Beiträge 2021-2

Viel Schnee und Beinahe-Katastrophen

So war der Winter in Heidberg-Melverode.

Kälteeinbrüche wie im Februar haben in Braunschweig mittlerweile Seltenheitswert. Anhaltende Schneefälle und der Lockdown sorgten dafür, dass plötzlich vieles in unserer Stadt nicht mehr funktionierte. So musste sich Bezirksbürgermeisterin Christiane Jaschinski-Gaus an die Braunschweiger Zeitung wenden, nachdem eine Woche lang die Post für ihren Stadtbezirk liegengeblieben war. Viele Anwohner sprachen sie auf diesen Missstand an. Doch nicht nur die Zusteller der Post hatten ihre liebe Not mit Schnee und Glatteis. Da die Oberleitungen der Straßenbahnen vereist waren, konnte auch der öffentliche Nahverkehr über mehrere Tage nur eingeschränkt funktionieren.

Um das Beste aus dieser Situation zu machen, nutzten viele Anwohner die Gelegenheit für einen ausgedehnten Winterspaziergang. Vielerorts kamen einem im Park sogar Langläufer auf Skiern entgegen.

Hündin Roxie wäre die weiße Pracht fast zum Verhängnis geworden. Beim Gassi gehen am Heidbergsee machte der Westhighland Terrrier einen Abstecher auf die zugefrorene Oker – nur um auf der viel zu dünnen Eisfläche sofort einzubrechen. Das Tier schwamm etwa 100 Meter vom Ufer entfernt und konnte sich nicht mehr aufs Eis retten. Doch zum Glück kamen Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr Braunschweig und der Ortsfeuerwehr Melverode rechtzeitig zu Hilfe. Eine Einsatzkraft, ausgestattet mit einem speziellen Eisrettungsanzug, stieg ebenfalls ins eiskalte Wasser und half der Hündin wieder an Land. Völlig unterkühlt, aber unverletzt, konnte Roxie an ihr Frauchen übergeben werden. Beinahe-Katastrophen wie diese sind heute rar geworden, denn Schneefälle wie im Frühjahr gab es in Braunschweig seit über sieben Jahren nicht mehr.

Was passiert im Stadtbezirk?

Von Bezirksbürgermeisterin Christiane Jaschinski-Gaus (SPD).

Ich hoffe, Sie alle sind gut und vor allem gesund in das neue Jahr 2021 gekommen. Leider hat sich die pandemische Lage für uns nicht verbessert. Hatten wir noch Anfang des Jahres die Hoffnung, durch Beschränkungen des zweiten Lockdowns und zügigem Start einer Impfkampagne eine Erleichterung im alltäglichen Leben zu spüren, stehen wir jetzt Anfang April erneut vor einer schweren dritten Welle des Virus. Die Immunisierung der Bevölkerung hat mit etlichen Schwierigkeiten zu kämpfen und dauert weiterhin an.

Die Sitzungen des Bezirksrates in diesem Jahr sind pandemiebedingt bislang entfallen. Politische Arbeit im »Corona-Modus« zeichnet sich dadurch aus, dass persönliche Treffen leider nicht mehr stattfinden, Sitzungen, wenn überhaupt, nur digital möglich sind. Eine direkte Arbeit mit Bürgerinnen und Bürgern fehlt. Weiterhin besteht daher zurzeit für Sie die Möglichkeit, über eine Telefonhotline an jedem 1. Montag im Monat Ihr Anliegen an die Vertreter des Bezirksrates weiterzugeben (siehe Aushang im Nachbarschaftsladen am Erfurtplatz) oder uns auch schriftlich zukommen zu lassen.

Die nächsten Sitzungen des Bezirksrates sind für den 12. Mai, 23. Juni und 08. September geplant.

– Der starke Wintereinbruch Ende Januar/Anfang Februar hat bei vielen Bürgerinnen und Bürgern Unmut bei dem von der Stadt bzw. der Firma Alba durchgeführten Winterdienst hervorgerufen. Hierzu ist darauf hinzuweisen, dass die Durchführung des Winterdienstes nach festgelegten Prioritäten der Straßenzuordnungen erfolgt: Hauptstraßen mit 1. Priorität und Wohnsammelstraßen mit 2. Priorität werden geräumt und gestreut, beispielsweise der Sachsendamm. Straßen der 2. Priorität erst, wenn für die Straßen der 1. Priorität keine winterdienstlichen Arbeiten mehr notwendig sind. In Fußgängerzonen wie Teilen des Erfurtplatzes oder Jenastieges sind die Eigentümer der anliegenden Grundstücke in einer Breite von mindestens 1,20 m von der Grundstücksgrenze für den Winterdienst verantwortlich. Nur für Treppen und Rampen ist das Streuen mit Salz zulässig.

– Die Sanierungsarbeiten des Schützenhauses Heidberg wurden fertiggestellt und abgeschlossen.

Zukünftig werden nach entsprechender Einweisung durch die Stadt mehrere Vereine die Anlage nutzen, u.a. der Schützenverein Heidberg, die Grüne Gilde. Dem HSC Leu stehen dort ebenfalls Räumlichkeiten zur Verfügung.

– Auch die Innenarbeiten des Neubaues des Heidbergbades sind nahezu abgeschlossen. Ein 25 Meter großes Edelstahlbecken, ein Hubbodenbecken sowie ein neuer Sauna- und Ruhebereich stellen eine attraktive Ergänzung des sportlichen Angebotes im Stadtteil dar. Nun sind noch die Bauabnahme und die Beendigung der Einschränkungen des Lockdowns abzuwarten, um die ersten Gäste begrüßen zu können.

