Meisterhafte Drinks
Auch im 10. Jahr will iVent-Betreiber Erhan Erdal seinen Gästen neue Attraktionen bieten.
Der Cocktail-Meister höchstselbst: Erhan Erdal.
Einen Cocktail trinken und die Skyline von Braunschweig bestaunen, diese fantastische Möglichkeit bietet in Braunschweig nur das iVent. Das Getränk wird hier oft nicht von einem gewöhnlichen Barkeeper gemixt, sondern vom türkischen Cocktail-Meister Erhan Erdal persönlich. Bei der türkischen Meisterschaft, der sogenannten »Türkiye Barmenler dernegi«, belegte er 1993 den 1. Platz. 1994 konnte er immerhin den 4. Platz erringen.
Erhan Erdal betreibt das iVent nun seit zehn Jahren. Inzwischen wohnt er sogar im Heidberg – und zwar unter seinem Restaurant, am Jenastieg, im 15. Stock. Damit es den Gästen nicht langweilig ist, haben er und sein 20-köpfiges Team sich auch 2018 einiges ausgedacht.
Zunächst hat man den Räumlichkeiten eine neue Farbe und neue Möbel verpasst.
Dazu leitet Erdal einen Workshop für Cocktail-Liebhaber, der für 49 Euro drei Cocktails zum selber mixen und eine große Tapas-Platte bietet. »Alles sehr exklusiv, im abgetrennten Raum«, meint Erdal.
Geplant sind auch Salsa-Partys und Aktionen mit einem besonderen Koch. Wer Lust auf Livemusik hat, sollte bei der »Sky Night« nicht fehlen. Jeden Donnerstag stehen »Ray and Friends« auf der Bühne – mit gelegentlicher Unterstützung von Erhan Erdal an der Bongotrommel. Neben der Musik gibt es den ganzen Abend eine Happy Hour für Cocktails. Jeder alkoholische Cocktail kostet 5,50 Euro, alkoholfreie Cocktails gibt es für 4,50 Euro.
Damit auch unsere Leser mitfeiern können, bieten wir ein Gewinnspiel an. Zu gewinnen gibt es 5 x 2 Cocktails. SÜDLICHT-Leser haben die Wahl zwischen dem hochprozentigen »Heidberg Wolke 17« (Weißer Rum, Apricot Brandy, Grenadine Sirup, Zitronensaft, Maracujasaft, Kirschsaft) oder dem alkoholfreien »Heidberg Classic« (Ananassaft, Orangensaft, Zitronensaft, Bananensirup).
Unsere Preisfrage lautet: In welchem Stockwerk liegt das iVent? Wer uns bis zum 1. Juni die richtige Antwort (und natürlich den Namen seines bevorzugten Cocktails) zukommen lässt, kann an der Verlosung teilnehmen. Per Postkarte: Redaktion SÜDLICHT, AWO, Steinweg 34, 38100 Braunschweig, oder per E-Mail: suedlicht-magazin@web.de
Text: Felix Gehrke
»Wieder eine klare Struktur«
Der Wochenmarkt am Erfurtplatz hat seit dem 10. April ein neues Gesicht.
Ab April wird am Erfurtplatz alles anders. Sigrid Stalinski hat seit einem Jahr die Marktaufsicht.
Bislang glich der Wochenmarkt am Erfurtplatz ein wenig einer Wagenburg. Überall versperrten Kleintransporter den Blick auf die einzelnen Stände. Das Ganze wirkte wie willkürlich zusammengewürfelt. Der einst florierende Markt führte zuletzt ein Schattendasein am Rande des Parkplatzes. Doch das soll nun anders werden.
Wie Sigrid Stalinski und Kirsten Eichwald vom Bereich Marktwesen der Stadt Braunschweig mitteilen, wurden schon lange Überlegungen angestellt, wie man den Markt attraktiver gestalten könnte. Heraus kam ein neues Konzept, das am 10. April startete.
Bei der Neugestaltung des Wochenmarktes spielten viele Faktoren eine Rolle. Zum einen wollte man einen Markt, der zum Bummeln einlädt. Daher werden in Zukunft nicht die Kleintransporter der Marktbeschicker, sondern die Stände selbst in den Mittelpunkt gerückt. Gerade die neue Anordnung der einzelnen Stände erforderte gründliche Planung, denn es musste beispielsweise darauf geachtet werden, dass Fleisch und Fisch nicht in der prallen Sonne stehen. Wichtig ist auch, dass die Stände mit den am Erfurtplatz ansässigen Geschäften harmonisieren: Keiner freut sich, wenn ausgerechnet ein Stand mit Brot, Kuchen, etc. vor einer Bäckerei platziert wird.
Für Sigrid Stalinski gehört so etwas zum Alltag. Sie hat die Aufsicht über Braunschweigs Wochenmärkte, rechnet persönlich Standmieten und Stromverbrauch ab. Zwölf Standorte gibt es in der Region. Bei einigen, wie zum Beispiel beim Wochenmarkt auf dem Magnikirchplatz oder im Heidberg, sieht sie Handlungsbedarf. »Es musste was passieren«, erklärt sie. Ihre Kollegin Kirsten Eichwald nickt: »Jetzt ist wieder eine klare Struktur erkennbar und die Marktkunden haben einen attraktiven Laufweg über den Wochenmarkt. Wir sind gespannt, wie das neue Konzept angenommen wird. Um die Stammkunden auf die Veränderungen vorzubereiten, wurden im Vorfeld Flyer des Lageplans verteilt.«
Auch wenn die Wege der Händler durch die neue Parksituation nun etwas weiter sind, profitieren auch sie von einem attraktiven Markt. Und durch den demografischen Wandel, der sich derzeit im Heidberg vollzieht, sieht die Zukunft des Wochenmarkts gut aus. Verbesserungsmöglichkeiten gibt es dennoch viele. Sigrid Stalinski und Kirsten Eichwald würden beispielsweise gern eine Gulaschkanone oder einen Stand mit Säften oder Waffeln und Kaffee am Erfurtplatz sehen: »Bei einem Wochenmarkt ist vor allem die richtige Mischung wichtig.«
Musikalisch Flagge zeigen
Am 23. März fand in der St. Thomas-Kirche das »Konzert für Vielfalt« statt.
