Beiträge 2023-1

Ein feuriger Geburtstag

Die Kinderfeuerwehr Melverode feierte im Dezember zehnjähriges Jubiläum.

Das Jugendwort des Jahres 2012 hieß YOLO (die Abkürzung von »you only live once«), verriet Tarik Baddouh, der Ortsbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Melverode gleich am Anfang. Doch auch andere Dinge hatten 2012 ihren Ursprung. Am 12.12. des Jahres wurde die hiesige Kinderfeuerwehr ins Leben gerufen. Grund genug, die kleinen »Feuerdrachen« ausgiebig zu feiern. Nicht nur die stolzen Eltern waren da, auch Vertreter*innen des »Fördervereins Feuerwehr und Jugendfeuerwehr Braunschweig«, des »Kulturrings Melverode«, der »Schießvereinigung Hubertus«, des »Kleingartenverein Ibenkamp« und viele andere kamen, um in der Mehrzweckhalle der Grundschule Melverode zehn Jahre Kinderfeuerwehr Revue passieren zu lassen. Bereits am Vortag war man mit der Dekoration der Halle und dem Aufpumpen vieler bunter Luftballons beschäftigt. Der Aufwand lohnte sich. Auch der beleuchtete Weg sorgte für festliche Stimmung.
Das Anschneiden einer liebevoll gestalteten Geburtstagstorte war nur der Anfang. Nach feierlichen Grußworten wurde jedes der sechs- bis zehnjährigen Kinder mit einem kleinen Geschenk belohnt. Zugleich präsentierte man die ersten, von der Stadt finanzierten Dienstuniformen.
»Mein Wunsch wäre es, dass wir in 25 Jahren von einem Ortsbrandmeister begrüßt werden, der aus den Reihen der Kinder- und Jugendfeuerwehr kommt«, hoffte Thorsten Köster (CDU), Ratsherr und Vorsitzender im Ausschuss für Feuerwehr, Katastrophenschutz und Ordnung.
Nachdem das Gruppenfoto im Kasten war, wurde zum Abschluss auch noch der Grill angeworfen. Und wem das nicht genug war: Der nächste Geburtstag der Ortsfeuerwehr fand nur wenige Wochen später statt. Da feierte der Melveroder Weihnachtsbaumweitwurf ebenfalls zehnjähriges Jubiläum.

Comeback der Weihnachtsfreude

So war Weihnachten im Heidberg und in Melverode.

Nach zwei Jahren Zwangspause kehrte in der letzten Weihnachtssaison etwas Normalität zurück. Zwar noch nicht in gewohnter Form, doch zumindest konnte man 2022 wieder gemeinsam mit den Nachbarn am Glühweinstand stehen. Den Anfang machte der Weihnachtsmarkt in Melverode, der wie früher am 25. November stattfand – nur diesmal vor der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde statt vor dem Einkaufszentrum in der Görlitzstraße. Mit Puffern, Bratwurst und Stockbrot feierte man ein Ende der weihnachtlichen Isolation.
Weiter ging es am 1. Advent mit dem Weihnachtsbasar der St. Thomas-Gemeinde, der diesmal größer ausfiel als im Vorjahr. Hier gab es Selbstgebasteltes, Strickwaren, Schmuck, Holzfiguren für den heimischen Tannenbaum und natürlich selbstgebackenen Kuchen. Natürlich durfte dabei auch ein Würstchenstand nicht fehlen. Das Ganze wurde vom Team des AWO-Nachbarschaftsladens Heidberg mit Zuckerwatte versüßt.
Auch wenn die vorweihnachtlichen Aktivitäten noch immer eine Nummer kleiner ausfielen als vor der Pandemie wurden die Anwohner*innen durch viele Termine entschädigt: Es gab eine Weihnachtslesung in der Landessparkasse, die Weihnachtsbäckerei in der IGS Heidberg, Waffeln am Erfurtplatz sowie einen Besuch vom Nikolaus bei der Freiwilligen Feuerwehr Melverode.
Wie das Ganze weitergeht, wird sich in diesem Jahr zeigen. Da sich die Wohnungsunternehmen nicht mehr an den kleinen Weihnachtsmärkten beteiligen möchten, müssen die Stadtteile selbst aktiv werden.

