Page 9 - Südlicht Januar 2020
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Eine stolze Bilanz
Zehn Jahre Heidberg AKTIV.
Am Anfang stand eine Anfrage der Stadt- dem Quartier nicht mehr
verwaltung. »Man wollte damals seitens wegzudenken. Das zunächst
des Bundes Stadtteile fördern, die einen auf vier Jahre begrenzte
hohen Migrantenanteil sowie eine ge- Stadtteilprojekt erhielt daher
ringe Veranstaltungs- und Vernetzungs- ab 2011 zusätzlich städ-
struktur aufwiesen«, erinnert sich Martin tische Fördergelder. Stützer:
Stützer, Leiter der AWO-Migrationsbera- »Wenn sich der Bezirksrat
tung. Beides traf in Braunschweig beson- damals nicht für eine För-
ders auf den Heidberg zu. Der »Lokale derung ausgesprochen hät-
Aktionsplan« der Stadt (kurz: LAP) sah zur te, wäre das wohl das Aus
Umsetzung dieses Bundesprogramms vor, gewesen.« So aber ging es
das friedliche Miteinander aller Bewoh- weiter – auch nach Auslau-
nergruppen vor Ort zu fördern und den fen der vierjährigen Anschub- Alena Timofeev und Martin Stützer. Der Name
Anwohnern Beratungs-, Bildungs- und finanzierung des Bundes! »Heidberg AKTIV setzt sich übrigens aus fol-
Freizeitangebote zu bieten. Die Arbei- Durch unermüdlichen Einsatz genden Begriffen zusammen: Aktivitäten, Koor-
terwohlfahrt sollte dabei als Träger fun- konnten immer neue Koope- dination, Toleranz, Initiierung und Vernetzung.
gieren. Das war die Geburtsstunde des rationspartner dazugewon-
integrativen Stadtteilprojekts »Heidberg nen werden, mit denen man Aktionen »Heidberg AKTIV« zu informieren. »Wie
AKTIV«, das unlängst sein zehnjähriges wie den »Heidberger Bürgerbrunch«, viele Mitarbeiter haben Sie eigentlich?
Jubiläum feierte. »Quartiersarbeit« nennt die Ausstellungsreihe »Heimat im Koffer« 50 Personen?«, fragte er ungläubig. Dass
man so etwas heute. Alena Timofeev, oder das alljährliche »Konzert der Viel- Alena Timofeev hauptsächlich mit ehren-
damals Praktikantin bei der AWO, war falt« in Angriff nahm. Gemeinsam entwi- amtlichen Helfern arbeitet, beeindruckte
von Anfang an dabei. »Zuerst jedoch ckelten die Kooperationspartner die Idee auch ihn. Ein Meilenstein war die Eröff-
als auf vier Jahre befristete studentische der Stadtteilzeitung namens »SÜDLICHT« nung des AWO-Nachbarschaftsladens
Honorarkraft. Ich wohnte zwar damals und setzten sie um. Auch der »Arbeits- am Erfurtplatz. Lange hatte man sich be-
im Heidberg, kannte den Stadtteil jedoch kreis Heidberg« oder Veranstaltungen müht, einen Bürgertreffpunkt, ganz nach
kaum«, erzählt sie. Die erste Aktion, die wie der Heidberger Weihnachtsmarkt dem Vorbild der Weststadt, ins Leben zu
sie ins Leben rief, war eine interkulturelle wären ohne das Stadtteilprojekt undenk- rufen. Im Sommer 2018 war es schließ-
Frühstücksrunde. Das war am 30. März bar. Die AWO-Vorstandsmitglieder sahen lich so weit. Seitdem sind Alena Timofeev
2011. »Anfangs waren wir an einigen die positive Entwicklung und gaben den und ihre beiden Kolleginnen von Heid-
Tagen nur zu viert«, lacht die ursprünglich Projekt-Verantwortlichen die notwendige berg AKTIV direkt vor Ort anzutreffen.
aus dem russischen Omsk stammende Rückendeckung. »Oft kommen ältere Anwohner auf eine
Projekt-Koordinatorin rückblickend. Doch Als die Flüchtlingswelle 2016 auch den Tasse Kaffee vorbei, nur um zu reden«,
schnell stieg die Zahl auf 30 Personen Heidberg erreichte, stand man vor neuen sagt sie. Hier gibt es Filmabende, einen
an. Alena Timofeev und ihre bald hinzu- Herausforderungen. Für die 156 Bewoh- Handykurs für Senioren, eine monatli-
gekommene Kollegin Justyna Zdanowicz ner der Turnhalle Naumburgstraße wur- che Bürgersprechstunde des Bezirksrats
initiierten Sprachkurse, eine kostenlose den Sprachkurse organisiert, Ausflüge und sehr viel mehr. Doch auch traurige
Sozialberatung, Ausstellungen, Beschäf- in den Zoo und mehrere »Willkommens- Momente gab es. Beispielsweise als ein
tigungsangebote für Kinder und sogar Cafés«. Selbst Ministerpräsident Stephan Fenster des Nachbarschaftsladens mit
einen Gesundheits- und Sicherheitstag. Weil kam im Rahmen seiner Wahlkreis- Hakenkreuzen verunstaltet wurde oder
Schon bald war »Heidberg AKTIV« aus bereisung in den Heidberg, um sich über der AWO-Pavillon in der Stettinstraße mit
ausländerfeindlichen Parolen. Gern hätte
man das zehnjährige Jubiläum mit einer
MOIN! Der neue Stadtkiosk im Heidberg. großen Party auf dem Erfurtplatz gefeiert,
Freundlich. Fair. Umfangreich.
doch die Pandemie machte dies leider
WIR SIND Postagentur, Postbank, DHL Service, Toto/Lotto, Zei- unmöglich. Trotzdem blickt man zufrieden
tungen, Schreibwaren/Schulbedarf, Fahrkarten BSVG,
zurück. »Es gab im Heidberg zwar viel,
Backwaren, Kaffee, Zigaretten/Tabakwaren, Eis, Kalt-
aber es fehlte eine Vernetzung«, meint
DIE NEUEN getränke, Snacks, wechselnde Wochenangebote. Martin Stützer. »Man kann sagen, dass
wir unseren Auftrag mehr als erfüllt ha-
NACHBARN – HEIDBERG BÜDCHE – Heidberg Büdche ben. Aber wir sind noch lange nicht am
Stettinstr. 3a, 38124 Braunschweig
Ziel angekommen«