Die Heidbergerin Zuzanna Choma trat mit ihrem Song »Imagination« sogar im Fernsehen auf.
Für Musikliebhaber ist das »Konzert für Vielfalt« schon lange ein Geheimtipp. Wo sonst kann man ohne Eintritt Musik aus aller Welt genießen? In den letzten Jahren konnte man so unter anderem den stimmgewaltigen Tenor Christoph Rosenbaum, das FM JazzDuo, den Philippinischen Chor oder Aly Keita, einen namhaften Balafonspieler von der Elfenbeinküste hören.
Den Veranstaltern liegt das Konzert am Herzen. »Das bunte Programm spiegelt die große Vielfalt im Heidberg wieder. Mit Künstlern aus verschiedenen Kulturen soll ein Beitrag für mehr Toleranz und gegen Rassismus geleistet werden«, erklärten sie.
In der »Internationalen Woche gegen Rassismus« möchte man musikalisch Flagge zeigen. Bezirksbürgermeisterin Christiane Jaschinski-Gaus wies in ihrer Rede auf die lange Geschichte dieser Aktion hin. Vor 52 Jahren wurde der 21. März von den Vereinten Nationen zum »Internationalen Tag gegen Rassismus« erklärt. Gerade Musik sei ein gutes Mittel, um Schranken abzubauen.
Martin Stützer von der AWO-Migrationsberatung schloss sich ihr an. Da es im nächsten Jahr das 100-jährige Jubiläum der AWO zu feiern gilt, blickte er auf das Verbot der Organisation unter den Nationalsozialisten zurück.
Begeisterten das Publikum: »Mizwa« aus Hannover.
Den Anfang machte diesmal Zuzanna Choma, Schülerin am Gymnasium Raabeschule. Die 15-Jährige trat im Februar als Kandidatin der Castingshow »Dein Song« beim Sender KIKA auf, wo sie mit ihren selbstkomponierten Liedern ins Finale kam.
Den musikalischen Höhepunkt bildete das Ensemble »Mizwa« von der jüdischen Gemeinde Hannover. Pianist und Arrangeur Alexander Kostowetzkiy erzählte zwischendurch im Plauderton über jüdisches Brauchtum und die Geschichte der jüdischen Musik. Begleitet wurde er von der Geigerin Tatiana Kischinewska und der Sängerin Alina Radukan, die lange in Braunschweig gelebt hat. Der Begriff »Mizwa« kommt übrigens aus dem Hebräischen und bedeutet im weitesten Sinne »Pflicht«.
Die Gruppe sang an diesen Abend vorwiegend auf Jiddisch. Kostowietzkiy: »Da etwa 70 Prozent der Wörter aus dem Deutschen kommen, kann uns eigentlich jeder Deutsche verstehen – wenn er gut Deutsch spricht.«
Wer dabei glaubt, dass sich jüdische Musik nur auf Klezmer beschränkt, wurde schnell eines Besseren belehrt. Das Repertoire der Gruppe reichte von klassischer jüdischer Musik bis zu jiddischen Originalfassungen weltbekannter Songs, die in modernen Arrangements dargeboten wurden.
Martin Stützer (links) und Mizwa gratulierten Geburtstagskind Rachel (2. v.r.)
Besonders Sängerin Alina Radukan begeisterte mit ihrer einzigartigen Stimme die Zuhörer. »Ich bin sicher, dass wir Mizwa nicht zum letzten Mal hier gehört haben«, tröstete Alina Timofeev von Heidberg AKTIV das Publikum nach der Zugabe. Draußen warteten schon die Mitarbeiter der Freiwilligenagentur, die eine große Wand aufgebaut hatten, auf der jeder ein Statement gegen Rassismus abgeben konnte.
Die größte Überraschung kam jedoch am Schluss, als sich herausstellte, dass die 90-jährige Rachel, die eigens aus der Weststadt kam, um das Konzert zu besuchen, Geburtstag hatte.
Stiller Held im Club 100
Mathias Fuchs vom HSC Leu erfährt vom DFB eine besondere Ehrung
Heute G-Jugend – morgen Championsleague! Mathias Fuchs und Kathrin
Gar nicht lange ist es her, dass ich Mathias Fuchs das letzte Mal zum Interview in seinem Reihenhaus besuchte. Denn schon 2017 wurde der 55jährige als Jugendleiter des Heidberger Sportclub LEU 06 vom Deutschen Fußballbund zusammen mit 34 weiteren Niedersachsen als »Kreissieger des DFB-Ehrenpreises« ausgezeichnet (SÜDLICHT berichtete).
Mathias Fuchs hinterließ bleibenden Eindruck. Der DFB, der vor zwanzig Jahren überlegte, den vielen Ehrenamtlichen etwas Gutes zu tun, wählte bundesweit aus allen Kreissiegern genau 100 herausragende Ehrenamtliche aus – Fuchs unter ihnen! Damit steigt er in die höchste »Ehrungsliga« auf und wird für ein Jahr Mitglied im »Club 100« des DFB. »Höher geht es nicht«, sagt Fuchs augenzwinkernd. »Im Fußball wäre das vielleicht die Champions League. Allein Niedersachsen hat 44 Kreise.«
»Die Preisträger stehen stellvertretend für über eine Million Ehrenamtliche in Deutschland, die sich rund um den Fußball engagieren und ohne deren Einsatzwillen und Begeisterungsfähigkeit in den Vereinen kaum etwas funktionieren würde«, heißt es im aktuellen NFV-Journal.