»Das könnte mir genauso passieren!«

Die Suppenküche der Heidberger Stephanusgemeinde sucht Kochbegeisterte.

Sonntags um 12.30 Uhr in der Vorhalle der Heidberger Stephanus-Gemeinde: Die Tische sind gedeckt, Brötchen und Gebäck werden sortiert, während der herzhafte Geruch von Grünkohl mit Bregenwurst in der Luft liegt. Die ersten Gäste sitzen bereits plaudernd bei Tisch, als das Team der Suppenküche noch ganz mit den Vorbereitungen beschäftigt ist. Um 13.00 Uhr wird es losgehen.
»In der letzten Woche hatten wir hier 31 Gäste«, freut sich Jadwiga Bartkowski. »Es geht bei uns gar nicht so sehr ums Essen, sondern um die Seele.« Viele der Gäste haben keine Möglichkeit zu kochen, sind mittellos oder möchten einfach nur andere Menschen treffen, um zu reden.
Möglich gemacht wird das wöchentliche Menü von der Braunschweiger Tafel, die Gemüse, Obst, Quark, Brot oder Würstchen liefert, durch Spenden und natürlich durch ein Team ehrenamtlicher Helfer*innen, die samstags und sonntags ein paar Stunden ihrer Freizeit opfern.
Im Idealfall stehen dann sechs Leute in der Küche, die gemeinsam Kartoffeln schälen, Zwiebeln schneiden oder Gemüse waschen. Zusätzlich müssen sonntags die Tische aufgestellt, das Geschirr ausgeteilt und hinterher abgewaschen werden.
Seit 1994 gibt es die Suppenküche. Da das Team in die Jahre gekommen ist, sucht man derzeit neue Leute, die Spaß daran haben, gemeinsam eine gute Sache zu unterstützen. Zurzeit packen rund 30 Ehrenamtliche mit an. »Wir möchten die Last auf möglichst viele Schultern verteilen und suchen momentan dringend Leute, die Spaß am Kochen haben«, so Jadwiga Bartkowski. »Wichtig ist die Fähigkeit improvisieren zu können, denn man ist auf den Bestand der Tafel und auf Lebensmittelspenden angewiesen, was es schwer macht, im Voraus zu planen.«
Auch Hatto und Ursula Hoffmann sind mit vollem Einsatz dabei. »Wer mit den Gästen ins Gespräch kommt und ihre Geschichte erfährt, merkt dabei ganz schnell, wie leicht es ist, in die Armut zu geraten«, erzählt er. »Oft denke ich mir dann: Das könnte mir genauso passieren!«
Diese Gespräche sind mindestens so wichtig wie das gemeinsame Essen. Ob es sich um gesundheitliche Probleme handelt oder einen fehlenden Elektroherd: Oft kann schnell geholfen oder zumindest das Gefühl vermittelt werden, mit den Sorgen nicht ganz allein zu sein.
Wenn alle satt geworden sind, gibt es zum Nachtisch Kaffee und Kuchen, der seit vielen Jahren von der Bäckerei Ziebart gespendet wird. Dann, nach vollbrachter Arbeit, sitzt schließlich auch das Team zusammen, um den Tag Revue passieren zu lassen.
Im nächsten Jahr feiert die Suppenküche ihr 30-jähriges Jubiläum. Für ein Projekt, das von Spenden und ehrenamtlichen Helfer*innen getragen wird, eine stolze Zahl. Wer Lust hat mitzumachen, kann sich unter 0531-69 23 60 oder pastor@stephanus-online.de melden.

»Man wollte das Letzte aus der Firma herausquetschen«

Der Gießer des Hüttenwerks fand im Oktober eine neue Heimat.

