahr beschlossene Zusammenle-  Bürgern Ansprechpartner vor Ort zu bie-  er  dadurch  jedoch  nicht.  Der  besonde-
 Waldführungen  gung der Stadtbezirke halten er und seine   ten, wie es bei der Bürgersprechstunde   re Reiz der Lokalpolitik liegt für den en-
                                            im Nachbarschaftsladen geschieht. Diese
          Partei für einen großen Fehler. »Schon das
                                                                               gagierten Heidberger vor allem darin,
 Termine 2021:  Zustandekommen war bedenklich. Die   Bürgernähe sei mit nur 12 Stadtbezirken   »mit Menschen verschiedener politischer
          Stadtbezirksräte, die es ja in erster Linie
                                                                               Auffassungen um konkrete Lösungen zu
                                            nicht mehr zu gewährleisten, befürchtet
 17.01./21.02./21.03.  angeht, wurden nicht befragt, konnten   Rainer Nagel. »Weniger Stadtbezirke,   ringen und nicht abstrakte geistige Turnü-
          nicht darüber befinden, sondern wurden
                                                                               bungen zu zelebrieren«. Und daran wird
                                            das heißt weitere Wege, und weite
 11.+25.04.2021  lediglich informiert«, ärgert er sich. Auch   Wege sind das Gegenteil von Bürger-  es wohl auch in Zukunft nicht mangeln.
 jeweils sonntags um 11 Uhr
 (Änderungen vorbehalten)
 Anmeldung erforderlich,
 Informationen unter:
 Tel.: 05306-92 80259

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