Und wie fühlt sich Fuchs mit der Auszeichnung? »Ein stiller Held, der Ausdruck gefällt mir.« Die Einladung des DFB zu einem Länderspiel in München als Dankeschön inkl. Fahrkosten, Übernachtung und Galaabend plus Begleitperson nehme er gerne an. »Nach München fahre ich mit Heinrich Linek, das bedeutet mir sehr viel. Er ist als Co-Trainer 16 Jahre lang an meiner Seite und hat es genau so verdient wie ich.«
Fuchs ist beim HSC LEU aktuell Trainer der A-Jugend, Co-Trainer der 2. Herren und teilt sich das Training der G-Jugend mit Kathrin Zieger (Foto). Vor allem ist Fuchs ein großer Organisator und Motivator. So sieht er die Aufnahme in den »Club 100« als Bestätigung seiner Arbeit. »Besonders die Arbeit mit Kindern macht Spaß. Sie sind authentisch, ehrlich und man sieht unmittelbare Erfolge. Geld spielt bei ihnen keine Rolle. Durch Fußball kann man jungen Menschen, auch indirekt, etwas mit auf den Lebensweg geben. Dazu gehört aber auch ein unheimlicher Zeitaufwand mit Training, Spielen, Turnieren, Abschlussfahrten. Natürlich muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er bereit ist, diese Zeit für junge Menschen zu opfern.«
Da freut es einen als Ehrenamtlichen besonders, wenn die Eltern junger Spieler am Ende der Saison auch mal geradewegs mit ausgestreckter Hand auf einen zukommen und für die tolle Arbeit mit ihren Kindern und die geopferte Zeit ihren Dank aussprechen! Auch das ist eine Auszeichnung für jeden Ehrenamtlichen. Und wohin geht es in Zukunft, Mathias Fuchs? »Ich lasse es nach 16 Jahren Vereinsarbeit etwas ruhiger angehen.«
Text: Bernd Reiners
Wieder ein Stück weitergekommen
Im Februar wurde das Südliche Ringgleis freigegeben.
(Foto: Gerald Gaus) Christiane Jaschinski-Gaus und Ulrich Markurth bei der Eröffnung des Südlichen Ringgleises am Kennelweg.
Den Anstoß gab eine Unterschriftenaktion, in der sich 1.200 Bürger für die Erhaltung der historischen Ringgleis-Trasse aussprachen. Die Stadt hatte damals vor, das Gebiet stückweise zur verkaufen. Das war 1995. Bürgeranhörungen sowie Diskussionen am Runden Tisch folgten. 2011 wurde schließlich ein Masterplan erstellt: Entlang des historischen Ringgleises und der noch genutzten Bahnanlagen sollte ein Naherholungsgebiet mit integriertem Rad- und Fußweg entstehen. Der fertige Ringgleisweg sollte eine Gesamtlänge von etwa 19 km erreichen und ganz Braunschweig umschließen.
Im September 2017 wurde mit dem Bau von vier Abschnitten begonnen; darunter das südliche Ringgleis, das von der A391 bis zur Echobrücke reicht. Der Plan sah vor, das Westliche Ringgebiet und Heidberg-Melverode zu verknüpfen. Der Ringgleisweg, das Kennelbad sowie das Nachwuchsleistungszentrum von Eintracht Braunschweig sollten über eine Rampe an den überregionalen Weser-Harz-Heide-Radweg angebunden werden. Durch die Rampe ist es mit 1,42 Millionen Euro der mit Abstand kostspieligste Abschnitt des Projekts geworden.
Im Februar konnte das aufwändige Bauvorhaben freigegeben werden. Beim Festakt am Kennelweg waren neben Oberbürgermeister Ulrich Markurth auch die Bezirksbürgermeisterin Christiane Jaschinski-Gaus sowie Mitglieder aus dem Bezirksrat Heidberg-Melverode zugegen.
»Das südliche Ringgleis verbindet Menschen und Stadtteile. Es ist ein neues Markenzeichen für Braunschweig«, erklärte Markurth in seiner Eröffnungsrede. »Das Bauwerk des 17 Meter hohen Dammes ist eine Meisterleistung, die Aussicht beeindruckend«, schloss sich Frau Jaschinki-Gaus an. »Kennelbesucher aus anderen Stadtteilen können jetzt bequem über das Ringgleis zum Baden fahren. Möglich ist jetzt auch sogar, per Rad ins Eintrachtstadion zu gelangen.«
Das Ergebnis kann sich tatsächlich sehen lassen. Am Wegesrand tauchen immer wieder alte Überbleibsel der Bahn auf, die an die historischen Ursprünge des Damms erinnern. »Der Weg ist ein Unikat«, schwärmte Markurth.
Insgesamt wurden 11.000 Kubikmeter Boden bewegt. Aufgrund des Artenschutzes wurden Amphibienleiteinrichtungen installiert und naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt.
Derzeit endet der südliche Ringgleisweg an der Brücke, am Kennelweg. Laut Markurth soll jedoch auch dieser Abschnitt bald fortgesetzt werden. Die Kosten nimmt die Stadt Braunschweig gern in Kauf, denn man hofft, die Gegend entlang des Naherholungsgebiets attraktiv für Anlieger und Institutionen zu machen. Das Ringgleis soll zu einer Adresse werden, mit der man sich gern identifizieren möchte. Ob diese Rechnung aufgeht, bleibt abzuwarten. Zumindest die Naturliebhaber können sich schon jetzt auf einen sommerlichen Spaziergang am Südlichen Ringgleis freuen.
Eröffnung mit Sommerfest
Der neue Nachbarschaftsladen am Erfurtplatz öffnet im Spätsommer seine Türen.
Wo vorher Schnitzel geklopft wurden, wird demnächst Bürgerberatung geboten.
So richtig glauben kann es Alena Timofeev vom Stadtteil-Projekt Heidberg AKTIV noch immer nicht, dass der langersehnte Nachbarschaftsladen bald Realität ist. Was sich zunächst über Jahre hinzog, nahm in nur wenigen Monaten Gestalt an. Nachdem der Förderantrag des AWO-Bezirksverbandes im Februar vom Rat der Stadt bewilligt wurde, begannen bereits am 16. März die Bauarbeiten durch den Eigentümer der Immobilie, die Braunschweiger Baugenossenschaft eG (BBG).
Gern würde man ein festes Datum für die Eröffnung anpeilen, doch man weiß, dass bis dahin noch viel getan werden muss. So muss zum Beispiel eine »Nutzungsänderungsgenehmigung« eingeholt werden, da die Räumlichkeiten in der Vergangenheit als Fleischerei gedient haben. Für die Gemeinschaft der Initiatoren ist das nur ein weiterer Posten, um den sie sich kümmern müssen. Theoretisch würde dem Nachbarschaftsladen zwar nun ein hauptamtlicher Mitarbeiter zustehen, doch der wird wohl erst finanziert, wenn der Laden steht.
