Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser
Dass viele Köche nicht unbedingt den Brei verderben, beweist diese erste Ausgabe eines neuen Stadtteilmagazins für den Heidberg und Melverode. Im Gegenteil: Viele Köche stehen hier für Themenvielfalt, denn schließlich wollen wir Ihnen mit diesem Heft eine möglichst schmackhafte Mahlzeit zubereiten.
Angefangen hatte alles vor einigen Jahren mit einer Homepage des »Bürgervereins Heidberg« im Internet, ein Projekt, das sich leider als kurzlebig erwies. Um diese Lücke zu füllen, startete die AWO mit dem »Heidberg-Mosaik« bereits 2012 einen ersten Versuch, ein Stadtteilmagazin ins Leben zu rufen. Zu berichten gab es genug. Mit rund 11.400 Bewohnern zählt der Süden Braunschweigs schließlich zu den bevölkerungsstärksten Gebieten der Stadt. Mit der BBG und der Nibelungen-Wohnbau-GmbH wurden nun zwei tatkräftige Mitstreiter gefunden, mit denen wir erst recht durchstarten werden. Gedruckt und verteilt wird dieses Magazin von der Lebenshilfe Braunschweig, ein weiterer Partner, der uns mit Rat und Tat unterstützt. Das alles brauchte seine Zeit, denn: Was lange währt, wird endlich gut.
Dass sich die Braunschweiger schon immer gern etwas Zeit genommen haben, sieht man auch bei der Entstehungsgeschichte des Heidbergs. Bereits Ende der 1930er Jahre geplant, dauerte es fast zwanzig Jahre, bis die sogenannte »Südstadtsiedlung« Realität wurde und weitere zehn Jahre, bis sie offiziell den Namen Heidberg erhielt. Gebaut wurde auf den größeren östlichen Flächen des Vororts Melverode. Damit wird klar, dass diese beiden Orte so untrennbar miteinander verbunden sind wie Eintracht Braunschweig und die Stadionwurst. 11.400 Anwohner sprechen eine klare Sprache. Die Braunschweiger leben offenbar gern in der Südstadt. Selten sieht man so viele unterschiedliche Bevölkerungsgruppen im friedlichen Miteinander. Insofern ist der Heidberg auch ein schönes Beispiel für die multikulturelle Vielfalt, die allerorten angestrebt wird, hier jedoch Tag für Tag praktiziert wird.
Um unser Magazin so bunt und interessant zu machen wie unseren Standort, bitten wir alle Leser, uns zu unterstützen. Seien es Termine, Anregungen bei der Themenauswahl oder Kritik. Unsere Adresse finden Sie im Impressum. Wir sind gespannt auf Ihre Zuschriften und werden gern darauf eingehen.
»Südlicht« haben wir unser Magazin genannt. Etwas maritim vielleicht, doch immerhin befindet sich die Region Heidberg-Melverode genau zwischen zwei Binnengewässern, dem Südsee und dem Heidbergsee. Lassen Sie uns also gemeinsam etwas Licht in die Vielfalt des Braunschweiger Südens bringen.
Viel Spaß beim Lesen!
Ihre Redaktion
»Es sollte etwas Neues her«
Am 20. Juli findet der zweite Heidberger Bürgerbrunch statt.
Frühstück unter freien Himmel, das hat in Braunschweig mittlerweile Tradition. Seit 2005 sind jährlich über 10.000 Einwohner dabei, wenn im Schatten des Braunschweiger Doms zu Tisch gebeten wird. Mit 1200 Tischen ist es die längste Tafel der Region. Für diejenigen, denen es auf dem Domplatz zu hektisch zugeht, gibt es seit dem letzten Jahr eine prima Alternative: Im vergangenen August wurde auch im Heidberg zum ersten Mal gebruncht; unterstützt vom Stadtteilprojekt »Heidberg AKTIV« und vielen Kooperationspartnern. Der Bürgerbrunch ist aus einem Sommerfest hervorgegangen, das in den Jahren zuvor gefeiert wurde. »Bisher hatten wir am Ende der Sommerferien immer ein Sommerfest ausgerichtet, das auch gut angenommen wurde«, erklärt der Leiter der Migrationsberatung, Martin Stützer. »Jetzt sollte aber mal etwas Neues her.« Und der Erfolg gab ihm recht. Die 35 Tische waren im Nu ausgebucht. Mit rund 280 Besuchern wurden selbst die Erwartungen der Veranstalter übertroffen.
Bei schönsten Wetter trafen sich Vereine, Arbeitskollegen, Freunde, Familien oder einfach nur Nachbarn, um sich auf dem Gelände der St. Thomas Gemeinde an der Bautzenstraße auszutauschen. Für musikalische Highlights sorgten das Lehndorfer Salon-Orchester und der Saxophonist Viktor Giedt. Kinder konnten sich schminken lassen, Zöpfe flechten, Mini-Tischtennis spielen und die Zaubershow des Magiers Knoxx erleben. Mit dabei waren auch die Bezirksratsfraktionen der SPD, CDU und Grünen, die über die schönste Tischdekoration entschieden.
Grüner als auf dem Burgplatz war es dort allemal, vor allem jedoch ein wenig idyllischer. Wegen des immensen Zuspruchs geht der Bürgerbrunch am Sonntag, dem 20. Juli, in die zweite Runde. Um 10.30 Uhr beginnt er mit einer Freilicht-Andacht von Pfarrer Binder. Danach gibt es ein buntes Programm mit Musik und vielen Aktionen für Kinder. Auch in diesem Jahr sind nicht nur Appetit und gute Laune gefragt, sondern auch Kreativität, denn jeder Tisch nimmt automatisch am Wettbewerb »schönste Dekoration« teil. Das Auge isst ja schließlich mit. Und wer nicht zu viel tragen mag: Zusätzlich zu den mitgebrachten Speisen gibt es Stände mit Kaffee, Tee, Kaltgetränken und Suppe. Falls es wider Erwarten regnen sollte, wird das Picknick kurzerhand in die Räumlichkeiten der St. Thomas Gemeinde verlegt. Auch Kurzentschlossene, die vergessen haben rechtzeitig einen Platz zu reservieren, sind natürlich herzlich willkommen. Man braucht nur eine bequeme Decke, um am Picknick teilzunehmen – und viel Appetit natürlich.