Es war ein bitteres Ende: Nach fast 104 Jahren wurde das Braunschweiger Hüttenwerk in Melverode, in dem etwa 300 Mitarbeiter*innen tätig waren, vom Eigentümer MIBA endgültig geschlossen. Durch den öffentlichen Druck konnte wenigstens ein Sozialplan abgeschlossen werden. Dazu Martin Grun, der ehemalige Betriebsratsvorsitzende des Werkes: »Wir hatten Konzepte zum Weiterbetrieb, aber die Arbeitsplätze wurden vom Eigentümer vernichtet, um die Auslastung eines anderen Standortes zu steigern.«
Um an den vergeblichen Kampf der Beschäftigten zu erinnern, wurde die Bronzestatue des »Gießers«, die zuvor nur wenige Meter entfernt auf dem Werksgelände von BHW Zollern stand, an der Leipziger Straße, gegenüber dem Abenteuerspielplatz, aufgestellt. Doch selbst um den Standort des Gießers musste man kämpfen.
Am 21. Oktober war es schließlich so weit. Der strömende Regen passte zur emotional aufgeladenen Stimmung. Viele rote Regenschirme mit dem IG-Metall-Logo säumten den Weg, als Bezirksbürgermeister Matthias Disterheft, Garnet Alps und Martin Grun von der IG Metall Braunschweig die Skulptur enthüllten. Auch die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt, Cristina Antonelli-Ngameni, Christiane Jaschinski-Gaus (SPD), Thorsten Köster (CDU) und viele Mitglieder des Bezirksrats zeigten Solidarität mit den Entlassenen.
»Die Schließung des Werkes ist ein Beispiel dafür, dass wir dringend mehr Mitbestimmung in wirtschaftlichen Angelegenheiten brauchen«, erklärte die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Braunschweig, Garnet Alps. »Wir haben zwar verloren, aber der Gießer ist ein Zeichen dafür, dass wir gekämpft haben.«
Etwas kämpferischer waren die Worte von Martin Grun. »Während sich die MIBA in Österreich einen humanitären Anstrich gibt, hat sie hier die hässliche Fratze des Kapitalismus gezeigt«, resümierte er bitter. »Selbst um den Gießer mussten wir kämpfen. Die MIBA wollte ihn einschmelzen lassen. Man wollte das Letzte aus der Firma herausquetschen. Auch wenn der Kampf um den Beschäftigungs- und Standorterhalt am Ende nicht gewonnen wurde, so war es doch wichtig, ihn gemeinsam zu führen. Die Belegschaft dankt dem Bezirksrat dafür, dass dieses Symbol nun einen neuen Platz erhält.«
Am Ende wurde die Figur von Disterheft, Alps und Grun sorgsam ausgewickelt, um trotz des Regens mit den Anwesenden ein Gruppenbild zu machen. Für die Ehemaligen war es ein würdiger Schlusspunkt nach einer turbulenten Zeit.

Was passiert im Stadtbezirk?

Von der stellvertretenden Bezirksbürgermeisterin Christiane Jaschinski-Gaus (SPD).