Zwar trägt die BBG die Kosten für die notwendigen Baumaßnahmen und die Stadt Braunschweig unterstützt den künftigen Betreiber mit einem Zuschuss für Personal-, Miet- und Sachkosten. Für die notwendige Innenausstattung und Technik hat Alena Timofeev Drittmittel eingeworben: Die drei Heidberger Kirchengemeinden, der HSC Leu, der Bürgerverein Offener Heidberg, die Nibelungen Wohnbau GmbH und die Sparkassenstiftung erklärten sich hier spontan bereit, das Projekt mit Spendengeldern zu unterstützen.
Der Nachbarschaftsladen am Erfurtplatz soll Platz für Beratungsangebote wie die offene Bürgersprechstunde, die Schuldnerberatung und die Nachbarschaftshilfe bieten. Aber auch Vereine, Seniorenkreise und verschiedene Gruppierungen sollen hier endlich einen ständigen Versammlungsort finden. Erst im Frühjahr startete man einen Aufruf, der bereits einige Vereine und Gruppen auf den Plan rief. Zurzeit ist man mit der Schaffung einer Nutzungs- und Gebührenordnung beschäftigt – möglichst mit einer preislichen Staffelung, die kleine Vereine nicht benachteiligt.
Es gibt also noch viel zu tun. Doch trotz aller Vorsicht hofft man auf eine Eröffnung des Nachbarschaftsladens im Spätsommer. Geplant ist ein Sommerfest mit Buden, Bühnenprogramm und Konzerten auf dem Erfurtplatz, das eine Woche andauern soll. »Es wird sozusagen ein Weihnachtsmarkt im Sommer«, freut sich die nimmermüde Alena Timofeev.
Falls Sie mit Ihrer Gruppierung oder mit Ihrem Verein Interesse an der Nutzung des Nachbarschaftsladens ab dem Spätsommer 2018 haben, melden Sie Ihre Wünsche und Bedarfe bitte bereits jetzt bei Frau Timofeev unter heidberg-aktiv@awo-bs.de oder 0531 – 28 50 98 44.
Hallenbad Heidberg: Neubau für 8,6 Millionen Euro
Das alte 25-Meter-Becken soll einem Neubau weichen.
Gehört bald der Vergangenheit an: das 25-Meter-Becken im Sportbad Heidberg.
Während sein großer Bruder, das Sportbad, noch immer ein begehrter Ort für Wettkämpfe ist, kann das 1973 eröffnete Hallenbad direkt nebenan anspruchsvolle Badegäste nicht wirklich begeistern. Das 25-Meter-Becken mit Nichtschwimmerbereich, Planschbecken und Umkleidetrakt war vor 45 Jahren auf der Höhe der Zeit. Heute jedoch ist es hoffnungslos veraltet.
Schon lange war das Hallenbad ein Streitpunkt. 2017 sollte ein konkreter Sanierungsplan erstellt werden, für den rund 150.000 Euro an Planungskosten abrufbereit standen. Auch Christoph Schlupkothen, Geschäftsführer der Stadtbad Braunschweig Sport und Freizeit GmbH, sah dringenden Handlungsbedarf. »Bröckelnder Beton, abplatzende Fliesen, unangenehme Gerüche und eine völlig veraltete und ineffiziente Technik sind deutliche Zeichen, dass die Zeit für eine umfassende bauliche Erneuerung reif ist«, erklärte Schlupkothen der Braunschweiger Zeitung.
Vier Varianten standen zur Debatte, bis man sich im letzten Oktober für einen Ersatzbau entschied.
Für einen Ersatzbau spricht, dass die Nutzungsdauer hier 30 Jahre betragen würde. Ein Jahrzehnt länger als bei einer Komplettsanierung also. Dazu lässt sich die Nutzungsdauer eines Neubaus durch Sanierung um weitere 20 auf 50 Jahre verlängern. Auch die Energiekosten würden sich jährlich um etwa 50.000 Euro verringern.
Rund 8,6 Millionen Euro wird der Neubau des Hallenbads kosten. Das Volumen der derzeitig angebotenen Becken wird sich dabei nicht ändern, höchstens deren Anordnung. Gern hätte man auch eine Sauna integriert, doch das würde die Kosten weiter in die Höhe treiben.
Besonders der Eingangsbereich des Gebäudes soll größer und moderner werden. Zudem möchte man das Bad barrierefrei machen, denn zurzeit befinden sich die Umkleidekabinen und Duschen im Untergeschoss. Ziel sei es, alles auf einer Ebene unterzubringen, so Schlupkothen. Gerade für ältere Gäste würde dies eine große Erleichterung bedeuten.
Mitte 2018 werden die Planungsergebnisse vorliegen. Ein Abriss des alten Hallenbads könnte im Jahr darauf erfolgen. Das große Sportbad wird von den Bauarbeiten jedoch nicht betroffen sein. Schlupkothen spekuliert, dass eine Neueröffnung des Hallenbads bis zur Jahreswende 2020/2021 möglich sei.
Neu: Unterwasser-Scooter im Sportbad Heidberg!
Wer über 16 Jahre alt ist und absolut cool sein möchte, kann ab März mit einem Unterwasser-Scooter durchs 25-Meter-Becken düsen. Einzige Voraussetzung: Die Sportgeräte müssen vorher an der Kasse reserviert werden. Die Scooter können wochentags und an veranstaltungsfreien Samstagen ab 17:00 Uhr genutzt werden. Bitte zum gebuchten Termin eine Schwimmbrille mitbringen!
Spielausfälle sind an der Tagesordnung
Der SV Melverode-Heidberg soll ein Kunstrasenspielfeld bekommen.