»Nicht nur ein Ort zum Spielen, sondern ein Zufluchtsort«
Der Abenteuerspielplatz Melverode feierte seinen 40. Jahrestag
Wer keine Ahnung hat, wie man »Drachenaugen filzt«, der hätte am 22. Juni etwas lernen können. An diesem Tag wurden nicht nur Augen gefilzt, sondern es wurden unter anderem auch Murmelbilder gebastelt, Riesenseifenblasen gemacht und Kinder geschminkt. Wer sich nach so viel Aktivität etwas ausruhen musste, der konnte auf dem Königinnenthron Platz nehmen und sich mit Zepter und Krone fotografieren lassen oder an der Tombola teilnehmen. Dazu gab es leckeres Essen und ein reichhaltiges Bühnenprogramm. Neben einer Modenschau standen Weltmusik, das Theaterstück »Polarsafari«, ein Linedance-Workshop und Countrymusik auf dem Programm. Und wo wird in Melverode sonst schon Hawaiianischer Tanz geboten?
Evelyn Simson, Leiterin des Abenteuerspielplatz, die seit 38 Jahren dabei ist, war an diesem Tag ganz in ihrem Element, eilte von einem Ort zum anderen. Der Spielplatz, der seinen 40. Geburtstag feierte, lud zu einem großen Fest und alle Familien kamen.
Die Kinder stehen im Mittelpunkt in diesem kleinen Reich. Das 14.000 qm große Grundstück, auf dem der Spielplatz vor 40 Jahren errichtet wurde, ist sicher eines der schönsten in der Region. Wenn man das Tor durchschreitet, hat man den Eindruck, in eine eigene kleine Welt zu gelangen, die von der Umgebung losgelöst zu sein scheint. »Es ist so geworden, wie wir uns das vorgestellt haben. Nur schöner«, so Julia Kranz, die mit dabei war, als damals alles anfing.
Der Spielplatz entstand 1974 auf Initiative des Sozialarbeiters Bruno Niehoff, der mit einer Konfirmandengruppe das Projekt auf den Weg brachte. Vorbild war ein Spielplatz im Kopenhagener Stadtteil Tingbjerk, den Niehoff mit den Jugendlichen besuchte. »Das wollen wir auch!« waren sich alle einig. Auf der Rückfahrt nahm der Traum vom perfekten Spielplatz Gestalt an. »Sie waren einfach nicht mehr zu stoppen«, so Niehoff. Durch einen Flohmarkt wurde erstes Geld gesammelt, dann ging es los.
An Geld mangelte es eigentlich immer, doch dieses Manko machte man mit Engagement und Ideen wett. Nach und nach entstanden mehrere Hütten auf dem Gelände. Später kamen dann sogar Tiere hinzu wie das Schwein Lilli, der Hase Titus und die Enten Donald und Martha. Heute sind es vorwiegend Enten, Meerschweinchen, Hasen, Hühner und Ziegen, für die jeder potenzielle Geldgeber auch eine Tierpatenschaft übernehmen kann.
Für viele der Kinder ist gerade der Umgang mit den Tieren eine Erfahrung, die sich aufs ganze Leben auswirkt. »Das Tierhaus war mein zweites Zuhause«, erklärte eine ehemalige Besucherin des Spielplatzes Jahre später.
Inzwischen wird der Abenteuerspielplatz längst von der Stadt bezuschusst, doch man ist noch immer auf Spenden und ehrenamtliche Hilfe angewiesen. Als unlängst eine Studie erstellt wurde, in der ehemalige Besucher und Besucherinnen von ihren Erlebnissen auf dem Spielplatz berichteten, war das Resultat für Evelyn Simson bewegend: »Ich hätte nie gedacht, dass der Abenteuerspielplatz für so viele Kinder eine Zweitfamilie war oder für einige immer noch ist.« Einige der ehemaligen Besucher kommen heute mit ihren eigenen Kindern. »Es ist mir jetzt klar, dass ein Abenteuerspielplatz nicht nur ein Ort zum Spielen ist, sondern ein Zufluchtsort.«
Wenn Männer plötzlich Zwiebeln schälen
Die AWO-Tagespflege und ihre Gäste
Im AWO-Gebäude in der Dresdenstraße gehen seltsame Dinge vor sich. Männer, die nie zuvor einen Kochlöffel zur Hand nahmen, rühren plötzlich Pudding an oder schälen Zwiebeln. Einige beteiligen sich sogar an der Tanzgruppe. Die langjährigen Ehepartnerinnen sind dann meist erstaunt, berichteten Peggy Kempf und Tiemo Böhm vom AWO Wohn- und Pflegeheim Heidberg.
Wahrscheinlich geschieht dies, weil man plötzlich zum Mitmachen motiviert wird. Demokratie und Mitbestimmung gehören bei der Tagespflege zum Alltag. Alle Gäste entscheiden zusammen, was auf den Tisch kommt und wie die Freizeit gestaltet wird.
Auf die Bezeichnung »Gäste« legt Peggy Kempf großen Wert, denn hier kann jeder kommen und gehen, wann er will; fast wie in einem Hotel. Das Gebäude der AWO ist mittlerweile zwar fast 50 Jahre alt, doch da es vor einigen Jahren komplett saniert wurde, ist es nicht nur optisch auf dem neuesten Stand.
Die Tagespflege ist eine Einrichtung für pflegebedürftige Menschen, die von ihren Angehörigen nicht ganztags betreut werden können. Die Gründe dafür sind vielfältig, seien es Berufstätigkeit oder manchmal einfach nur Erschöpfung. Die Gäste werden morgens von einem Fahrdienst gebracht und fahren nachmittags wieder nach Hause. Der Service beschränkt sich nicht nur auf den Heidberg und Melverode. Einige kommen sogar aus Querum und Wolfenbüttel.
Für viele Senioren ist die Tagespflege ein Weg aus der Isolation, denn hier können Kontakte aufgebaut, Freundschaften geknüpft werden. Vor allem aber ist es ein Weg, einen erfüllten Tagesablauf zu haben. Dieser wechselt von Woche zu Woche, damit keine Routine aufkommt. Für die Angehörigen bedeutet das eine Ruhepause von der oft anstrengenden Pflege. Es gibt Gäste, die jeden Tag kommen, andere kommen nur ein oder zwei Mal in der Woche.
Im Innenhof des Gebäudes kann man im Sommer gemeinsam auf der Terrasse sitzen, im Haus selbst gibt es mehrere Aufenthaltsräume, in die man sich zurückziehen kann. 15 Gästen bietet die Tagespflegestätte einen Platz.
Das alles wird von der Pflegekasse finanziert. Doch oft genug wissen die Angehörigen gar nichts von dieser Möglichkeit. Für sie gibt es einen Schnuppertag, an dem sich potenzielle Gäste und ihre Familien informieren können. Es gibt auch regelmäßig einen Abend für Angehörige, an dem man über die eigenen Erfahrungen sprechen kann. »Diese Abende werden oft sehr lang«, so Peggy Kempf.