Zunächst einmal hoffe ich, dass Sie alle gut ins neue Jahr gekommen sind. Möge 2023 nur Gutes bringen!
Unsere letzte Bezirksratssitzung fand am 11. November statt. Dem Bezirksrat wurden für Braunschweig-Süd der Doppelhaushalt 2023/2024 sowie das Investitionsprogramm 2022–2027 vorgestellt. Erstmals also werden im März 2023 durch den Rat der Stadt Finanzmittel nicht nur für ein, sondern für zwei Haushaltsjahre geplant. Wichtige Projekte unserer Stadtbezirksteile Heidberg und Melverode sind hierin enthalten: unter anderem Mittel zur Sanierung von Grundschulen wie in Melverode oder der IGS Heidberg, für Straßensanierungen, Förderungen von Sportvereinen, Sportstätten, Förderung der Nachbarschaftshilfe oder des Nachbarschaftsladens am Erfurtplatz, um nur einige zu nennen.
Obwohl die finanziellen Herausforderungen nicht einfach sind, steht unser Oberbürgermeister Dr. Kornblum zu Recht dafür ein, die Stadt zukunftsfähig weiterzuentwickeln und zu investieren. Kindertagesbetreuung, Neubau und Unterhaltung von Schulen und Sporthallen, der Stadtbahnausbau, Wohnungsbau, Straßenunterhaltung, Digitalisierung, der Ausbau von E-Ladepunkten usw. kosten nun einmal Kommunen Geld. Hierfür sind wohlüberlegte Investitionen notwendig, eine Stadt kann und darf meiner Ansicht nach nicht auf dem Status quo verharren.
Weitere Themen, beispielhaft und in Kürze, aus der letzten Sitzung:
– Aus seinem eigenen Budget hat der Bezirksrat im November der Chorgemeinschaft Stöckheim einen Zuschuss in Höhe von 200 Euro gewährt, ein Buch des Ortsheimatpflegers Herrn Zehfuß mit 600 Euro bezuschusst und die Ausrichtung einer gemeinschaftlichen Feier der Initiative »Mit uns in Melverode – Bürgerschaftliche Hilfe für Flüchtlinge« mit 75 Euro. Außerdem wurde die Anschaffung eines Weihnachtsbaumes für den Erfurtplatz mit 500 Euro unterstützt, sowie ein Zuschuss für den Weihnachtsbaum am Stöckheimer Markt bewilligt.
– Im Rahmen einer schriftlichen Mitteilung berichtete die Verwaltung zur Umsetzung des Sicherheitskonzeptes im Heidbergpark: Es gab im Jahr 2022 insgesamt 27 Kontrollen durch den Zentralen Ordnungsdienst (ZOD), auch am Wochenende und in den Abendstunden. Die Parkraumüberwachung hat im Rahmen von Kontrollen insgesamt 77 Verstöße geahndet, ferner wurde auf die Einhaltung der Vorschriften zum Leinenzwang und des Betretungsverbotes für Hunde in den Liege-/ und Sandbereichen geachtet (14 Verstöße).
– Obwohl der Bezirksrat kritisiert hat, den Sporthallenneubau auf dem Gelände der Grundschule Melverode nicht weiter zu verschieben, ist zumindest in diesem Jahr mit dem Beginn wohl nicht zu rechnen.
– Auf weitere Initiative des Bezirksrates soll die Verwaltung prüfen, ob und wo ein Bouleplatz im Heidberg errichtet werden kann. Ferner soll im Rahmen eines Ortstermins geprüft werden, wie die (schlecht bis gar nicht einsehbare) Wegeführung auf der Fußgängerbrücke am Rohrwiesensteg über die A 39 verbessert werden kann.

Bleiben Sie gesund und herzliche Grüße,
Ihre stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Christiane Jaschinski-Gaus

»Beim Malen kann man die Welt um sich vergessen«

Die Heidbergerin Margarete Schmieta und ihr liebstes Hobby.

Die Enten waren schuld! Zwar hatte Margarete Schmieta bereits in Kindheitstagen mit der Zeichnung eines Engels auf Rollschuhen (»Ich hatte ein Rollschuh-Trauma!«) glänzen können, doch es dauerte noch mehrere Jahrzehnte, bis ihr künstlerisches Talent endlich entdeckt wurde.
Als die Heidbergerin eines schönen Tages gemeinsam mit den Enkelkindern am Zeichnen war, staunte ihre Schwiegertochter über das Ergebnis. Das mit gekonntem Strich hingeworfene Bild einer Entenschar gefiel ihr. So etwas musste gefördert werden. Die Folge war ein Malkurs bei der renommierten Braunschweiger Künstlerin Ingeborg Hollmeyer, den sie ihrer Schwiegermutter zum Geschenk machte.
Das war vor 20 Jahren. Im Atelier Hollmeyer entdeckte Margarete Schmieta die Welt der Kunst für sich. Mit einer speziellen Mischtechnik, die dort gelehrt wird, entstanden in der Folgezeit etliche Stillleben, Blumenbilder oder auch Tiermotive.
»Die Malerei hat mir sofort großen Spaß gemacht. Beim Malen kann man die Welt um sich vergessen«, erzählt sie. Es folgten Jahre emsiger Produktivität, mit Ausstellungen in Braunschweig, Salzgitter und Königslutter.
Durch ihre Lehrerin ermuntert, begann die heute 88-Jährige sogar selbst zu unterrichten. »Doch irgendwann sind meine Schülerinnen alle Großmütter geworden und hatten keine Zeit mehr«, lacht sie.
Überall in ihrer gemütlichen Wohnung kann man gerahmte Originale entdecken. Ihrem Mann Heinrich gefällt es. Er selbst hat seine eigene Leidenschaft, die in Form eines Klaviers im Wohnzimmer steht. In einem Regal reihen sich zahllose Liederbücher. Der Hang zur Kultur liegt anscheinend in der Familie. »Es ist schön, wenn man Dinge hat, über die man sich austauschen kann«, bestätigt sie. Auch einer der drei Söhne studierte an der HBK.
Seit 1966 wohnt das Paar in der Stettinstraße – fast so lange, wie es den Heidberg gibt. Hier fühlen sich die Schmietas wohl. Lange Jahre haben sie gemeinsam im Kirchenchor der St. Thomas-Gemeinde gesungen und sich auch sonst im Quartier engagiert.
In den Gängen der St. Thomas-Gemeinde konnten im Dezember auch Anwohner*innen ihre Bilder bewundern. Beim Adventsbasar verkaufte die Künstlerin gerahmte Originale und lose Blätter. »Das Ab- und Aufhängen der Bilder war ein großer Aufwand«, stöhnt sie. Doch die ganze Familie packte mit an.
Inzwischen geht Margarete Schmieta ihre Leidenschaft etwas ruhiger an. Zwar nimmt sie manchmal Auftragsarbeiten an, doch die Zeit, etwas Neues zu malen, ist rar geworden. Auf die 50 Bilder, die sich noch in ihrem Besitz befinden, ist sie jedoch stolz: »Eigentlich möchte man sich von keinem Blatt trennen!«