– Sowohl der Bezirksrat als auch der Rat der Stadt Braunschweig haben sich mit dem Betriebsrat und den mehr als 270 Beschäftigten des Melveroder Betriebes der BHW Plain Bearings GmbH Braunschweig, ehemals als Zollern BHW bekannt, solidarisiert. Beide politische Gremien sprechen sich entschieden gegen die geplante Schließung des Standortes Melverode aus.

Bleiben Sie gesund.

 

»Die Gegend hier rocken«

In der Stettinstraße boomt es.

Es gibt immer noch Kunden, die überrascht sind, was aus »Eckis Postagentur« geworden ist, erzählt Stefan Pulkenat amüsiert. Seit einem Jahr betreiben er und seine Frau Marion in der Stettinstraße das »Heidberg Büdche«, das seitdem stetig sein Sortiment erweitert hat. Die Zahl der Regale scheint sich in den letzten Monaten fast verdoppelt zu haben. Von warmen Brötchen bis zu Dosensuppen und frischen Tomaten findet man hier alles, was man beim letzten Großeinkauf vielleicht vergessen hat. Dem Paar ist klar, dass es mit Supermärkten nicht konkurrieren kann, doch trotzdem scheint das Konzept vom gemütlichen »Tante-Emma-Laden um die Ecke« aufzugehen. Stefan Pulkenat hat jedoch größere Pläne.

»Ich wollte von Anfang an, dass in dieser Straße mehr passiert«, erklärt er. »Beispielsweise war es immer mein Ziel, den hinteren Teil des Gebäudes als Praxis zu vermieten. Für eine Ergotherapeutin wären diese Räumlichkeiten ideal.« Zunächst machte er sich erfolglos im Internet auf die Suche. Im Oktober jedoch kam ihm der Zufall zu Hilfe, als eine junge Ergotherapeutin in seinem Laden ein Paket aufgeben wollte. Man kam ins Gespräch und wurde sich bald einig. »Im Mai geht es los«, freut sich Pulkenat. »Statt im Wartezimmer zu sitzen, haben die Angehörigen dann auch die Möglichkeit, gemütlich bei uns im Café zu warten – sofern es die Pandemie zulässt, natürlich.«

Doch auch im Nachbargebäude tut sich was. Während wir uns unterhalten, fährt nebenan der Transporter eines Handwerksbetriebs vor. »Im April wird hier ein Geschäft der »Löwenkidz«, ein Fachgeschäft für Kindersitze eröffnet«, verrät Pulkenat. »Demnächst werden wir dann die Köpfe zusammenstecken und überlegen, wie wir die Gegend hier rocken!« Dabei denkt er an gemeinsame Aktionen oder Kinder-und Straßenfeste, mit denen die Nachbarschaft mobilisiert werden soll. In Sachen Organisation hat der quirlige Dachdeckermeister Erfahrung. Jahrelang veranstaltete er mit seinen Mitstreitern den »Rüninger 24-Stunden-Lauf«, der zur Großveranstaltung wurde. Neben dem »Heidberg Büdche« betreibt er weiterhin mit seinem Bruder eine Dachdeckerei, die 14 Mitarbeiter beschäftigt.

»Zusammen mit dem Büdche habe ich daher alle Hände voll zu tun. Gerade während der Feiertage, im Dezember, brannte hier die Luft. Vor Weihnachten standen die Leute mit ihren Paketen oft bis zur Straße an.« Während wir uns unterhalten, herrscht im Laden ein reges Kommen und Gehen. Schon vor einem Jahrzehnt prophezeite das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL ein Comeback der Tante-Emma-Läden. Der heutige Kunde möchte Bequemlichkeit statt Einkaufsstress, hieß es dort. Marion und Stefan Pulkenat meinen, dass vor allem gute Laune und Freundlichkeit eine große Rolle spielten. Nun hofft man, gemeinsam mit den neuen Nachbarn die Stettinstraße und den Heidberg zu beleben.

Schon im letzten Jahr hätte das »Heidberg Büdche« gern eine große Eröffnungsfeier veranstaltet. Corona vereitelte dieses Vorhaben jedoch bis heute. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.

 

Im Dutzend billiger

Die Neuordnung der Stadtbezirke Braunschweigs.

Schon lange plante die Verwaltung, die Zahl der bislang 19 Stadtbezirke zu reduzieren, denn eine Neuordnung würde vieles vereinfachen. Man erhoffte sich eine Verringerung der Verwaltungskosten, da es weniger Sitzungen geben würde und somit weniger Aufwandsentschädigungen gezahlt werden müssten. Auch die Vertreter aus den Fachverwaltungen würden im Falle einer Reduzierung der Stadtbezirke weniger Zeit bei Bezirksratssitzungen verbringen. Lange waren zwei Varianten im Gespräch: die 8er- und die 12er-Lösung.

Thorsten Köster, Mitglied im Bezirksrat Heidberg-Melverode und Fraktionsvorsitzender der CDU im Rat der Stadt, favorisierte die 8er-Lösung. Ein Grund sei der fehlende Nachwuchs in Sachen Lokalpolitik. Die Parteien hätten mittlerweile Mühe, ihre Wahllisten vollzubekommen.

Im Falle einer 8er-Lösung wäre Heidberg-Melverode mit den beiden Stadtteilen Stöckheim-Leiferde und Südstadt-Rautheim-Mascherode zusammengelegt worden. Insgesamt hätte das einen XXL-Stadtteil mit rund 29.000 Einwohnern ergeben.