Trotzdem scheuen manche Angehörige den Schritt zur Tagespflege, weil sie das Gefühl haben ihre Verwandten »abzuschieben«. Wenn sie jedoch einmal gesehen haben, wie ungezwungen und lebendig es in der Einrichtung zugeht, sind solche Bedenken schnell verflogen. Bei einem Durchschnittsalter von 65 Jahren ist die Einrichtung erstaunlich jung. Die älteste Seniorin ist 92 Jahre alt. Neben Spielenachmittagen, Sitztanz, Basteln, Gedächtnistraining, gemeinsamem Kochen und Singen organisiert die Einrichtung sogar Tagesausflüge. Es wird Fußpflege geboten, ärztliche Versorgung und Krankengymnastik, es gibt sogar einen Friseur im Haus. Vielen Angehörigen wird allein dadurch eine immense Erleichterung verschafft. Das Beste jedoch ist, dass Menschen, die sonst rund um die Uhr von ihren Angehörigen umsorgt werden, wieder mehr Selbständigkeit entwickeln. Manchmal nur, indem sie plötzlich wieder das eigene Frühstücksbrötchen schmieren.
»Wenn ich groß bin, werde ich Weltmeister!«
Heiß umkämpft: Der 1. BBG-Grundschul-Cup
»Fußballerisch war ich heute schwach«, räumt Lukas ein, »aber ich konnte gestern ja nicht trainieren, da wir bei meiner Oma zum Grillen waren.« Wenn alle Fußballer so selbstkritisch wären! Ein Drama war es trotzdem nicht, denn nach dem Spiel gab es für jeden der Teilnehmer zumindest eine Medaille und einen Müsliriegel.
Lukas (8) ist einer der Zweitklässler, die sich am 5. Juni auf dem Leu-Sportplatz an der Salzdahlumer Straße tummelten. Zum 5. Mal wurde dort in diesem Sommer um den Kita- und Grundschul-Cup gekämpft. Erstmals mit der BBG als Namensgeber veranstaltete der HSC Leu unter dem Motto »Sport, Spiel und Spaß« ein Fußballturnier für Kindergärten und Grundschulen aus der Umgebung. Im letzten Jahr konnte die Hans-Georg Karg-Schule den Pokal der Grundschüler erobern. In diesem Jahr beteiligten sich Heidberg, Mascheroder Holz, Hans-Georg-Karg, Melverode, Rautheim, Bebelhof und die Lindenbergsiedlung.
Während vormittags die Zweitklässler spielten, übernahmen am Nachmittag die Jüngsten das Kommando, denn dann ging es um den Kita-Cup, bei dem Rüningen, Stephanus/Heidberg, Rautheim, Klinikum, und die Roseliesstraße/Rautheim um den heißersehnten Pokal kämpften. Hier konnte der Stephanus Kindergarten aus dem Heidberg das Spiel für sich entscheiden. Ein Heimspiel quasi.
Das Fußballturnier der Kinder erfreut sich inzwischen großer Beliebtheit. Neben vielen Eltern und 20 ehrenamtlichen Helfern waren rund 400 Grundschüler auf den Beinen. Im Gegensatz zum Vorjahr war den Sportlern diesmal das Wetter hold. Bis auf vereinzelte Wolken zeigte sich die Sonne von ihrer besten Seite. Kein Wunder, dass es heiß herging. Die einzelnen Spiele dauerten zwar in der Regel nur zehn Minuten, doch dafür ging es leidenschaftlich zur Sache. Der Moderator des Turniers hatte alle Hände voll zu tun, denn der Spielfeldrand glich oft eher einer Partymeile, bei der es gar nicht so leicht war, sich Gehör zu verschaffen.
Die Eltern dagegen hielten sich zurück. Ein wenig abseits betrachteten sie mit kritischem Blick die spielerischen Leistungen ihrer Sprösslinge. »Ich verstehe eigentlich gar nichts von Fußball«, räumte eine der Mütter ein, »aber das Gemeinschaftsgefühl ist toll, oder?«
Fouls, rote Karten und Verletzungen gab es zum Glück nicht. Hooligans wurden auch nicht gesichtet. Der schlimmste Übergriff bestand darin, dass einer der kleinen Spieler von drei größeren Mädchen gegen seinen Willen vom Platz getragen wurde. Eine Woche vor dem Beginn der Fußball-WM zeigten die kleinen Fans den Großen, was Fair Play und wahre Fußballbegeisterung sind. Die ganze Veranstaltung verlief erfreulich entspannt, auch wenn zum Beispiel für Tobias (8) einiges auf dem Spiel stand: »Falls unsere Mannschaft gewinnt, bekomme ich einen iPod.«
Es war ein harter Kampf, doch durchgesetzt hatten sich schließlich die Zweitklässler der Grundschule Mascheroder Holz (Klasse 2c), die bereits zum vierten Mal den Pokal für sich eroberten.
Für Getränke und Obst sorgte der E aktiv markt Görge, die Technik stellte die Braunschweiger Baugenossenschaft zur Verfügung. Mit dabei war auch das Maskottchen der BBG, der BBG-Spatz, der fast pausenlos von den jungen Fans umlagert wurde.
Fußballbegeisterte Mädchen konnten zumindest auf eine Torwand schießen. Nur Leonie (7) zeigte sich kritisch. Auf die Frage, was man im nächsten Jahr verbessern könnte, antwortete sie: »Immer dürfen nur die Jungs spielen. Das ist gemein. Wenn ich groß bin, werde ich trotzdem Weltmeister!«
Netzwerk der Freiwilligen
Das Netzwerk »Gesund älter werden im Heidberg«
»Mancher lehnt eine gute Idee bloß deshalb ab, weil sie nicht von ihm ist«, bemerkte der Spanier Luis Buñuel einmal. Wäre es nicht zum Beispiel eine gute Idee, all jenen, die zu alt sind, um ihre Einkäufe allein zu bewältigen, einen Fahrdienst zur Verfügung zu stellen? Christine Piefke, Mitglied im »Forum Älterwerden im Stadtbezirk«, gehörte zu denen, die von dieser Idee überzeugt waren. Der Einsatz des Forums machte sich bezahlt: Für die Bewohner der sechs Stadtteile Lehndorf, Kanzlerfeld, Watenbüttel, Völkenrode, Lamme und Ölper ist diese Vision heute Realität. In Kooperation mit »ambet e.V.« konnten Fahrzeug und Büroräume gefunden werden. Für einen Preis von nur 30 Cent pro Kilometer kann sich nun jeder Senior zum Supermarkt seines Vertrauens fahren lassen. Die schweren Taschen werden dabei von einem ehrenamtlichen Helfer getragen. Die älteste Fahrerin des Einkaufsbegleitdienstes ist übrigens 78 Jahre alt. Es ist ein Projekt, das nur mit dem Einsatz Freiwilliger umgesetzt werden konnte. Dieses Beispiel beweist: Eine kleine Idee kann Großes bewirken.