»Das Zuhören haben wir alle verlernt«

In unserer Rubrik Frage + Antwort geht es diesmal um ein sensibles Thema.

»Das Alter wird heute stigmatisiert«, sagt Petra Scholz-Marxen. »Statt es als etwas Unvermeidliches zu akzeptieren, wird es von der Gesellschaft verdrängt. Daher sind wir unsicher und können mit der Trauer nicht umgehen.« Die Geschäftsführerin und Koordinatorin des Vereins Hospizarbeit Braunschweig e. V. hielt erst im letzten November im Heidberg einen Vortrag zum Thema »Sterben, Tod und Trauer«. Im Anschluss stand sie dem Publikum Rede und Antwort.
»Viele meinen, dass man die Verstorbenen loslassen sollte«, meint sie rückblickend. »Doch stattdessen sollte man ihnen einen neuen Platz im Leben geben.« Ein »Trauercafé«, wie es ihr Verein bietet, kann da helfen. Dieses offene Angebot findet einmal im Monat in den Räumen der Hospizarbeit Braunschweig statt.
Aus Angst, Familie und Freunde zu vertreiben, behalten viele Hinterbliebene ihren Kummer für sich. Petra Scholz-Marxen: »Nicht wenige Menschen reagieren mit Unverständnis, wenn man ein halbes Jahr nach einem Todesfall noch immer trauert.« Im Trauercafé trifft man sich bei Kaffee und Kuchen, um vom eigenen Umgang mit einem Verlust zu erzählen. Zwei Trauerbegleiterinnen sind stets dabei, um Neuzugänge vorzustellen oder auch, um auf die einzelnen Besucher*innen einzugehen.
Oft brauchen Hinterbliebene einfach nur ein offenes Ohr. »Das Zuhören haben wir alle verlernt«, bestätigt Petra Scholz-Marxen. Allerdings sollte es im Trauercafé möglichst nicht passiv zugehen. Alle Teilnehmer*innen werden beispielsweise im Wechsel aufgefordert, für den Kuchen zu sorgen. Gerade einfache Rituale helfen, einen Verlust zu überwinden.
Damit ein Trauercafé nicht zum Kaffeekränzchen wird, sollte die Teilnahme auf höchstens zwei Jahre beschränkt sein. Wer danach noch Bedarf hat, muss sich anderweitig Hilfe suchen.
Die Themen Hospizarbeit und Trauerbewältigung sind hierzulande relativ neu und aus Kirchenkreisen entstanden. Erst Mitte der 1980er hielt beides auch in Deutschland Einzug. Fest steht: Wer an eine Existenz nach dem Tod glaubt, hat es bei der Trauerarbeit eindeutig leichter. Doch auch Andersdenkenden kann geholfen werden. »Die Menschen sollten sich beizeiten mit sich selbst auseinandersetzen. Wer sich früh mit solchen Themen befasst, hat es später eindeutig leichter.«
Wäre die Einrichtung eines Trauercafés auch im Heidberg wünschenswert? Wer Lust hat, diese Frage zu beantworten, schickt uns einfach eine Postkarte oder eine E-Mail. Nachbarschaftsladen Heidberg, Erfurtplatz 3, 38124 Braunschweig oder nachbarschaftsladen-heidberg@awo-bs.de