Laut des einstimmig im Rat beschlossenen Sportentwicklungsplans »Masterplan Sport 2030« soll die Bezirkssportanlage Melverode in den nächsten Jahren zur familienfreundlichen Sportanlage werden. Matthias Magull, der 1. Vorsitzende des SV Melverode-Heidberg, würde sich darüber freuen – vor allem, wenn es einen konkreten Zeitplan für dieses Vorhaben gäbe. Trotz vieler sportlicher Erfolge blickt er besorgt in die Zukunft. Grund: Durch witterungsbedingte Umstände ist das Spielfeld des Vereins fünf Monate im Jahr praktisch unbespielbar. »In dieser Saison musste jedes zweite Heimspiel abgesagt werden«, ärgert sich Marcus Dlugokinski, der Leiter der Fußballabteilung. Vereine mit einem Kunstrasenplatz können fast das ganze Jahr trainieren und sind somit klar im Vorteil. Durch dieses Ungleichgewicht wird der Spielplan verzerrt, klagen viele Kreisligisten, die vor dem gleichen Problem stehen wie die Melveroder.
Fürs Zirkeltraining nutzte die Herrenmannschaft so den asphaltierten Platz vor der Feuerwehr. Alternativ griff man auf Hallen zurück, für deren Nutzung jedoch Gebühren fällig sind. Dazu musste man lange Anfahrtswege und späte Termine in Kauf nehmen. Zwar waren die Spieler des SV Melverode-Heidberg oft bereit, ihr eigenes Geld zu investieren, doch auch ihr Idealismus stößt irgendwann auf Grenzen, befürchtet Magull: »Viele Vereinsmitglieder sind verärgert. Wenn nicht bald etwas passiert, werden uns die Spieler weglaufen.«
Die Stimmung im Verein ist dementsprechend schlecht. »Wir fühlen uns von der Sportfachverwaltung allein gelassen«, klagt Dlugokinski. Alles was man sich erhofft, ist ein Signal, dass bald etwas passiert, schließt sich Magull an.
Da mittlerweile viele Vereine im Norden Braunschweigs über einen eigenen Kunstrasenplatz verfügen, fühlt man sich im Süden der Stadt übergangen. Es wurden sogar Überlegungen angestellt die Vereine dieser Region zusammenzufassen, doch man befürchtete den Verlust der regionalen Identität. Dazu Magull: »Gerade die Vereine sind ein Teil des Lebens hier. Das Schöne ist, dass wir nicht gegeneinander arbeiten, sondern uns unterstützen.«
Unterstützung könne der Verein gebrauchen. Jahrelang wurde die Bezirkssportanlage an der Glogaustraße vernachlässigt. Die Spuren sieht man noch heute. Maulwürfe und Wühlmäuse machen den Spielbetrieb schwer. »Es ist eigentlich eine tolle Anlage, die einfach liegengelassen wird. Ich finde das schade«, seufzt Magull.
Ein Kunstrasenplatz würde die Stadt etwa 500.000 Euro kosten. Da die Pflegekosten jedoch wesentlich niedriger und die Nutzungszeiten um ein Vielfaches höher sind, rechnet sich eine solche Investition auf lange Sicht. Auch die direkt gegenüberliegende Grundschule Melverode, die keine geeignete Sportanlage besitzt, würde davon profitieren. Im letzten Jahr sprach der Verein daher beim Bezirksrat vor. Ein entsprechender Antrag wurde im Dezember einstimmig beschlossen. Wann es losgehen soll, ist jedoch ungewiss.
Magull: »Wir selbst haben davon aus der Presse erfahren. Seitdem haben wir nichts mehr gehört. Es wäre schön, wenn man uns zumindest ein Zeichen geben würde, dass demnächst etwas passiert.«
Wenn Quietscheentchen Großes bewirken
Wie Angelika Preiß mit ihrer Sammlung ein Kinderhospiz unterstützte.
Ein ungewohntes Bild: Angelika Preiß ohne die für sie so typischen Plastikentchen.
»Ich bin hier so bekannt wie Tünnes und Schäl in Köln«, lacht Angelika Preiß während sie das Wechselgeld herausgibt. Seit über drei Jahrzehnten arbeitet sie im Sportbad Heidberg als Kassiererin. Dass die Badegäste sie schätzen, merkt man sofort. Vor einigen Monaten stand sie im Mittelpunkt des Interesses, als sie beschlossen hatte, ihre Sammlung von über 300 Plastikenten für einen guten Zweck zu versteigern. Der Erlös wurde inzwischen dem Kinderhospiz Am Hohen Tore gespendet.
Schuld an ihrer Sammelleidenschaft sind ihre Söhne, die im Kindesalter begeisterte Zuschauer der »Sesamstraße« waren, verrät sie. Wie Ernie und Bert wollten sie am liebsten mit einem Quietscheentchen in die Wanne. So entstand das Fundament für eine beeindruckende Sammlung. Gigantisch wurde sie, als die Heidbergerin begann, einige der Entchen an ihrem Arbeitsplatz aufzustellen. In der Folgezeit bekam die Entensippe ständigen Zuwachs. Viele Besucher des Sportbads brachten ihr über Jahre exotische Badeenten aus aller Welt mit. Selbst Enten aus Spanien, Griechenland und Australien waren in der Sammlung vertreten. Angelika Preiß war gerührt, wenn die Badegäste sogar im Urlaub an sie dachten.
Ihr erklärter Liebling ist Entchen »Brunhilde«, das ihr eine ältere Besucherin des Sportbads aus New York mitbrachte, nachdem sie dort in der Metropolitan Opera den »Ring der Nibelungen« gesehen hatte. »Als ich das gehört habe, konnte ich mich nicht mehr einkriegen«, lacht sie.
Nachdem sie in der Zeitung von der Arbeit des Kinderhospizes erfahren hatte, beschloss die 61-Jährige, ihre Sammelleidenschaft für eine gute Sache zu nutzen. Und als die Stadtbad GmbH grünes Licht für ihre Aktion gab, ging es am Jahresende los.
Gegen eine Spende von mindestens zwei Euro konnte jeder Besucher des Sportbads eines der Entchen, die im Fenster hinter ihr aufgebaut waren, erwerben. Die meisten Gäste gaben jedoch freiwillig mehr ins Spendenglas. Dank des großen Medienechos kamen in kürzester Zeit 1.505 Euro zusammen, die im Januar dem Hospiz übergeben wurden. Von der Spendensumme sollen spezielle Gartenmöbel angeschafft werden. Der Rest des Geldes soll bei der täglichen Betreuung und Pflege der Gäste und ihrer Angehörigen helfen, erklärte Petra Gottsand, die Leiterin des Hospizes.