»Im Moment wird der Dienst hauptsächlich von Frauen genutzt«, erklärt Christine Piefke. »Die Männer halten sich seltsamerweise zurück.« Ein neues Projekt des Forums ist bereits in Planung: Ein Kleingarten für Demenzkranke. Ein halbes Jahr dauert es ungefähr, um solche Projekte zu realisieren.
Ein Einkaufsbegleitdienst wäre auch für andere Stadtteile eine lohnende Überlegung, so dachten zumindest die Mitglieder des Netzwerks »Gesund älter werden im Heidberg«, die Frau Piefke einluden, um über ihre Erfahrungen mit dem Projekt zu berichten.
Für gute Ideen ist das Netzwerk immer offen. Einmal im Monat trifft man sich im Gemeindehaus St. Thomas, um zu besprechen, was man unternehmen kann, um den Senioren des Stadtteils das Leben zu erleichtern. Die Vorschläge sind vielfältig. Meist sind es die Senioren selbst, die ihren Wünschen Gehör verschaffen. Eine Seniorin im Heidberg zum Beispiel hatte jüngst die Idee, eine Gruppe für Witwen und Witwer ins Leben zu rufen. Vielen Hinterbliebenen fällt unmittelbar nach dem Tod des Partners gerade am Sonntag sprichwörtlich die Decke auf den Kopf. Ihnen wäre eine Anlaufstelle, die ihnen die langen Sonntage verkürzt, eine große Hilfe. Dieser Vorschlag wurde von der St. Thomas-Gemeinde gehört und landete schließlich auf dem runden Tisch des Netzwerks, wo er ausgiebig diskutiert wurde.
Die Arbeitsgemeinschaft ist bereits seit 2008 aktiv. Entstanden ist sie auf Initiative von Jeanette Thiemann, Präventionsberaterin der AOK Braunschweig. Ziel des Netzwerkes ist es Wissen zu vermitteln, Aktionen im Heidberg zu planen, generationsübergreifende Angebote anzubieten und Informationen zu transportieren. Dazu gehört vor allem auch die Organisation von Vorträgen zu Themen wie »Schuldnerberatung«, »Einbruch – Diebstahl – Trickbetrug« oder »Armut im Alter«. Mit einem Durchschnittsalter von 60 Jahren ist der Heidberg der älteste Bezirk Braunschweigs. Insofern ist dieses Gebiet ein Vorreiter für den demografischen Wandel, der uns alle in den nächsten Jahrzehnten einholen wird.
Das Netzwerk »Gesund älter werden im Heidberg« setzt sich aus verschiedenen Institutionen und privaten Akteuren aus dem Heidberg zusammen: ambet e.V., AOK, Caritas, Cura Visita, Nachbarschaftshilfe, BBG, Nibelungen-Wohnbau, AWO, KompetenzCenter, St. Thomas-Kirchengemeinde und Seniorenbüro – vor allem jedoch beteiligen sich die Senioren selbst an diesem Netzwerk. Denn ohne freiwillige Helfer geht gar nichts, das ist jedem bewusst. Ohne sie bleibt selbst die allerbeste Idee nur ein Hirngespinst.
Aus alt mach Kult
Die Sanierung des Heidberg-Wahrzeichens liegt bald zehn Jahre zurück
Bis 1969 dominierten Kirchtürme das Stadtbild der sogenannten »Südstadtbebauung«. Im selben Jahr, in dem der Stadtteil Heidberg offiziell seinen Namen erhielt, wurde auch der i-Punkt errichtet: ein Hochaus, das heute zum Wahrzeichen des Stadtteils geworden ist. In der Blütezeit des sozialen Wohnungsbaus konnte das 56 Meter hohe Gebäude mit sagenhaften 17 Stockwerken aufwarten und wurde so zur begehrten Wohnlage für viele junge Familien. Ursprünglich als günstige Alternative für sozial Schwächere gedacht, entwickelte sich das Gebäude im Laufe der Jahre jedoch immer mehr zum Sorgenkind. Eine unglückliche Belegungspolitik der öffentlichen Hand führte innerhalb von drei Jahrzehnten zur Verwahrlosung des Objekts. Rolf Kalleicher, BBG-Vorstand: »Jeden Morgen las der Hausmeister rund ums Haus Heroinspritzen, Kondome und Bierbüchsen auf.« Am Ende stand das einstige Vorzeigeobjekt zur Hälfte leer.
2003 jedoch beschloss die BBG, das Gebäude vollständig zu sanieren. Zuerst waren sogar Abriss oder Kappung nach dem 10. Geschoss als Alternative im Gespräch, dann jedoch entschloss man sich zur kostspieligen Komplettsanierung. Schließlich wurde das Hochhaus nahezu in den Rohzustand zurückversetzt: Innenwände, Leitungsschächte, Heizkörper, Estrich, abgehängte Decken und die 300 Fenster der Wohnetagen wurden demontiert, mehr als 1000 Tonnen Bauschutt abtransportiert. Bis auf die tragenden Teile wurde alles abgetragen und vollständig erneuert. Ein damals beispielloses Unterfangen, das über die Stadtgrenzen hinaus für Aufsehen sorgte.
Allein die Bauarbeiten wurden zum Ereignis: Über ein »i-Punkt-Meter« an der Fassade, das nach und nach kletterte, konnte man den Stand der Bauarbeiten verfolgen. Über eine Webcam auf der Baustelle durften alle hautnah dabei sein. Zusätzlich wurde das Haus in einer Aktion als »größter Adventskalender Deutschlands« beworben. Zwei Jahre und acht Millionen Euro später wurde der neue i-Punkt enthüllt. Zur feierlichen Eröffnung im April 2005 fand ein Treppenhausmarathon mit Prominenten statt. Es gab sogar einen i-Punkt-Bastelbogen!