Neustart im Heidberg

Wie Ruth Ponce Toledo den Heidberger*innen auf den Zahn fühlen möchte.

»In Mexiko sind alle Menschen herzlich und umarmen sich. Hier dagegen sind sie oft reserviert«, bedauert Ruth Ponce Toledo, während sie die herabfallenden Schneeflocken vor ihrem Fenster betrachtet. Im Januar beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt, denn dann übernimmt sie die Zahnarztpraxis von Rüdiger Gade, am Erfurtplatz, der sich in den wohlverdienten Ruhestand begeben hat. Der Weg dorthin war nicht einfach, denn sie musste in Deutschland praktisch von vorn anfangen, um eine Approbation zu bekommen. Während die Ärztin in ihrer Heimat eine eigene Praxis hatte und sogar als Moderatorin eines medizinischen Fernsehprogramms vor der Kamera stand, war sie plötzlich wieder eine einfache Praktikantin. Zusätzlich musste sie eine ihr völlig fremde Sprache lernen. Ihr Sprachlehrer, Herr Rübenkamp, ist heute zu Recht stolz auf sie.
»Deutsch ist eine ziemlich schwere Sprache«, stöhnt sie. »Doch zum Glück sind die Fachbegriffe ähnlich. Nur die Betonung ist anders. Ansonsten ist gute Zahnmedizin auf der ganzen Welt gleich.« Allerdings sind die Patienten ihrer Heimat in der Regel nicht krankenversichert. »Eine Teleskopprothese kann sich dort kaum jemand leisten.« Zwischen Pesos und Euros klafft eben eine riesige Lücke. Auch eine Zahnreinigung, die bei uns mit etwa 100 Euro zu Buche schlägt, kostet in Mexiko höchstens die Hälfte.
Nach Braunschweig kam sie 2016, weil ihre beiden Söhne aus erster Ehe mehr Zeit mit ihrem in Deutschland ansässigen Vater verbringen wollten. Ihnen zuliebe nahm die Zahnmedizinerin einen beruflichen Neustart in Kauf.
Seit vier Jahren wohnt sie nun im Heidberg. »Ich finde den Stadtteil super, denn hier ist alles, was ich brauche direkt vor meiner Tür. Die Nachbarn sind praktisch eine kleine Familie.« Auch ihr neuer Arbeitsplatz ist fast einen Steinwurf von ihrer Wohnung entfernt. »Durch meinen Steuerberater erfuhr ich, dass eine Nachfolge für die Zahnarztpraxis gesucht wurde.« Das war im Oktober. In nur wenigen Monaten wurde das Finanzielle erledigt und Personal eingestellt. »Die Praxis ist ein echtes Geschenk«, freut sie sich. Seit Januar ist sie dort mit einem vierköpfigen Team aktiv.
Noch im letzten Jahr war die Ärztin in einer Praxis in Gifhorn angestellt. Trotzdem fand sie nebenbei Zeit, um sich online fortzubilden. »Ich bin kein Partymensch und wenn ich nicht arbeite, bin ich gern daheim.«
Inzwischen sind die beiden Söhne erwachsen, sodass sich auch bei ihr etwas Heimweh bemerkbar macht. Eine ganze Wand voller Fotos erinnert an Freunde und Verwandte in Mexiko. Doch für Trübsal wird die gut gelaunte Heidbergerin in den nächsten Monaten wohl kaum Zeit haben. Angst vor den nun anfallenden Überstunden hat sie nicht. »Die Arbeit als Zahnärztin macht mir Spaß, es ist meine wahre Berufung«, sagt sie und fügt lachend hinzu: »Selbst wenn ich Millionärin wäre, würde ich die Praxis als Hobby betreiben.«