Eine Neuauflage der Aktion wird es allerdings nicht geben. »Ich wünsche mir jedoch, dass es ein Anreiz für andere war, einen ersten Schritt zu machen.« Sie selbst habe lange überlegt, bevor sie zur Tat schritt, erzählt Angelika Preiß, die nächstes Jahr in den Ruhestand geht. Auch wenn man sie an der Kasse vermissen wird, bleibt sie dem Sportbad zumindest als Gast erhalten.
Heute ist ihre Sammlung recht bescheiden. Lediglich vier Enten hat sie behalten – darunter Entchen Brunhilde aus New York. »Das reicht«, schmunzelt sie.
Wer das Hospiz Am Hohen Tore ebenfalls unterstützen möchte, kann dies über folgenden Spendenkontakt tun: Hospiz Stiftung für Braunschweig, Braunschweigische Landessparkasse
IBAN: DE57 2505 0000 0199 9448 77 BIC: NOLADE2HXXX
»Viele wissen noch immer nicht, dass es uns gibt«
Die Freiwilligenagentur Braunschweig gab im Februar Einblicke in ihre Arbeit.
Am 23. Februar wurde im Haus der Kulturen über ehrenamtliches Engagement von Geflüchteten diskutiert.
Ohne Freiwillige geht in Braunschweig gar nichts. Sei es im Tierheim, im Städtischen Klinikum, bei der Lebenshilfe oder im Verein. Viele wichtige Einrichtungen und Organisationen wären ohne ehrenamtliche Helfer undenkbar. Auch SÜDLICHT wird von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter unterstützt.
Gerade im Heidberg und in Melverode sind die Freiwilligen nicht wegzudenken. Die Suppenküche der Stephanus-Gemeinde, die Sportvereine HSC Leu und SV Melverode-Heidberg, der Seniorenkreis und auch die Nachbarschaftshilfe leben allein vom sozialen Engagement der Anwohner. In Melverode war es die Unterkunft für Geflüchtete in der Glogaustraße, die unerwartet viele Helfer auf den Plan rief. Freiwillige begleiteten ihre neuen Nachbarn bei Behördengängen oder Arztbesuchen, gaben Deutschkurse oder halfen den Kindern der Geflüchteten bei den Hausaufgaben.
Dass soziales Engagement auch andersrum funktioniert, bewies die Freiwilligenagentur Braunschweig im Februar bei der Veranstaltung »Rein ins Ehrenamt«, bei der aufgezeigt wurde, wie sich Geflüchtete in ihrer neuen Heimat engagieren können. Gerade durch ein Ehrenamt fällt es Geflüchteten leichter, sich besser in der neuen Kultur zu integrieren. Doch das ist manchmal gar nicht so einfach. »Die Sprachbarriere spielt leider noch immer eine große Rolle«, erklärte Falk Hensel, der Vorsitzende der Freiwilligenagentur.
Der Mangel an Unterstützung aus der Wirtschaft macht das Ehrenamt unverzichtbat, meint Falk Hensel
Die Freiwilligenagentur Braunschweig ist so etwas wie eine Jobvermittlung für Ehrenämter. Wer sich gern sozial engagieren möchte, aber unentschlossen ist, wie, der ist hier genau richtig. Initiativen wie das Reparaturcafé in der Karlstraße oder die Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt von Michael Heinrich wurden von der Freiwilligenagentur erst möglich gemacht. Doch Francesca Ferrari von der Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen und Koordinierungsstellen für das Ehrenamt (LAGFA) gibt zu: »Viele wissen noch immer nicht, dass es uns gibt.«
Die Fragestellungen der Veranstaltung waren vielfältig: Wie können Geflüchtete in ein Ehrenamt begleitet werden? Welche Möglichkeiten zum Engagement gibt es? Kann das Ehrenamt eine Brücke in den Arbeitsmarkt werden?
Die erste Hürde besteht darin, dass der Begriff des Ehrenamtes gerade in armen Ländern so gut wie unbekannt ist, erklärte Annette Wallentin von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen. Für Kulturen, die ums wirtschaftliche Überleben kämpfen, ist ehrenamtliches Engagement natürlich ein Luxus. Die meisten Geflüchteten sehen im Ehrenamt jedoch die Möglichkeit, dem monotonen Dasein in der Unterkunft zu entrinnen. Insgesamt wurden so in Braunschweig bis heute 41 Geflüchtete vermittelt. Für 27 (darunter auch Bewohner der Glogaustraße) sucht man noch geeignete Stellen.
Viele Einrichtungen scheuen sich zunächst, mit Geflüchteten zu arbeiten, da sie sich von der Sprachbarriere abschrecken lassen. Doch der persönliche Kontakt zerstreut meist sämtliche Zweifel. Annette Wallentins Lieblingszitat lautet daher: »Erst mein Engagement hat mich in diesem Land lebendig gemacht.«
»Viele kommen erst, wenn es fast zu spät ist«
Hans-Jörg Hodemacher bietet im Heidberg Schuldnerberatung an.
Hans-Jörg Hodemacher greift ein, wenn uns die Schulden über den Kopf wachsen.
Manchmal trifft uns ein Schicksalsschlag, manchmal haben wir uns einfach nur finanziell übernommen. Ehe man sich versieht, ist man in den roten Zahlen. Wer da nicht aufpasst, sitzt ganz schnell in der sogenannten »Schuldenfalle«. Denn wenn die Zinsen eines Kredits nicht mehr bezahlt werden können, erfolgt eine Verzinsung der Zinsen und die Verschuldung wird zur Überschuldung.
»In einigen extremen Fällen trauen sich Menschen dann nicht mal, ihre Post zu öffnen – aus Angst vor einer weiteren Mahnung«, erzählt Hans-Jörg Hodemacher. Für ihn sind solche Situationen Alltag. Hodemacher ist Leiter der Schuldnerberatungsstelle Braunschweig. Seit Januar steht er an jedem zweiten Donnerstag im AWO-Pavillon, Stettinstraße, all jenen zur Seite, denen die Schulden über den Kopf wachsen.