Im September letzten Jahres entschied man sich jedoch für die 12er-Lösung. Heidberg-Melverode und Stöckheim-Leiferde bilden nun mit über 19.000 Einwohnern den neuen Süden der Stadt. Rund 50.000 Euro sollen durch die Neuordnung eingespart werden.

Eine Zusammenlegung der Stadtbezirke war schon seit 2011 im Gespräch. Damals entstand – allerdings auf freiwilliger Basis – der Großbezirk Wabe-Schunter-Beberbach, der von Bevenrode im Norden bis Riddagshausen im Südosten der Stadt reicht.

Viele Lokalpolitiker sehen der Neuordnung mit Skepsis entgegen. Man habe nun zwar weniger Bezirke, die aber wesentlich größer sind. Für die Bezirksräte bedeutet dies Mehrarbeit. Schon jetzt beklagt man das hohe Durchschnittsalter der Lokalpolitiker. Die Zusammenlegung der Stadtbezirke macht es gerade für Menschen im Berufsleben noch schwieriger, Job, Familie und soziales Engagement unter einen Hut zu bekommen. Nicht nur Bezirksratsmitglied Helmut Rösner (BIBS) aus dem Heidberg befürchtet einen Verlust an Bürgernähe. Oft trifft man Mitglieder des Bezirksrats beim Einkaufen, in der Warteschlange oder wie in Heidberg-Melverode an jedem ersten Montag im Monat bei der Bürgersprechstunde im Nachbarschaftsladen.

Auch die Bezirksbürgermeisterin von Heidberg-Melverode, Christiane Jaschinski-Gaus, steht dem Vorhaben kritisch gegenüber. »Die Basispräsenz gut vernetzter Politiker direkt vor Ort erleidet bei Vergrößerung der Bezirke einen Bedeutungsverlust«, erklärte sie im letzten Jahr der Braunschweiger Zeitung. Bei der Namensfindung des neuen Stadtbezirks »Stöckheim-Leiferde-Heidberg-Melverode« hoffte man zunächst auf Bürgerbeteiligung. Am 12. März jedoch wurde im Rat beschlossen, dass er in Zukunft »Braunschweig-Süd« heißen soll.

 

Gestalten statt verwalten

Rainer Nagel (die LINKE) über die Zusammenlegung der Stadtbezirke.

Seit 2009 wohnt Bezirksratsmitglied Rainer Nagel im Heidberg. Für den 67-jährigen Diplom-Ingenieur ist Kommunalpolitik eine Herzensangelegenheit. Seit 1990 gehört er der LINKEN an, deren Kreisvorsitzender er für die Region Salzgitter ist. In den Heidberg zog der zweifache Vater und Großvater, da er ein naturverbundener Mensch ist. Viel Grün, der Heidbergsee und eine gute Infrastruktur haben ihn diesen Schritt nie bereuen lassen.

Die im Vorjahr beschlossene Zusammenlegung der Stadtbezirke halten er und seine Partei für einen großen Fehler. »Schon das Zustandekommen war bedenklich. Die Stadtbezirksräte, die es ja in erster Linie angeht, wurden nicht befragt, konnten nicht darüber befinden, sondern wurden lediglich informiert«, ärgert er sich. Auch über das weitere Vorgehen wurden die Bezirksratsmitglieder von der Verwaltung bislang im Unklaren gelassen.

Die Begründung, dass auf diese Weise Verwaltungskosten eingespart werden können, lässt er nicht gelten. »Hätte ich gewusst, dass die Stadt derart klamm ist, hätte ich auf meine 60 Euro Aufwandsentschädigung verzichtet«, lacht Nagel. »Für mich ist das sehr nahe am Populismus und erinnert mich an die Auffassung des ehemaligen OB Dr. Hoffmann, der einst meinte, eine ›Stadt sei genauso zu managen wie ein Konzern‹. Eine Stadt sollte aber gestaltet werden, statt nur verwaltet.«

Die Zusammenfügung der Stadtteile sei nur mit Blick auf die Zahlen erfolgt, wirft er der Verwaltung vor. Alle Stadtbezirke Braunschweigs hätten zudem einen ganz eigenen Charakter, der zu berücksichtigen sei. So unterscheidet sich der Heidberg stark von Melverode, oder Stöckheim von Leiferde. »Und das ist auch gut so«, betont er.

Sinn und Zweck der Bezirksräte sei, den Bürgern Ansprechpartner vor Ort zu bieten, wie es bei der Bürgersprechstunde im Nachbarschaftsladen geschieht. Diese Bürgernähe sei mit nur 12 Stadtbezirken nicht mehr zu gewährleisten, befürchtet Rainer Nagel. »Weniger Stadtbezirke, das heißt weitere Wege, und weite Wege sind das Gegenteil von Bürgernähe. Ich habe meine Zweifel, ob sich eine Bürgerin aus Leiferde auf den Weg zur Bürgersprechstunde im Heidberger Nachbarschaftsladen macht.« Der gebürtige Chemnitzer spricht aus Erfahrung. Oft wird er beispielsweise im Kleingartenverein, dem er angehört, auf Probleme angesprochen. »Ganz viel passiert nur auf dieser Ebene.«

Auch das Argument Thorsten Kösters, dass der fehlende lokalpolitische Nachwuchs eine Zusammenlegung der Bezirke unumgänglich macht, will Nagel nicht gelten lassen. »Was wäre denn, wenn die Feuerwehren genauso verfahren würden? ›Es gibt zu wenig Nachwuchs, also reduzieren wir die Anzahl der Wehren!‹. Das tun sie nicht, sondern betreiben – ihrer Verantwortung bewusst – eine aktive Nachwuchsarbeit.« Die jungen Leute seien nicht politikverdrossen, sondern wohl eher politikerverdrossen.