Kurzmeldungen

Herzenswünsche, Teil III

»Der einzige Wunsch, der nicht so gut ankam, war eine Schachtel Zigaretten«, lacht Alena Timofeev vom AWO-Nachbarschaftsladen. »So etwas wollte offenbar keiner gern verschenken.« Trotzdem konnte auch das erfüllt werden.
41 bunt verpackte Geschenke lagen im Dezember vor dem kleinen Weihnachtsbaum im Nachbarschaftsladen. Zum dritten Mal in Folge konnten so alle »Herzenswünsche« erfüllt werden. Ziel dieser Bescherungsaktion ist es, bedürftigen Menschen im Heidberg, die im Heim oder im betreuten Wohnen leben, zu Weihnachten eine kleine Freude zu machen. Dazu Kerstin Born von der Nibelungen Wohnbau GmbH: »Wir möchten allen das Gefühl geben, dass es Menschen gibt, die an einen denken.« Privatpersonen, Hausgemeinschaften, Vereine oder Unternehmen, sie alle machten auch diesmal wieder begeistert mit.
»Eine Dame, die sich oft etwas von unserem Büchertisch mitnimmt, hat gleich mehrere Wünsche erfüllt«, erzählt Alena Timofeev strahlend. »Mit dem Geld, das sie so gespart hat, wollte sie etwas Gutes tun.« Schon an den Geschenkverpackungen konnte man sehen, mit wie viel Liebe die Herzenswünsche erfüllt worden sind. Auch wenn die meisten Wünsche sehr bescheiden waren, gab es auch Dinge, die etwas mehr Mühe erforderten. Bei Kleidungsstücken beispielsweise musste in Geschäften gestöbert und die richtige Größe gefunden werden. In der Regel waren es jedoch einfache Dinge wie eine Schachtel Pralinen.
In diesem Jahr meldeten sich erstmals zwei Privatpersonen aus der Nachbarschaft mit einem Wunsch. »Das hat uns besonders gefreut«, meint Kerstin Born.
(Foto: baum.jpg) BU: Herzenswünsche 2022: von links nach rechts: Kerstin Born, Alena Timofeev und Justyna Zdanowicz, die seit Oktober aus der Elternzeit zurück ist.

Tierpaten gesucht!

Mimi (siehe Foto) ist eine Patenziege. Ihre Patin, Hilde Eckhardt, unterstützt mit ihrem Engagement den Abenteuerspielplatz Melverode. Neben drei weiteren Ziegen gibt es dort auch Enten, Hühner, Meerschweinchen, Kaninchen und eine Katze. Der Spielplatz eröffnet den Kindern damit die Chance für erste Natur- und Umwelterfahrungen. »Die Kinder füttern die Tiere und helfen beim Säubern der Ställe. Sie übernehmen Verantwortung«, erzählt Evelyn Simson, die Leiterin des Spielplatzes. Doch ohne Tierpatenschaften ist das alles nicht möglich. Mit einer Patenschaft können die Grundkosten für Heu und Stroh und die medizinische Versorgung (etwa regelmäßige Impfungen und Wurmkuren) gedeckt werden.
Diese Tierpatenschaften reichen von 5 Euro monatlich für Enten und Hühner bis zu einer Jahrespatenschaft (240 Euro) für Ziegen wie Mimi. Wer Lust hat, die tiergestützte Pädagogik des Abenteuerspielplatzes zu unterstützen, kann dies unter 0531-60 31 29 oder abenteuerspielplatzmelverode@web.de tun.
(Foto: mimi.jpg)