»Leider kommen viele erst, wenn es fast zu spät ist«, bedauert der Diplom-Pädagoge. »Schulden sind in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabu, über das man nicht gern spricht. Da haben auch TV-Sendungen wie »Raus aus den Schulden« nicht geholfen.«
Nur 15 bis 20 Prozent der Betroffenen suchen eine Schuldnerberatungsstelle auf. Oft schrillen die Alarmglocken erst, wenn die Miete nicht mehr bezahlt werden kann. Hodemachers Besucher kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten. »Schulden sind ein Thema, das uns alle betrifft: vom Oberstudienrat bis zum Langzeitarbeitslosen«, weiß er.
In den allermeisten Fällen sind es plötzliche Arbeitslosigkeit, eine kostspielige Scheidung oder auch eine Erkrankung, die in die Überschuldung führen. In jungen Jahren springen dann oft die Eltern ein, doch mit zunehmendem Alter bekommen die Betroffenen statt Hilfe von ihrem Umfeld eher Vorwürfe. Hodemacher: »Das ist der Grund, wieso viele Menschen sich scheuen, sich zu offenbaren. Bei uns begegnet man den Leuten völlig vorurteilsfrei.«
Gemeinsam werden dann die Papiere durchgesehen und ein Weg aus den Schulden gesucht. Die Schuldnerberatungsstelle bietet dabei Rechtsberatung und psychologische Unterstützung zugleich.
In vier Stadtteilen Braunschweigs arbeiten Hodemacher und seine Kollegen auch direkt vor Ort. Auf die Arbeit im Heidberg ist er bereits gespannt: »Es ist ein Stadtteil, in dem gerade viel passiert. Gerade die gute Vernetzung macht den Heidberg sehr interessant. Aber auch Menschen aus anderen Ortsteilen sind bei uns natürlich immer willkommen.«
»Schuldnerberatung« – ein Angebot des Deutschen Roten Kreuzes, findet jeden 2. und 4. Donnerstag im Monat von 9.00 bis 11.00 Uhr im AWO-Pavillon, Schulzentrum Heidberg, Stettinstraße 1, statt.
Es bleibt ein komisches Gefühl
Was wurde eigentlich aus dem Gerstäcker-Museum? Wir sprachen mit Thomas Ostwald.
Thomas Ostwald, der Gründer des Gerstäcker-Museums vor dem verlassenen Gebäude an der Wolfenbütteler Straße.
34 Jahre war im ehemaligen Wach- und Küchenhaus von Schloss Richmond das Friedrich- Gerstäcker-Museum untergebracht. Am 2. Oktober 2016 schloss es endgültig seine Pforten. Museumsleiter Thomas Ostwald, der im nächsten Jahr seinen 70. Geburtstag feiert, kämpfte lange um den Fortbestand der Einrichtung, doch sein Wunsch nach einer Übernahme des Museums durch die Stadt erfüllte sich leider nicht.
»Obwohl wir dem Oberbürgermeister eine Petition mit 697 Unterschriften gegen die Schließung des Museums vorlegten, kam keinerlei Reaktion«, ärgert er sich. Erst im Jahr zuvor hatte man ein Konzept erarbeitet, in dem die Einrichtung in ein »Museum der Migration« umgewandelt werden sollte, da der Name des Reise- und Abenteuerschriftstellers Gerstäcker untrennbar mit Auswanderung verbunden sei. Vergebens. Das Resultat: Die einst liebevoll zusammengetragenen Exponate sind heute auf ganz Deutschland verteilt.
Die umfangreiche Sammlung historischer Schusswaffen befindet sich nun im Indianermuseum Derenburg, am Harz. Die Ausstellung zur Auswanderung wanderte zusammen mit einigen anderen Exponaten (darunter der Jagdanzug Gerstäckers) nach Hamburg, ins Auswanderermuseum BallinStadt. Ein Teil der Bibliothek mit Amerikanistik-Titeln ging an das Englische Seminar der TU Braunschweig, die anderen Bestände an das Stadtarchiv Braunschweig. Einige Stücke der ethnologischen Sammlung, die in Braunschweig verblieben, waren bis zum Jahresanfang in der Ausstellung »Weitblick« im Städtischen Museum zu sehen.
Dr. Peter Joch, der neue Leiter des Museums, sei sehr an den verbliebenen Teilen der Gerstäcker-Gesellschaft interessiert, freut sich Ostwald: »Ich wollte immer, dass die Sammlung in Braunschweig bleibt. Es wäre schön, wenn Friedrich Gerstäcker mit einer eigenen Vitrine im Städtischen Museum vertreten wäre.«
Was aus dem leerstehenden Gebäude an der Wolfenbütteler Straße wird, war anfangs ungewiss. Da ein Teil der Liegenschaft jedoch als Wohnraum dient, soll auch die Fläche des ehemaligen Museums einer solchen Nutzung zugeführt werden, beschloss die Verwaltung im letzten Jahr.
Selbst wenn das Gerstäcker-Museum nun Vergangenheit ist – die Gerstäcker-Stiftung ist es nicht. Momentan arbeitet man daran, eine ungekürzte Werkausgabe des Schriftstellers, die 44 Bände umfassen soll, herauszugeben. Fünf Bände sind bereits erschienen.
Und auch sonst kann Thomas Ostwald nicht über Langeweile klagen. Wenn er nicht im historischen Kostüm Stadtrundgänge veranstaltet, schreibt er Braunschweig-Krimis, neue Abenteuer Old Shatterhands und Sherlock Holmes-Geschichten. Ein bisschen Wehmut bleibt trotzdem: »Immer wenn ich am ehemaligen Museum vorbeikomme, ist es ein komisches Gefühl.«
Das einzige, das nun in Braunschweig an Gerstäcker erinnert, sind eine Straße und ein Jugendbuchpreis, der immerhin seit 1947 verliehen wird. In Amerika ist das anders: Kein Geringerer als Bill Clinton hatte 1986, während seiner Amtszeit als Gouverneur von Arkansas, den 10. Mai zum Friedrich-Gerstäcker-Day erklärt.
Freunde des Museums können zumindest im Internet noch einen virtuellen letzten Blick in die Räumlichkeiten werfen. Auf der Homepage www.gerstaecker-museum.de findet man neben einem 360 Grad Rundgang durch die Museumsräume auch alles über die aktuellen Tätigkeiten der Gerstäcker-Gesellschaft.