Die Folgen der kommenden Zusammenlegung sind zurzeit noch nicht absehbar, vermutet Rainer Nagel. Demotiviert ist er dadurch jedoch nicht. Der besondere Reiz der Lokalpolitik liegt für den engagierten Heidberger vor allem darin, »mit Menschen verschiedener politischer Auffassungen um konkrete Lösungen zu ringen und nicht abstrakte geistige Turnübungen zu zelebrieren«. Und daran wird es wohl auch in Zukunft nicht mangeln.

 

Eine stolze Bilanz

Zehn Jahre Heidberg AKTIV.

Am Anfang stand eine Anfrage der Stadtverwaltung. »Man wollte damals seitens des Bundes Stadtteile fördern, die einen hohen Migrantenanteil sowie eine geringe Veranstaltungs- und Vernetzungsstruktur aufwiesen«, erinnert sich Martin Stützer, Leiter der AWO-Migrationsberatung. Beides traf in Braunschweig besonders auf den Heidberg zu. Der »Lokale Aktionsplan« der Stadt (kurz: LAP) sah zur Umsetzung dieses Bundesprogramms vor, das friedliche Miteinander aller Bewohnergruppen vor Ort zu fördern und den Anwohnern Beratungs-, Bildungs- und Freizeitangebote zu bieten. Die Arbeiterwohlfahrt sollte dabei als Träger fungieren. Das war die Geburtsstunde des integrativen Stadtteilprojekts »Heidberg AKTIV«, das unlängst sein zehnjähriges Jubiläum feierte. »Quartiersarbeit« nennt man so etwas heute. Alena Timofeev, damals Praktikantin bei der AWO, war von Anfang an dabei. »Zuerst jedoch als auf drei Jahre befristete studentische Honorarkraft. Ich wohnte zwar damals im Heidberg, kannte den Stadtteil jedoch kaum«, erzählt sie. Die erste Aktion, die sie ins Leben rief, war eine interkulturelle Frühstücksrunde. Das war am 30. März 2011. »Anfangs waren wir an einigen Tagen nur zu viert«, lacht die ursprünglich aus dem russischen Omsk stammende Projekt-Koordinatorin rückblickend. Doch schnell stieg die Zahl auf 30 Personen an. Alena Timofeev und ihre bald hinzugekommene Kollegin Justyna Zdanowicz initiierten Sprachkurse, eine kostenlose Sozialberatung, Ausstellungen, Beschäftigungsangebote für Kinder und sogar eine Stadtteilzeitung namens SÜDLICHT. Schon bald war »Heidberg AKTIV« aus dem Quartier nicht mehr wegzudenken. Das zunächst auf drei Jahre begrenzte Stadtteilprojekt erhielt daher ab 2014 zusätzlich städtische Fördergelder. Stützer: »Wenn sich der Bezirksrat damals nicht für eine Förderung ausgesprochen hätte, wäre das wohl das Aus gewesen.« So aber ging es weiter – auch nach Auslaufen der vierjährigen Anschubfinanzierung des Bundes! Durch unermüdlichen Einsatz konnten immer neue Kooperationspartner dazugewonnen werden, mit denen man Aktionen wie den »Heidberger Bürgerbrunch«, die Ausstellungsreihe »Heimat im Koffer« oder das alljährliche »Konzert der Vielfalt« in Angriff nahm. Auch Veranstaltungen wie der Heidberger Weihnachtsmarkt wären ohne das Stadtteilprojekt undenkbar. Die AWO-Vorstandsmitglieder sahen die positive Entwicklung und gaben den Projekt-Verantwortlichen die notwendige Rückendeckung. 

Als die Flüchtlingswelle 2016 auch den Heidberg erreichte, stand man vor neuen Herausforderungen. Für die 156 Bewohner der Turnhalle Naumburgstraße wurden Sprachkurse organisiert, Ausflüge in den Zoo und mehrere »Willkommens-Cafés«. Selbst Ministerpräsident Stephan Weil kam im Rahmen seiner Wahlkreisbereisung in den Heidberg, um sich über »Heidberg AKTIV« zu informieren. »Wie viele Mitarbeiter haben Sie eigentlich? 50 Personen?«, fragte er ungläubig. Dass Alena Timofeev hauptsächlich mit ehrenamtlichen Helfern arbeitet, beeindruckte auch ihn. Ein Meilenstein war die Eröffnung des AWO-Nachbarschaftsladens am Erfurtplatz. Lange hatte man sich bemüht, einen Bürgertreffpunkt, ganz nach dem Vorbild der Weststadt, ins Leben zu rufen. Im Sommer 2018 war es schließlich so weit. Seitdem sind Alena Timofeev und ihre beiden Kolleginnen von Heidberg AKTIV direkt vor Ort anzutreffen. »Oft kommen ältere Anwohner auf eine Tasse Kaffee vorbei, nur um zu reden«, sagt sie. Hier gibt es Filmabende, einen Handykurs für Senioren, eine monatliche Bürgersprechstunde des Bezirksrats und sehr viel mehr. Doch auch traurige Momente gab es. Beispielsweise als ein Fenster des Nachbarschaftsladens mit Hakenkreuzen verunstaltet wurde oder der AWO-Pavillon in der Stettinstraße mit ausländerfeindlichen Parolen. Gern hätte man das zehnjährige Jubiläum mit einer großen Party auf dem Erfurtplatz gefeiert, doch die Pandemie machte dies leider unmöglich. Trotzdem blickt man zufrieden zurück. »Es gab im Heidberg zwar viel, aber es fehlte eine Vernetzung«, meint Martin Stützer. »Man kann sagen, dass wir unseren Auftrag mehr als erfüllt haben. Aber wir sind noch lange nicht am Ziel angekommen«

 

Wo fehlt im Heidberg eine Sitzbank?