Viel Zirkus in der Stettinstraße

2022 gab es auch gute Nachrichten: So konnte die IGS Heidberg beispielsweise ihr zehnjähriges Bestehen feiern. Das Jubiläum der Schule stand ganz unter dem Motto »Jahrmarkt und Zirkus«. Die IGS ist der Meinung, dass jedes Kind Talente hat, die es auch zeigen will. Aus diesem Grund veranstaltete man am Ende des Schuljahres zwei große Zirkusgala-Veranstaltungen, die jedes Kind auf die Bühne brachten. Ob als Schauspieler, Akrobat, Tänzer, Musiker, Kostümschneider, Techniker oder Kulissengestalter. Mit viel Arbeit und Herzblut wurde gemeinsam ein Jahrmarkt nebst bunter Zirkusshow auf die Beine gestellt.
Den Besucher*innen wurde am 8. Oktober einiges geboten: Hauptattraktion war, neben Wikingerschach, Wahrsagen und einer Hüpfburg, ein großes Zelt des Circus Sperlich, in dem Schüler*innen und Artist*innen das Publikum begeisterten. Neben Mitgliedern des Bezirksrats war auch Cristina Antonelli-Ngameni (Bündnis 90/Die Grünen) stellvertretend für den Oberbürgermeister da.
(Fotos: IGS)

Suppe für einen guten Zweck

Das AWO-Wohn- und Pflegeheim Heidberg in der Dresdenstraße hat die Einnahmen vom Straßenflohmarkt und dem Suppenverkauf beim »Heidberger Gesundheits- und Sicherheitstag« (vom September) an die Geflüchteten aus der Ukraine im »Vienna House« gespendet. Insgesamt kamen 192,80 Euro zusammen.
Im letzten März wurden von der Stadt Braunschweig im Hotel »Vienna House« 176 Zimmer angemietet. Seitdem werden die Räume von Ukrainer*innen bewohnt. Nach derzeitigem Stand sind dort und in anderen Unterkünften wie den Sporthallen Arminiusstraße, Rheinring und Naumburgstraße etwa 270 Personen untergebracht.

Heidberger Seniorenkreis mit neuem Vorstand

Nach dem Rücktritt von Bettina Hoffmann als Leiterin des Seniorenkreises Heidberg stand noch im Herbst dessen Zukunft in Gefahr. Doch inzwischen hat Cornelia Kindel diese Funktion übernommen. Zurzeit bildet ein fünfköpfiges Team den Vorstand des Vereins. Vor allem durch das Engagement von Karin Buchheister, vom Rüninger Freizeit- und Seniorenkreis, die nun ebenfalls zum Vorstand zählt, kann es nahtlos weitergehen.
Neben den üblichen Terminen wie dem Spielenachmittag, der Seniorentanzgruppe und einer Spaziergruppe bietet man auch weiterhin gemeinsame Fahrten, Ausflüge und Restaurantbesuche, meist in Zusammenarbeit mit den Seniorenkreis Rüningen, an.
Bei den Informationen und Anmeldungen ändert sich ebenfalls nichts. An jedem ersten Freitag im Monat stehen Cornelia Kindel und Karin Buchheister von 9.00 bis 10.30 Uhr persönlich für alle Fragen zur Verfügung. Der Termin findet im Nachbarschaftsladen am Erfurtplatz statt.

Neues Familienzentrum im Quartier

Eine gute Nachricht für junge Eltern: Ab Januar wird der Kindergarten der Stephanus-Gemeinde im Heidberg zum Familienzentrum. Mit diesem Schritt wird die Aufgabe einer »normalen« Kita (das sind Bildung, Erziehung und Betreuung der Kinder) durch ein vielfältiges Angebot für die ganze Familie ergänzt.
Seit 2012 fördert die Stadt Braunschweig die Weiterentwicklung von Kindertagesstätten zu Familienzentren. Daher ist man im letzten Jahr aufgrund der sozialen Indikatoren auf die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde zugekommen. Zwar gibt es in den 13 Stadtbezirken Braunschweigs bereits 22 Familienzentren, doch das ist nicht genug. Bis 2025 möchte man die Zahl auf 25 Einrichtungen erweitern.
Inzwischen werden in der gesamten Region über 1.500 Kinder in Kitas, die sich zum Familienzentrum weiterentwickelt haben, betreut. Die Angebote dieser Einrichtungen sind in der Regel kostenfrei. Mehr darüber gibt es im nächsten Heft.