Kurzmeldungen
Selbständig bleiben im Alter
Bekanntlich nimmt das Erinnerungs- und Konzentrationsvermögen im Alter ab. Ältere Menschen, die aktiv etwas für ihre mentale Fitness tun wollen, können jedoch mit Gedächtnistraining den Geist in Schwung halten. Wissenschaftliche Studien bestätigen: Wer täglich 15 Minuten übt, bleibt lange fit.
Um Gedächtnistraining geht es auch bei »Selbständig bleiben im Alter«, einem neuen Angebot des integrativen AWO-Stadtteilprojekts »Heidberg AKTIV«. Die Trainerin Kerstin Hasselbach bringt den Teilnehmenden einfache Übungen bei, die im Sitzen und sogar im Liegen zu Hause ausgeführt werden können. In das Training kann jederzeit eingestiegen werden.
Das Training findet jeden Dienstag von 10.00 bis 12.00 Uhr im AWO-Pavillon am Schulzentrum Heidberg, Stettinstraße 1, statt. Eine 5er-Karte kostet 25,00 Euro und eine 10er-Karte ist für 45,00 Euro zu haben. Auskunft erteilt Projekt-Koordinatorin Alena Timofeev unter 0531-28 50 98 44.
Verspätete Weihnachtsfreude
Etwas traurig war man schon, als ausgerechnet zu Beginn des Weihnachtsmarkts im Heidberg ein Dauerregen einsetzte – denn schließlich sollten die Erlöse an einen guten Zweck gehen. Doch trotz des schlechten Wetters kamen im Dezember 310 Euro zusammen, die an den Förderverein der IGS Heidberg gingen. Die Scheckübergabe erfolgte am 15. März beim Arbeitskreis Heidberg.
Von links nach rechts: Kerstin Born von der Nibelungen Wohnbau GmbH, Andreas Gehrke von der BBG, Daniella Zschietzschker von der IGS Heidberg und Alena Timofeev vom integrativen Stadtteil-Projekt Heidberg AKTIV.
Die »Alte Schule am Südsee« wird zum Dorfgemeinschaftshaus
Lange war die »Alte Schule« am Südsee der bevorzugte Versammlungsort in Heidberg-Melverode, bis das Gebäude 2016 wegen baulicher Mängel geschlossen werden musste. Fortan sah man sich gezwungen, auf die Räumlichkeiten des Sportbads Heidberg auszuweichen. Nach Bemühungen von Vereinen und dem Bezirksrat wurde dem Finanz- und Personalausschuss im Frühjahr ein Konzept des Kulturrings Melverode vorgelegt, in dem für die Sanierung der alten Schule ein einmaliger Investitionszuschuss in Höhe von 73.000 Euro gefordert wurde. Für Miete, Reinigung und Hausmeisterkosten kämen weitere 37.000 Euro jährlich auf die Stadt zu. In der Vergangenheit hatte der Kulturring, der als Pächter des Gebäudes fungierte, die Kosten durch die Vermietung an einen Gastronomen erwirtschaftet. Da dies nicht mehr möglich sei, soll die Stadt als Pächter einspringen. Nachdem der Bezirksrat geschlossen hinter dieser Initiative stand, wurde das Konzept im Februar auch vom Rat befürwortet. Einen genauen Zeitplan gäbe es zwar noch nicht, doch erste Gespräche haben bereits stattgefunden, verriet uns der Eigentümer der Immobilie, die Nibelungen Wohnbau GmbH.
Barrierefrei am Erfurtplatz
Dass Bürokratie auch unkompliziert funktionieren kann, bewies die neue behindertengerechte Rampe am Erfurtplatz, die Rollstuhlfahrern, Nutzern von Rollatoren und Anwohnern mit Kinderwagen dienen soll. Auf vielfachen Wunsch wurde die Forderung des Bezirksrats in Rekordzeit umgesetzt. Leider jedoch hat sich die Neuerung noch nicht überall herumgesprochen, bedauert Bezirksbürgermeisterin Christiane Jaschinski-Gaus. Neben dem Mehr an Sicherheit bietet die neue Rampe eine prima Abkürzung zur Straßenbahnhaltestelle.
Ein Platz für Blaumeisen
Eines der größten Gebäude im Heidberg bekam im letzten Jahr ein neues Gesicht. Die Fassade des Objekts Hallestraße 54/55, das fast 100 Mieter beherbergt, kann neben einer neuen Dämmung auch mit neuen Farben überzeugen. Die Nibelungen verpasste ihrem Haus einen Anstrich in vier dezenten Farbtönen: grün, türkis, himmelbau und dunkelblau. Zwar war es im Quartier eines der ersten Gebäude mit Wärmeschutz, doch der war nicht mehr zeitgemäß. »Inzwischen war das vorhandene Dämmsystem sanierungsbedürftig«, berichtete Projektleiter Markus Mauer. »Damit sind die 1965 gebauten Häuser nun energetisch auf dem Stand eines Neubaus.« Nebenbei wurde die Modernisierung genutzt, um Nisthilfen für Höhlenbrüter und Halbhöhlenbrüter anzubringen – etwa für Blaumeisen, Sperlinge und Rotschwänzchen. Gesamtinvestition: rund 850.000 Euro.
SÜDLICHT im Internet
SÜDLICHT-Mitarbeiter Waldemar Bruchmann ist nicht nur ein nimmermüder Anzeigenleiter, sondern seit neuestem auch der offizielle Webmaster unseres Magazins, denn Computer sind seine große Leidenschaft. Der emsige Bastler und Tüftler hat ganz nebenbei eine Internetpräsenz für uns erarbeitet, in der man nicht nur das aktuelle Heft, sondern sämtliche alten Ausgaben abrufen kann. Dafür vom ganzen Team ein herzliches Dankeschön! Unter www.suedlicht-zeitung.de findet man uns zukünftig auch im Internet. Da es bei der Verteilung immer wieder zu Engpässen oder Missgeschicken kam, kann man nun sicher sein keine neue Ausgabe zu verpassen. Wir sind schon gespannt, wie die Website unseren Lesern gefällt. Kritik und Anregungen sind natürlich immer willkommen!