Die ersten Ergebnisse sind da.

Wo fehlt im Heidberg eine Sitzbank? Über diese Frage der Arbeitsgruppe »Quartiersentwicklung Heidberg« (siehe letzte Ausgabe) machte man sich im Stadtteil ordentlich Gedanken. So trafen in den letzten Wochen im AWO-Nachbarschaftsladen viele Vorschläge zu diesem Thema ein. Dabei ging es nicht nur um neue Sitzbänke, sondern auch um solche, die schon mal vorhanden waren und plötzlich aus unerklärlichen Gründen verschwanden.

Zum Beispiel stand in der Nähe des AWO Wohn- und Pflegeheims Heidberg, am Beginn eines schmalen Weges, der an der Grundschule und der St. Thomas-Gemeinde entlang in Richtung Dresdenstraße führt, lange Zeit eine Sitzbank. Auf dieser Bank machten die Senioren des AWO Wohn- und Pflegeheims gern Rast bei ihren Spaziergängen. Vor vier Jahren jedoch verschwand diese Bank plötzlich. Leider wurde bislang keine neue aufgestellt.

Neue Sitzbänke werden zum Beispiel neben der Tischtennisplatte des Spielplatzes Rostockstraße, vor der Orthopädischen Praxis Wittenbergstraße 8, am Heidberg-Bad, vorm Gartenverein »Asseblick« und an vielen anderen Orten im Stadtteil gewünscht.

An einigen Orten möchte man allerdings auf zusätzliche Bänke verzichten, da man in der Nachbarschaft verstärkte Lärmbelästigung befürchtet, was zur Einschränkung der Wohnqualität führen könnte. Daher ist es für die Arbeitsgruppe »Quartiersentwicklung Heidberg« wichtig nach Möglichkeit alle Wünsche und Bedenken zu berücksichtigen.

Und wie geht es weiter? Im Sommer 2021 sind zusätzliche Begehungen im Quartier geplant, um ein vollständiges Bild über den Bedarf an Sitzbänken zu bekommen. Danach wird eine Aufstellung der gewünschten Sitzbänke dem Bezirksrat übergeben. Nach den notwendigen Beratungen soll der Bezirksrat dann einen Antrag bei der Stadtverwaltung stellen.

Die Arbeitsgruppe »Quartiersentwicklung Heidberg« ist für weitere Anregungen offen und bedankt sich für die rege Teilnahme an der Umfrage.

 

Mehr als ein Putzdienst

Der Hauswirtschaftliche Dienst in Braunschweig. Teil 1.

Oft genügt bereits ein harmloser Unfall, um ältere Menschen außer Gefecht zu setzen. Plötzlich kann der eigene Haushalt nicht mehr bewältigt werden, das Einkaufen wird zur Strapaze. Zunächst springen dann meist die Kinder ein. Doch auf Dauer sind zwei Haushalte nur schwer zu bewältigen. In so einem Fall kann der Hauswirtschaftliche Dienst Abhilfe (HWD) schaffen. Der HWD ist ein Service für alte, behinderte und hilfsbedürftige Menschen, die ihren Haushalt nicht mehr allein bewältigen können. Das Reinigen der Wohnung, Wäsche waschen, Einkäufe und auch die Treppenhausreinigung sind so kein Problem mehr. Wer die Pflegestufe 1 erreicht hat, kann einen Entlastungsbetrag von 125 Euro pro Monat für solche Dienste in Anspruch nehmen.

»Allerdings ist die Warteliste lang. Wir bekommen pro Tag etwa fünf Anfragen«, erklärt Sabine Rath, Abteilungsleiterin der Paritätischen Dienste. »Eine Wartezeit von sechs Wochen wird dabei selten unterschritten.« Grund sei der akute Personalmangel. Da man als hauswirtschaftliche Pflegekraft keine Reichtümer anhäufen kann, fehlt es an Nachwuchs. Es gibt sogar Pflegedienste, die das Angebot inzwischen ganz aus ihrem Programm genommen haben.