Schon rein optisch unterschied sich der neue i-Punkt von der Vorgängerversion. Statt mit grauem Beton ist die neue Fassade mit einer futuristischen Aluminium-Fassade verkleidet. Auf der Südseite befindet sich ein »I mit Punkt«, in Form einer Photovoltaik-Anlage, die auch nachts sichtbar ist. Diese Fläche von 153 m2 Modulplatten reicht aus, um sämtliche Etagen des Gebäudes zu beleuchten. Bei allen 78 Wohnungen mit einer Wohnfläche von 38,5 bis 98,5 m2 wird auf modernste Technik gesetzt: Energiesparlampen, Niedervoltsysteme und langlebige Leuchtstoffröhren machen das Gebäude zu einem der fortschrittlichsten der Stadt. Die Räume selbst sind modern zugeschnitten, komfortabel und hell. Kein Wunder, dass sämtliche Wohnungen innerhalb kürzester Zeit belegt waren.
Mieter und ihre Gäste werden von einem Concierge begrüßt, der stets ansprechbar ist. Für Sicherheit sorgt ein Türschließsystem mit steuerbarer Videoüberwachung. Zehn Prozent der Wohnungen wurden behindertengerecht ausgestattet. Die unteren Etagen sind für seniorengerechte Altenwohnungen reserviert.
Ganz oben findet man seit dem Mai 2007 eines der angesagtesten Restaurants der Stadt, das »i-Vent«, dessen mediterranes Interieur einen atemberaubenden Ausblick über die Stadt Braunschweig bietet. Neben spanischen sowie internationalen Köstlichkeiten findet man dort auch eine Cocktail-Bar und eine Raucher-Lounge. Das Motto: »Gehoben – aber nicht abgehoben«.
Nach zehn Jahren ist der neue i-Punkt ein Kultobjekt. Vergessen sind die schlimmen Jahre des Abstiegs. Der i-Punkt gilt heute bundesweit als gelungenes Beispiel für fortschrittliches und innovatives Wohnen. Ein würdiges Wahrzeichen für die Südstadt.
Die Brandbekämpfer des Bezirkssportplatzes
Die Jugendfeuerwehr Melverode feierte im Mai ihr 40-jähriges Jubiläum
Manche Dinge ändern sich nie: Fast jeder von uns wollte irgendwann als Kind Feuerwehrmann werden. Jörn Lars Gerlach, Ortsbrandmeister der Feuerwehr Melverode, hat da seine Zweifel. »Um heutige Kinder für die Feuerwehr zu begeistern, muss man sie erst mal von der Playstation wegbekommen.« Für die Feuerwehr ist Nachwuchsförderung mittlerweile schwierig. Besonders wenn der Nachwuchs in die Pubertät kommt und plötzlich andere Dinge das Leben bestimmen; dann erlischt bei der Mehrzahl der Teenager das Interesse an der Brandbekämpfung.
Im Moment zählt die Jugendfeuerwehr 15 Mitglieder zwischen zehn und fünfzehn Jahren. Obwohl auch Mädchen mitmachen können, hält sich das andere Geschlecht im Moment vornehm zurück. Nur wenige dieser Kinder werden später bei der freiwilligen Feuerwehr bleiben, weiß Gerlach. Die Zeit in der Jugendfeuerwehr ist für die Kinder ein wichtiger Abschnitt. Hier lernen sie Brandschutz, kameradschaftliches Miteinander, bekommen erste Einblicke in die Welt der Technik. Dinge, die ihnen später zugute kommen werden.
Auf dem Bezirkssportplatz Melverode geht es diszipliniert zu – vor allem routiniert. Schläuche werden aufgerollt, Wasserhähne bereit gemacht, Ventile aufgedreht. Alles geschieht schnell und präzise, innerhalb weniger Minuten. Man merkt es den Jugendlichen an, dass sie viele der Übungen bereits etliche Male absolviert haben. Begeistert sind sie jedoch noch immer.
»Ich habe mich immer für die Feuerwehr interessiert. Nachdem ich am Schnuppertag dabei war, habe ich mitgemacht«, meint Nico (15), während Lukas (12) »besonders die Technik« interessant findet. Joel (10) war ebenfalls schon immer von Feuerwehr begeistert. Er findet vor allem die Abwechslung toll. »Mir gefällt es, dass man bei der Feuerwehr Menschenleben retten kann«, erklärt dagegen Tim (11).
Viele von ihnen waren schon in der Kinderfeuerwehr, der man bereits mit 6 Jahren beitreten kann und sind so fast schon Veteranen. Jede Woche treffen sie sich zur Übungsstunde auf dem Bezirkssportplatz. Dabei werden zwar keine Feuer gelöscht, aber die Technik erklärt und all die Handgriffe geübt, die zur Brandbekämpfung unerlässlich sind. Das alles ist schon faszinierend, selbst für Erwachsene Beobachter. Neben den Übungen gibt es natürlich viele Aktionen und Tagesausflüge. Vor allem jedoch gibt es Städtewettbewerbe, bei denen die jungen Feuerwehrleute ihr Können unter Beweis stellen können.
Wer volljährig ist und immer noch Gefallen an der Brandbekämpfung findet, kann schließlich aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr werden – oder man absolviert eine 18 Monate lange Grundausbildung und macht sein Hobby zum Beruf. Anders als die Kollegen von der Berufsfeuerwehr arbeitet man in Melverode jedoch ehrenamtlich. Wie wichtig dieses Engagement ist, sieht man an der Zahl der Brände in der Region. Etwa 50 bis 60 Einsätze fährt man hier im Jahr. Gerade in den Sommermonaten wird es brenzlig, wenn viele Hobbygriller ihre Holzkohle unzureichend entsorgen – besonders am Heidbergsee. So etwas wird den Kindern der Jugendfeuerwehr Melverode später garantiert nicht passieren.
»Wir wollen keine Animateure sein«
Das Kinder- und Jugendzentrum im Heidberg
Wer erinnert sich nicht an die Jugendzentren seiner Kindheit? Meist war es ein grauer Betonbau, in dem sich irgendwo ein Tischkicker befand – und wenn man Glück hatte ein Billardtisch. Dagegen ist das Kinder- und Jugendzentrum im Heidberg geradezu farbenfroh. Trotzdem: Etwas abseits gelegen, in der Gerastraße, kann man es leicht übersehen.
»Es gibt Leute, die hier seit Urzeiten wohnen und nicht wissen, dass es uns gibt«, lacht Holger Wrehde, der Leiter der Einrichtung. Den obligatorischen Tischkicker und den Billardtisch gibt es zwar auch hier, aber mit dem klassischen Jugendzentrum vergangener Tage hat das einstöckige Gebäude nicht viel gemein. Die Einrichtung verströmt den Charme von Villa Kunterbunt. Vieles wirkt liebevoll selbstgebastelt und improvisiert. Eine große Holzplattform im Garten, die an mehreren Halterungen befestigt ist, dient als Hollywoodschaukel und auch der Grill, der sich etwa zehn Meter entfernt befindet, ist natürlich Marke Eigenbau. Ein Schwimmbecken, das neueste Projekt der Kinder, befindet sich momentan in Arbeit.