Wenn man es auf die Warteliste geschafft hat, kommt es irgendwann zu einem Erstgespräch, bei dem geklärt wird, was in dem betroffenen Haushalt erledigt werden soll. Hier müssen meist Ängste abgebaut werden. Sabine Rath: »Uns ist es wichtig, den Menschen klarzumachen, dass sie weiterhin die Eigenständigkeit über ihren Haushalt behalten. Sie allein bestimmen, wo und was von uns gemacht werden soll. Wir verwenden natürlich auch die von ihnen gewünschten Putzmittel oder Wischtücher.«

»Fast alle Senioren sind nach ein paar Wochen erstaunt, wie gut alles gelaufen ist«, ergänzt ihre Kollegin Andrea Weigel. »Wichtig ist dabei vor allem die Regelmäßigkeit. Anderthalb Stunden pro Woche sind dabei das Minimum. Sonst hat das Ganze keinen Sinn. Der HWD ist mehr als ein Putzdienst. Wichtig ist vor allem, dass unsere Mitarbeiterinnen eine Beziehung zu den Senioren aufbauen können. Man muss sich langsam aufeinander einstellen.«

In vielen Fällen müssen sich die Mitarbeiterinnen mit heiklen Themen wie Demenz auseinandersetzen. Dazu sind einige Senioren in ihrem Verhalten unflexibel: Oft kann allein das Entsorgen einer Tageszeitung könnte für Diskussionen sorgen. Hier ist Einfühlungsvermögen und Durchsetzungskraft gefordert. Auch wenn der Job zuweilen anstrengend ist: Am Ende bleibt das Gefühl, etwas Sinnvolles und Gutes geleistet zu haben.

»Hauswirtschaft hat in unserer Gesellschaft leider keinen besonders hohen sozialen Stellenwert«, gibt Andrea Weigel zu. »Zu Unrecht.« Heute ist es einer der wenigen Berufe, bei dem Arbeitskräftemangel herrscht. Männer allerdings haben hier wenig Chancen. Sabine Rath: »Ältere Frauen trauen es Männern einfach nicht zu, vernünftig zu putzen. Wir haben es versucht, doch die Vorurteile sind einfach zu groß. Männer werden höchstens als Vertretung oder Einkaufshilfe geduldet.«

Im nächsten Heft sprechen wir mit einer Mitarbeiterin der Häuslichen Pflege über ihren Berufsalltag.

 

Termine im Nachbarschaftsladen

Neu: Gartenworkshop

Ergänzend zu unserem in der letzten Ausgabe angekündigten Projekt »Umweltbildung für HeidbergKids – Anlegen eines Nachbarschaftsgartens« findet wöchentlich dienstags von 16.00 – 17.00 Uhr ein Gartenworkshop für Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren statt. Anmeldungen unter: 0531-86 67 00 53 oder nachbarschaftsladen-heidberg@awo-bs.de

 

 

Gedächtnistraining online

Seit zwei Jahren nimmt Frau Wulff am Kurs »Gedächtnistraining« teil. Jede Woche traf sie sich mit anderen im AWO-Pavillon, um mit einfachen Übungen das Erinnerungs- und Konzentrationsvermögen zu schulen; denn ältere Menschen, die etwas für ihre mentale Fitness tun wollen, können so den Geist in Schwung halten. »Es lohnt sich schon allein wegen des Miteinanders«, erklärt sie überzeugt.

Während des ersten Lockdowns pausierte der Kurs jedoch. Zuerst setzte die Trainerin Kerstin Hasselbach ihn per Telefon fort. Da die meisten der teilnehmenden Seniorinnen und Senioren jedoch über einen Computer verfügen, findet er nun in Form einer Video-Konferenz im Internet statt. Wer mitmachen will, bekommt per E-Mail einen Link geschickt, der immer wieder verwendet werden kann.

Frau Wulff macht diese neue Technik keine Angst. Smartphones und das Internet sind für sie kein Problem. »Bei mir zu Hause steht ebenfalls ein Computer. Doch ich bin froh, wenn er aus ist«, scherzt sie.

Wer keinen Computer besitzt und trotzdem mitmachen möchte: Im Nachbarschaftsladen steht ein Laptop bereit, mit dem zwei Personen teilnehmen können. Sicherheitsabstand durch eine Trennscheibe ist gewährleistet. Es gibt also noch Möglichkeiten mitzumachen.

Eine 5er-Karte kostet 25 Euro; die 10-er-Karte 45 Euro. Beratung und Anmeldung unter: kerstin.hasselbach@web.de oder per Telefon 0531 – 8 89 39 69.

 

 

Für den Erhalt der BHW

Der Bezirksrat Heidberg-Melverode solidarisiert sich mit den mehr als 270 Beschäftigten des Standorts.

 

Die MIBA Aktiengesellschaft aus Österreich hatte im Februar die Schließung des BHW-Standorts Braunschweig zum Jahresende angekündigt. Die IG Metall hatte deswegen sofort zu einer Protestaktion aufgerufen. In einer von der CDU- und der SPD-Fraktion initiierten Resolution spricht sich auch der Stadtbezirksrat Heidberg-Melverode dafür aus, das Traditionsunternehmen an der Alten Leipziger Straße in Melverode (ehemals »Zollern BHW«) als Standort beizubehalten und die Weiterbeschäftigung zu sichern.

 

»Es kann nicht sein, dass der österreichische Konzern MIBA zunächst den Beteiligten das Blaue vom Himmel verspricht mit angeblichen Standort- und Beschäftigungssicherungen und dazu große Investitionen ankündigt. Und nachdem man dann das wertvolle Know-how der Braunschweiger in der Galvanik abgezogen und verlagert hat, heißt es jetzt, es kommt die Schließung. Wir erwarten, dass die getroffenen Zusagen auch eingehalten werden«, so Bezirksbürgermeisterin Christiane Jaschinski-Gaus (SPD).

Felix Nordheim, Vorsitzender der CDU-Fraktion, ergänzt, dass diese Zusagen die Grundlage für das 2019 geschaffene Joint Venture zwischen Zollern und MIBA waren. Er sagt: »Eine sehr seltene Ministererlaubnis hat diese Zusammenarbeit, die damals von den Beschäftigten, der Gewerkschaft und der Politik unterstützt wurde, überhaupt erst möglich gemacht. Und diese Ministererlaubnis war natürlich an Bedingungen geknüpft. Es ist vollkommen inakzeptabel, dass die Ministererlaubnis missbraucht wird, um spezialisiertes Wissen aus Braunschweig abzuziehen!«

Aufgrund des schwieriger werdenden Marktes hatte die Zollern GmbH ab 2017 eine Zusammenlegung der Geschäfte mit dem österreichischen Wettbewerber MIBA AG vorangetrieben. Nachdem das Bundeskartellamt das vorgesehene Joint Venture zunächst gestoppt hatte, machte am Ende eine Ministererlaubnis in 2019 doch noch den Weg frei für diese Fusion. Nordheim betont, dass das Gleitlagerwerk zweifelsohne zu den Traditionsunternehmen im Bezirk gehört. Vielen noch als »Zollern BHW« bekannt, hat das Unternehmen beispielsweise im Jahr 2007 die Rundbank am Ehrenmal zum tausendjährigen Bestehen Melverodes durch Auszubildende instandsetzen lassen. Vielen Melverodern sind zudem noch ein Großbrand in der Galvanik in Erinnerung und große Hochwassereinsätze in den vergangenen Jahrzehnten.

»Gerade in schwierigen Zeiten wie der Coronakrise steht die Wirtschaft in Verantwortung für ihre Beschäftigten. Man kann nicht ohne Vorankündigung den Beschäftigten von heute auf morgen ihre Arbeits- und damit Lebensgrundlage nehmen. Der Bezirksrat fordert, mit allen Beteiligten ein Standortkonzept zu entwickeln. Allein deshalb, weil die Auftragslage laut Betriebsrat hier in Braunschweig stabil ist, trotz Corona«, sagen Jaschinski-Gaus und Nordheim übereinstimmend.

 

Kurzmeldungen

Bunte Frühlingsboten

Schon seit Jahren versucht der Abenteuerspielplatz Melverode, mit dem Projekt »Alt und Jung gemeinsam« alle Generationen zusammenzubringen. So wurden in der Vergangenheit Senioren zu gemeinsamen Nachmittagen bei Kaffee und Kuchen oder zu Besuchen im Tierhaus des Spielplatzes eingeladen. »Leider ist das ja in diesen Corona-Zeiten unmöglich«, bedauert die Leiterin des Spielplatzes, Evelyn Simson. Um älteren Mitbürgern während der Zeit der Isolation dennoch eine kleine Freude zu machen, bastelten die Kinder in einer gemeinsamen Aktion bunte Schmetterlinge, die als Fensterschmuck gedacht sind. Im März wurden die Ergebnisse an Bodo Hagen, den Leiter des Seniorenkreises Melverode, überreicht. Evelyn Simson: »Wir haben so etwas schon einmal gemacht. Eine alte Dame aus Melverode erzählte mir, dass sie sich noch immer über die Schmetterlinge in ihrem Fenster freut.« Wer ebenfalls Senioren kennt, die sich über einen bunten Schmetterling freuen würden: Auf dem Abenteuerspielplatz kann man weitere Umschläge mit je einem Schmetterling, einem Brief nebst Frühlingsgedicht abholen. Eine Voranmeldung ist jedoch erforderlich.

Der Lockdown hat leider auch das Leben auf dem Spielplatz fast zum Erliegen gebracht. Kinder aus zwei Haushalten können sich derzeit nur nach Voranmeldung treffen – vormittags auch Schulklassen und Mütter mit kleineren Kindern. Telefon: 0531-603129 E-Mail: abenteuerspielplatz-melverode@web.de

 Herzenswünsche

Im letzten Jahr wurden an einem Tannenbaum im AWO-Nachbarschaftsladen 25 Wunschzettel von älteren Heidbergerinnen und Heidbergern ohne Angehörige angebracht, die im Heim oder im betreuten Wohnen leben. Ins Leben gerufen wurde die Aktion von der Arbeitsgemeinschaft Weihnachtsmarkt Heidberg. Ziel war es, bedürftigen Senioren einige »Herzenswünsche« zu erfüllen, die jedoch meist bescheidener Art waren. Der ausgefallenste Wunsch war da noch ein Wellensittich – doch auch der konnte in letzter Minute beschafft werden. Da die Aktion auf eine überwältigende Resonanz stieß, überlegt man schon, sie in diesem Jahr zu wiederholen. Hier ein paar Impressionen der Beschenkten. Der Wellensittich erhielt aufgrund der Pandemie übrigens den Namen »Cori«.

Ungewöhnliche Rettungsaktion

Dass Feuerwehrleute Katzen von Bäumen holen, ist nichts Neues. Unser Leser Kai Tell aus Melverode wurde jedoch im März Augenzeuge einer ganz ungewöhnlichen Rettungsaktion: »Neulich hat mein Sohn bemerkt, dass ein Vogel seinen Schnabel von unten durch den Gullideckel vor unserem Haus gesteckt hat und offensichtlich eingesperrt war. Keine Ahnung, wie er da hereinkam.« Sofort rief Tell bei der Leitstelle der Braunschweiger Feuerwehr an, um sich zu erkundigen, ob die neben Katzen auf Bäumen auch für Piepmätze in Gullis zuständig sei. Bereits zehn Minuten später rückten sechs Fachleute in voller Montur an und befreiten die Amsel aus ihrem unterirdischen Gefängnis. Kai Tell: »Tausend Dank an die Jungs und Mädels der Feuerwehr Melverode. Ihr seid klasse!«