Im Inneren des Gebäudes findet man sogar ein kleines Kino, in dem an jedem Donnerstag Filme gezeigt werden. Die Leinwand stammt aus dem Cinemaxx. Weiterhin gibt es einen Computerraum, der mit mehren Rechnern bestückt ist, sowie einen gut ausgestatteten Proberaum für angehende Musiker, die hier auch verschiedene Instrumente lernen können. Direkt nebenan treffen wir auf Carlos Utermöhlen, in der Szene bekannt als Rapper Carlos, der seit einigen Jahren das Jugendprojekt »Rapflektion« betreut. Viele dieser Aktivitäten werden zusammen mit den Kindern ins Leben gerufen. »Partizipation statt Animation« ist das Motto der Macher, denn Wrehde und seine Mitarbeiter sehen sich nicht als Unterhalter.
Dieses Konzept scheint aufzugehen. Dass in den Räumlichkeiten so etwas wie Langeweile aufkommt, ist höchst unwahrscheinlich. In zwei wöchentlich stattfindenden Kochkursen wird den Kindern gesundheitsbewusste Ernährung nahegebracht. Im Kochkurs »Einmal um die Welt« wird per Los entschieden, welches internationale Gericht auf dem Speiseplan steht. Daneben gibt es Tagesfahrten und Aktionen.
»Dabei ist die Verlässlichkeit der ›Generation facebook‹ ein echtes Problem«, gesteht Wrehde. »Viele wollen sich nicht festlegen, sodass einige Aktionen leider kurzfristig abgesagt werden müssen.«
Interessantes gibt es trotzdem genug – selbst einen Kurs zum Thema »Veganes Backen«.
Originell sind auch die regelmäßig stattfindenden »Dosenkonzerte«. Hier besteht der Eintritt aus einer Konservendose pro auftretender Band. Fertiggerichte, Gemüse- oder Obstkonserven – alles ist willkommen. Der Erlös der Konzerte wird von der Stephanus-Gemeinde an bedürftige Menschen verteilt.
Der wichtigste Aspekt des Jugendzentrums ist jedoch, dass die Kinder den Ort als Zufluchtsstätte erkennen., seien es Schulprobleme, erster Liebeskummer oder familiäre Gewalt. »Wir wissen oft mehr als die Eltern«, so Wrehde. »Ich würde das Jugendzentrum zwar nicht gerade als sozialen Brennpunkt bezeichnen, aber machmal wird es schon etwas warm.« Daher ist gerade eine enge Zusammenarbeit mit den Sozialarbeitern der Schulen wichtig.
Dass Wrehde und seine Kollegen das Vertrauen der Jugendlichen gewonnen haben, wird schnell klar, wenn man ihn beim Rundgang durch die Räumlichkeiten begleitet. Einige werden von den Kindern mit Spitznamen wie »Toto« oder »Hamstå« bedacht. Wrede selbst ist »Higgins«.
Der Regelbesucher der Einrichtung ist zwischen 10 und 15 Jahre alt – die Zeit der Pubertät also, in der man jede Hilfe braucht, die man kriegen kann. Was man in dieser Zeit allerdings nicht braucht, sind erhobene Zeigefinger. Dazu Wrehde: »Als Pädagogen wollen wir den Kindern natürlich auch Demokratie und soziales Miteinander nahebringen, doch manchmal sind sie von der Schule so erledigt, dass sie einfach nur chillen wollen.«
Organisation ist alles
Der Kulturring Melverode
»Warten Sie, ich habe da noch etwas für Sie«, sagt Jürgen Haake, Pressewart des Kulturrings Melverode und durchblättert seine dicke Mappe. Dort findet man alles, was der Kulturring in den letzten Jahren geleistet hat. Allein die Aufzählung der neuen Veranstaltungen dauert Minuten. »Der Name Kulturring klingt etwas elitär«, gibt der Diplom-Ingenieur schmunzelnd zu. »Eigentlich machen wir hier ja viel mehr als nur Kultur.« Zum Beispiel Aktionen, Ausflüge und Festivitäten planen wie das Melveroder Bürgerfrühstück, das im Juni stattfand. Und selbst das ist nur ein kleiner Teil.
Der seit 1956 operierende Verein ist im »Kulturringhaus« in der Bolkenhainstraße ansässig. Von dort aus versucht er quasi als Dachverband der Vereine des Ortes zu agieren. Älteren Melverodern ist das Kulturringhaus noch unter dem Namen »Haus der offenen Tür« bekannt. Seit einigen Jahren ist dort auch das Restaurant »Alte Schule am Südsee« ansässig, das im Ort inzwischen nicht mehr wegzudenken ist. Die Gaststätte, die im Ambiente eines alten Klassenzimmers eingerichtet ist, bietet Räumlichkeiten für Veranstaltungen bis 100 Personen an. Dazu stellt das Haus einen Tagungsraum mit Projektionsfläche zur Verfügung, der den Anwohnern auch als Begegnungsstätte dient. Hier treffen sich unter anderem der Seniorenkreis, der Gesangsverein des Ortes sowie der Bezirksrat Melverode/Heidberg. Momentan trägt sich das Kulturringhaus durch die Mieteinnahmen der Gaststätte, doch in den nächsten Jahren stehen Renovierungsarbeiten an. Ein weiterer Punkt für die Tagesordnung des Vereins.
Der rund 80 Mitglieder zählende Kulturring selbst trifft sich etwa sechs bis acht mal im Jahr, um über die diversen Aktivitäten zu diskutieren. Viele der Mitglieder sind auch im Vorstand anderer Melveroder Vereine und Institutionen tätig, was die Koordination erheblich erleichtert.
»Fast 25 Vereine gibt es in Melverode«, erklärt Haake. All diese Vereine und Institutionen bieten im Jahr zwischen 65 bis 80 Termine und Veranstaltungen an. Ohne den Kulturring könnte man da leicht den Überblick verlieren.
Früher war alles überschaubarer. Damals war das einzige Sprachrohr des Vereins ein Schaukasten, in dem man sämtliche Aktivitäten anschlug. Das hat sich grundliegend geändert. Inzwischen gibt es vier solcher Kästen. Daneben existiert eine gut besuchte Internetseite, die ständig aktualisiert wird und auf der alle Termine des Ortes verzeichnet sind. Der Bürgerverin Heidberg startete vor Jahren ein ähnliches Projekt, das inzwischen leider eingeschlafen ist.
Haake, der seit 35 Jahren in Melverode wohnt, ist Experte für Öffentlichkeitsarbeit, der weiß, wie man Dinge ins Rollen bringt. Um zum Beispiel einen Teil der Tausendjahrfeier des Ortes zu finanzieren, gab der Verein 2007 einen Kalender heraus, dessen Auflage sich innerhalb kürzester Zeit verkaufte. Die Erlöse solcher Aktionen werden sofort in neue Projekte gesteckt oder für wohltätige Zwecke gespendet. Auch bei der Wiederbelebung des Melveroder Einkaufscenters war der Kulturring mit Rat und Tat dabei. Daneben veranstaltete er das Schützenfest, lud zum Spargelessen ein und engagierte sich bei der Neugestaltung des Vorplatzes der St. Nicolai Kirche. Auch der namenlose Grenzgraben Stöckheim/Melverode erhielt nicht zuletzt dank einer Initiative des Vereins 2007 den Namen »Springbach«. Man sieht: Der Kulturring kümmert sich um alles.
»Als Bezirksbürgermeister muss man sich neutral verhalten«
Zu Besuch bei Bezirksbürgermeister Hans-Dieter Osswald
»Es ist für einen Bezirksbürgermeister ein Vorteil, im Ruhestand zu sein. Denn es ist ein Fulltime-Job. Als Erwerbstätiger ist das nur schwer zu bewältigen«, erzählt Hans-Dieter Osswald, Bezirksbürgermeister von Heidberg-Melverode. Soziales Engagement hat in seiner Familie Tradition, denn seine Mutter war Gewerkschaftssekretärin in der DDR, bevor die Familie 1949 in den Westen ging. Osswald, der 1936 in Breslau zu Welt kam, zog 1974 in den Heidberg. Damals hatte er bereits ein Ingenieursstudium absolviert und arbeitete in München bei Siemens. Von dort aus war er zum Beispiel am Bau des Hamburger Elbtunnels beteiligt. Nach der Geburt der Tochter zog es ihn nach Braunschweig, wo er sich fortan in der Gemeinde engagierte. So war er unter anderem als ehrenamtlicher Richter am Verwaltungsgericht tätig: »Eine sehr interessante Zeit.« 1972 wurde er Mitglied der SPD. Er selbst erfuhr davon, als er nach einem langen Auslandsaufenthalt zurückkehrte. »Meine Frau hatte einfach die Beitrittserklärung ausgefüllt, ohne mich zu fragen. Ich selbst befand mich nämlich gerade in Persien«, erinnert er sich schmunzelnd.
Osswald arbeitete damals für die Braunschweigische Maschinenbauanstalt BMA, war in anderen Ländern mit der Planung von Zuckerfabriken beschäftigt. »Die meiste Zeit meines Berufslebens war ich unterwegs. Die einzigen Länder, die ich nicht besucht habe, waren wohl Südamerika und Ägypten. Dabei musste ich mich ständig mit den Sitten und Gebräuchen der jeweiligen Länder auseinandersetzen. In meiner Zeit in Persien beispielsweise habe ich die Sprache erlernen müssen, sah, welche Rolle die Religion dort spielt. Es gibt Leute, die nur ungern reisen. Für mich aber waren diese Jahre im Ausland kein Opfer, im Gegenteil. Ich war immer in Action, kann behaupten, dass ich mich an keinem Tag meines Berufslebens gelangweilt habe.«
Diese Reisen haben ihn zum Weltbürger gemacht, der offen auf andere Kulturen zugehen kann, meint Osswald. Heute kommt ihm das zugute. Der Heidberg bekam gerade in den letzten Jahren Zuwachs von Migranten aus Polen und Kasachstan, die plötzlich eine multikulturelle Vielfalt direkt vor die Haustür brachten. Da es sich hier meist um junge Familien handelt, kann dies nach Ansicht des Politikers nur gut für den Heidberg sein. Das große Problem sieht er eher beim hohen Altersdurchschnitt der Anwohner. »Für den Fortbestand des Einzelhandels sind gerade junge Familien wichtig, weil die einfach mehr konsumieren.« Doch dies wird sich seiner Ansicht nach bald ändern, denn der Stadtteil sei besonders für Jungfamilien attraktiv. Man habe hier eine perfekte Verkehrsanbindung, viele Einkaufsmöglichkeiten vor Ort und dazu jede Menge Grünflächen. »Der Bezirksrat hat dafür gesorgt, dass hier alles zum Feinsten geriet.« Verbesserungsbedarf sieht er allenfalls bei der Parksituation am Erfurtplatz.
Die Rolle der Bezirksbürgermeister sei wichtig, betont er, weil die einfach näher dran sind an den Nöten und Wünschen der Anwohner. Schließlich wohne man ja selbst hier. Vor seiner Zeit als Bürgermeister war Osswald SPD-Fraktionsvorsitzender. Ein Amt, das er gern bekleidete. »Der Dienst am Stadtteil macht mir Spaß«, sagt er, obwohl er überlegt, kürzer zu treten. In zwei Jahren wird er immerhin stolze 80. Allerdings glaubt man ihm das kaum. Trotzdem: Mit Computern mag er sich nicht auseinandersetzen. »Das macht alles meine Frau. Wenn sie mal wütend auf mich ist, droht sie, meine E-Mails nicht zu beantworten. Ohne sie müsste ich mir eine junge Sekretärin suchen.«
Auf den Trichter gekommen
Weltmeisterschaft im Wasserschuh-Laufen auf dem Heidbergsee
Wenn Menschen mit merkwürdigen Konstruktionen an den Füßen über den Heidbergsee wandeln, überrascht das mittlerweile niemanden mehr. Zum dritten Mal fand dort im Juni 2014 die »Wasserschuh-WM« statt. Als der Erfinder der Woodrix-Wasserschuhe, Jens Gronewaudt alias Woodrix, 2012 zur ersten Wasserschuh-WM rief, die damals noch auf dem Ölper See stattfand, war das Ganze noch recht überschaubar: Ganze 3 Teilnehmer kämpften um den Titel des Weltmeisters. Amadou Agne für Senegal, Sven Topp für Australien und für Deutschland Gronewaudt. Wasserschuh-Champion wurde schließlich der Erfinder selbst.