Ellen-B.: Aus nach 16 Jahren

Viele Melveröder bekamen in dem kleinen Salon an der Leipziger Straße den ersten Haarschnitt ihres Lebens verpasst. Ellen-Beatrix Neumann, Chefin und Namensgeberin des Melveroder Friseursalons »Ellen-B.« kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Schon ihre Mutter Ingrid griff hier ab 1984 zu Kamm und Schere. »Ich habe schon als kleines Kind gern meiner Mutter bei der Arbeit zugesehen. Die Idee, andere Menschen schöner zu machen, gefiel mir«, erzählte sie uns 2017. »Deshalb habe ich schon im Kindergarten beschlossen, Friseurin zu werden. Bereut habe ich das nie.« Vor 16 Jahren übernahm sie schließlich den Salon. Trotz einer übermächtigen Konkurrenz konnte sich der kleine Betrieb behaupten. Der zweite Lockdown jedoch setzte dem nun ein Ende. »Ich habe mich entschieden, den Laden zu verkaufen, weil ich keinen Kredit aufnehmen wollte, um mich zu verschulden. Mir ist die Entscheidung wirklich sehr schwergefallen«, erklärt sie. Mit dem Salon verschwindet auch ein weiteres Stück Tradition aus Melverode. 

Seit 1963 im Heidberg

Als wir vor ein paar Jahren unsere Leser aufforderten, uns alte Fotos aus dem Heidberg und Melverode zu schicken, war Erich Diesner einer der Ersten, die sich meldeten. Der begeisterte Hobbyfotograf zog 1963 in den Heidberg und dokumentierte in vielen beeindruckenden Aufnahmen die Entstehung des Stadtteils. »Das Schöne am Heidberg war, dass ich ohne Auto auskommen konnte«, erinnerte sich der gebürtige Berliner. »Jeden Morgen ging ich ganz entspannt zu Fuß zur Arbeit.« Der leidenschaftliche Fußgänger hat nie in seinem Leben ein Auto besessen. Bei Siemens bearbeitete er Fernschreibmaschinen, die weltweit begehrt waren.

Seine täglichen Spaziergänge unternimmt er noch heute. Und auch seiner alten Heimat ist er treu geblieben: Obwohl er seit über fünf Jahrzehnten in Braunschweig lebt, liest er noch jeden Tag die »Berliner Morgenpost«. Am 12. März feierte Erich Diesner seinen 100. Geburtstag. Wir gratulieren herzlich!

Ergotherapie in der Stettinstraße

Neben einem Geschäft der »Löwenkidz« bekommt die Stettinstraße in diesem Jahr weiteren Zuwachs, denn in den hinteren Räumen des »Heidberg Büdche« gibt es bald eine Praxis für Ergotherapie.

»Als ich am Silvester das Büdche betrat, war ich von der Idee begeistert im hinteren Bereich eine Praxis zu eröffnen«, erzählt Therapeutin Nadine Vorberger. »Da ich bereits vorher schon zwanzig Jahre mit einem Bewachungsunternehmen selbstständig war, wollte ich wieder mein eigener Herr sein.« Momentan ist sie allerdings ganz mit den Renovierungsarbeiten beschäftigt. Im Mai soll es jedoch losgehen.

Neben ihrer Ausbildung zur Ergotherapeutin erwarb Nadine Vorberger ein Zertifikat als Waldpädagogin – und damit viele Erkenntnisse, die sie für die Ergotherapie nutzen möchte.

»Ich freue mich sehr auf die Zeit, in der die Schwimmbäder wieder öffnen und ich mit meinen Patienten wieder Aqua Fitness Training absolvieren kann, um die Gesundheit der Menschen zu verbessern«, sagt sie. »Mein Auftrag ist es Menschen dort abzuholen, wo Sie sind und Ihnen möglichst lange ein selbstständiges Leben zu ermöglichen.« Die Therapeutin freut sich schon auf die Arbeit in der Stettinstraße und hat vor den Heidberg mit ihrer Praxis zu bereichern. 

Rekordergebnis für Päckchen für Braunschweig

Für viele Braunschweiger gehören die »Päckchen für Braunschweig« mittlerweile zum Weihnachtsfest wie Glühwein und Spekulatius. Bei »Päckchen für Braunschweig« kann jeder mitmachen. Ziel ist es, bedürftigen Kindern eine Freude zu machen. Man muss nur einen Schuhkarton mit Geschenken füllen, die einem Kind Spaß machen könnten. Der Wert eines solchen Kartons sollte 15 Euro nicht übersteigen.

Wegen der Pandemie hatte die Initiatorin Julia Swiatkowski zuerst die Befürchtung, dass die Aktion 2020 nicht stattfinden kann. Stattdessen konnten die Ergebnisse des Vorjahres noch übertroffen werden.

Trotz Corona, Lockdown und Kontaktbeschränkung schafften es die 18-jährige Heidbergerin und ihre Mitstreiter, 3630 Kindern aus der Region mit einer kleinen Aufmerksamkeit ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. »Genauso viele Braunschweigerinnen und Braunschweiger, aber auch Menschen aus der Umgebung haben uns unterstützt und mit uns gemeinsam Päckchen gepackt. Wir hätten nicht erwartet, so eine Anzahl an Spenden zu erhalten. DANKE! An alle, die diese Aktion immer wieder möglich machen und an Weihnachten an die Kinder aus unserer Region denken, die es nicht so einfach haben!«