Die Idee kam Gronewaudt vor über zehn Jahren. Damals gab es zwar bereits rund 900 andere Konstuktionen, die den Menschen angeblich befähigen sollen, auf dem Wasser zu gehen, doch die schienen den Tüftler nicht zu überzeugen: »2001 war ich durch meinen Job beim Jugendwerk der AWO unterwegs, um Luftschläuche von Reifenfirmen für das Spielmobil einzuholen. Dabei kam mir durch den Ulk eines Freundes die Idee für die Wasserschuhe. Beim Ausprobieren im Wasser stellte ich fest, dass es tatsächlich funktioniert.«
Die Woodrix-Wasserschuhe, wie sie sich uns heute präsentieren, bestehen aus zwei schlauchbootartigen Schuhen, die durch ein Band miteinander verbunden sind. Andernfalls würde man nämlich ganz schnell in den Spagat gehen. Vorwärts bewegt man sich mit einem etwa 2,50 Meter langen Paddel, an dessen Enden zwei Trichter befestigt sind. Der Trichter war sozusagen das Ei des Kolumbus, denn mit einem herkömmlichen Paddel würde das Ganze nicht funktionieren.
»Sich damit über Wasser zu halten, ist gar nicht so schwer«, so Lei Wang, einer der Teilnehmer. »Schwierig wird es nur, wenn Wind aufkommt, denn bei Gegenwind hast du kaum eine Chance, vorwärts zu kommen.« Bei Windstille bringt man es jedoch auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 4,10 km/h. Steigerungen sind natürlich erwünscht.
Von den bescheidenen Ursprüngen der WM war in diesem Jahr nichts zu merken. 2014 traten 11 Teilnehmer aus 9 Ländern an. Erfreulich dabei ist, dass die Welt der Wasserschuhe auch weiblichen Teilnehmern ihre Tore öffnet. Immerhin drei Frauen nahmen am feuchtfröhlichem Spektakel teil.
Erstmals wurden neben den zwei bisherigen Disziplinen (1. Disziplin: 100-Meter-Lauf; 2. Disziplin: 100-Meter-Lauf plus 18-Meter-Landgang) eine dritte hinzugefügt: »Im Slalom durch 3 Limbo-Tore«. Nach dem Ende des offiziellen Teils konnten auch die Besucher die Wasserschuhe ausprobieren.
Dank des guten Wetters gab es viele Neugierige, die es sich am Nordufer des Sees bequem machten. Für Hungrige gab es erstmals ein Speisen- und Getränke-Angebot vom »Café Kolibri« und von »Hattu Möhrchen?«, dem »Veganer Imbiss De Luxe«. In den Pausen sorgten Sänger Tobi Wan, der Irish Folk-Gitarrist Henk und Gronewaudt selbst für musikalische Untermalung. Toddn Kandziora und Till Burgwächter, zwei Urgesteine der Braunschweiger Szene, moderierten die über vier Stunden dauernde Veranstaltung im lockeren Plauderton. Sieger der ersten beiden Disziplinen war Sven Topp. Bei den Limbo-Toren hatte Amadou Agne die Nase vorn.
Wer an diesem Nachmittag auf den Geschmack gekommen ist: Auf der Homepage des Erfinders kann jeder selbst stolzer Wasserschuh-Besitzer werden. Allerdings sind Gronewaudts Schuhe mit rund 900 Euro pro Nase nicht gerade billig.
»Das Wichtigste ist die Menschen zusammenzubringen«
Am 18. September fällt der Startschuss für den nächsten Weihnachtsmarkt
Weihnachten steht vor der Tür. Auch wenn sich diese Tür erst in fünf Monaten öffnet, laufen die Planungen für den nächsten Weihnachtsmarkt im Heidberg langsam, aber sicher an. Nach sechs Jahren Pause wurden 2013 auf dem Erfurtplatz erstmals wieder gebrannte Mandeln und Eierpunsch angeboten. Damals waren 25 Institutionen und Geschäfte dabei, um vorweihnachtliche Stimmung und gute Laune zu verbreiten. Der Erfolg war größer, als sich die Veranstalter ausgemalt hatten, sodass es zu Engpässen kam, was die Glühweinbeschaffung betraf. Für das musikalische Rahmenprogramm sorgten ein Kirchen- und Posaunenchor und die Tanzgruppe »Rhythmus«. Jeder der beteiligten Stände hatte ganz spezielle Angebote, die man auf dem traditionellen Braunschweiger Weihnachtsmarkt vergeblich suchen würde. Der Deutsch-Polnische Hilfsverein Poldeh verkaufte beispielsweise das Traditionsgericht »Bigos« und kleine Weihnachtsengel, die von den Kindern des Behindertenheims Rokitna gebastelt wurden. Natürlich wurde auch leckeres Essen wie Kartoffelpuffer, Suppe, Waffeln, Zuckerwatte, Kekse, Bratwurst, Punsch, Kakao, Glühwein und internationale Gerichte angeboten. Dazu gab es originelle Geschenkideen, Schmuck aus Perlen und Muscheln, Drechselarbeiten, Waldorfpuppen und Bethlehem-Produkte.
Dabei kamen insgesamt stolze 634 Euro zusammen. Im Juni traf man sich zur Scheckübergabe. »Das Wichtigste ist jedoch«, so Rüdiger Warnke, Vorsitzender der Geschäftsführung der Nibelungen-Wohnbau, »die Menschen zusammenzubringen.« Die Organisatoren der BBG, der Nibelungen-Wohnbau und der Bezirksbürgermeister wollen auch 2014 für Weihnachtsstimmung und Gemeinschaftsgefühl in der Südstadt sorgen. Die nächste öffentliche Sitzung des Arbeitskreises Heidberg findet am Donnerstag, dem 17. Juli um 15.00 Uhr im Gemeindehaus der St. Thomas-Gemeinde statt. Das Planungstreffen des diesjährigen Weihnachtsmarkts (Do, 11.12., Erfurtplatz) findet am 18. September um 18.00 Uhr im Restaurant »i-vent« statt.
Die Stand-Betreiber des Heidberger Weihnachtsmarkts spendeten einen Teil ihrer Verkaufserlöse an das integrative AWO-Stadtteilprojekt »Heidberg AKTIV« und an die Suppenküche. Die Scheck-Übergabe erfolgte im Rahmen der Frühjahrs-Sitzung des Arbeitskreises Heidberg. Scheck-Überreicher waren Kerstin Born (Nibelungen Wohnbau), Andreas Gehrke (Braunschweiger Baugenossenschaft) und Martin Stützer (AWO Bezirksverband Braunschweig e. V.). Für Heidberg AKTIV nahmen die Koordinatorinnen Alena Timofeev und Justyna Zdanowicz den Scheck entgegen. | |
Von links nach rechts: Frau Gudrun Tappe-Freitag, Martin Stützer, Alena Timofeev und Justyna Zdanowicz, Andreas Gehrke und Kerstin Born. | |