Beiträge 2024-3 Jubiläumsausgabe

Grußwort vom OB Dr. Thorsten Kornblum

Zum zehnjährigen Bestehen der Stadtteilzeitung SÜDLICHT gratuliere ich dem Herausgeber – dem Bezirksverband Braunschweig der Arbeiterwohlfahrt (AWO) e. V. – im Namen der Stadt, aber auch persönlich, herzlich.

Seit dem Sommer 2014 gibt der AWO-Bezirksverband im Rahmen der von der Stadt geförderten Quartiersarbeit im Heidberg die Stadtteilzeitung SÜDLICHT heraus – unterstützt von ihren Kooperationspartnerinnen Nibelungen Wohnbau GmbH und der Braunschweiger Baugenossenschaft eG, denen ich für ihr Engagement ebenfalls herzlich danke.

Mein Dank gilt dem Herausgeber ebenfalls für sein inklusives Engagement bei der Produktion und Verteilung der Zeitung, in die die Lebenshilfe Braunschweig eng eingebunden ist: Sie druckt das SÜDLICHT und Mitarbeitende der Lebenshilfe verteilen sie an den Adressatenkreis in den Quartieren.

SÜDLICHT, das viermal mit einer Auflage von 7.000 Exemplaren erscheint, erfüllt vielfältige soziale Funktionen im Heidberg und in Melverode – in den beiden Stadtteilen, in denen jeder Haushalt die Zeitung kostenlos erhält.

Mit dieser Stadtteilzeitung trägt der AWO-Bezirksverband maßgeblich zu einer funktionierenden Nachbarschaft in beiden Stadtteilen bei. Denn nur Bürgerinnen und Bürger, die über die aktuellen kulturellen, sozialen, sportlichen und politischen Angebote, Entwicklungen und Aktivitäten in ihren Stadtteilen informiert sind, sind in der Lage, sich auch selbst einzubringen und an der Gestaltung ihres Quartiers mitzuwirken. Das führt auch dazu, dass sich die Bürgerinnen und Bürger »im Süden Braunschweigs« stärker mit ihren Stadtteilen identifizieren.

Seit zehn Jahren trägt das SÜDLICHT maßgeblich dazu bei, die Lebensqualität ins-besondere im Heidberg und in Melverode zu verbessern – und unterstützt durch seine Artikel und Informationen gleichzeitig die Arbeit des AWO-Nachbarschaftsladens Heidberg.

Der Nachbarschaftsladen initiiert unter anderem Treffen unterschiedlicher Gruppierungen, zudem finden dort Informations- und Bildungsangebote sowie kulturelle Veranstaltungen statt. Offene Gesprächskreise und Begegnungsmöglichkeiten runden das breit gefächerte Angebot ab. Durch seine Aktivitäten fördert der Nachbarschaftsladen ebenso wie das SÜDLICHT das friedliche Miteinander aller Bewohnerinnen und Bewohner.

Dem SÜDLICHT wünsche ich weitere erfolgreiche zehn Jahre, in denen die Zeitung ihre Hauptaufgabe erfüllt – die Bewohnerinnen und Bewohner im Heidberg und Melverode zu informieren und ihnen die gesellschaftliche Teilhabe zu erleichtern.

Dr. Thorsten Kornblum
Oberbürgermeister

 

Grußwort von Rifat Fersahoglu-Weber,
Vorstandsvorsitzender AWO-Bezirksverband Braunschweig e. V.

Liebe Leser*innen der Stadtteilzeitung SÜDLICHT liebe Kooperationspartner*innen, 

seit nunmehr zehn Jahren gibt der AWO-Bezirksverband Braunschweig e. V. die Stadtteilzeitung Südlicht heraus und berichtet über spannendes und interessantes im Stadtteil. Ich nutze den runden Geburtstag, um mich bei dem Team der Zeitung für die Erstellung von stets lesenswerten und ansprechend gestalteten Ausgaben zu bedanken. Dazu zählen vor allem der immer findige Redakteur Karsten Weyershausen, der umtriebige Anzeigenverwalter Waldemar Bruchmann und das Team der AWO-Quartiersarbeit im Heidberg.

In dieses »Danke schön« beziehe ich gerne unsere Kooperationspartner der ersten Stunde ein – die Nibelungen Wohnbau GmbH und die Braunschweiger Baugenossenschaft eG sowie natürlich auch alle anderen treuen Inserenten. 

Und wussten Sie eigentlich, dass das SÜDLICHT von Beginn an in der Lebens-hilfe Braunschweig produziert wird? Dort erfolgt der Feinschliff der Gestaltung und anschließend auch der Druck. Viermal jährlich stecken Bedienstete der Lebens-hilfe diese Zeitung kostenlos in jeden erreichbaren Briefkasten im Heidberg und in Melverode. 

In unserer globalisierten und vernetzten Zeit sind Informationen aus aller Welt immer und überall verfügbar. Dennoch sind es oft die kleinen Geschichten aus der Nachbarschaft, die uns besonders interessieren und berühren: Geschäftseröffnungen in meinem Stadtteil, Porträts von Menschen aus der Wohnstraße, ein kulturelles Ereignis vor der Haustür, Geschehnisse im lokalen Sportverein, Meldungen aus der Bezirkspolitik. Dieses Bedürfnis nach Informationen von hier möchten wir auch in Zukunft mit vielen weiteren Ausgaben erfüllen! 

Das Team von SÜDLICHT freut sich immer über Zuschriften mit Lob und Kritik sowie über Anregungen für neue Themen. Die Möglichkeit der Kontaktaufnahme besteht auch im AWO-Nachbarschaftsladen am Erfurtplatz 3. 

Mit freundlichen Grüßen,

Ihr Rifat Fersahoglu-Weber
Vorstandsvorsitzender
AWO-Bezirksverband Braunschweig e. V.

Die Enkelkinder von 1974

Beim 50-jährigen Jubiläum der Jugendfeuerwehr Melverode.

Stress, nächtliche Einsätze, brenzlige Situationen – Feuerwehrleute haben es nicht leicht. »Warum macht man das?«, fragte daher Thorsten Köster, Vorsitzender des Ausschusses für Feuerwehr, Katastrophenschutz und Ordnung, in seiner Rede und lieferte die Antwort gleich mit: Erst im April führte uns ein Großbrand am Schöppenstedter Turm vor Augen, wie wichtig unsere Feuerwehren sind. Mehr als 100 Einsatzkräfte kämpften gegen die Flammen. Folgerichtig hat kein anderer Job bei der Bevölkerung ein so gutes Image.

Und doch: Mehr als 90 Prozent der Feuerwehrleute sind ehrenamtlich organisiert. Die Jugendfeuerwehr Melverode sorgt seit 1974 für den dringend benötigten Nachwuchs. Hier werden zehn- bis achtzehnjährige Jugendliche auf den aktiven Einsatzdienst vorbereitet. Ohne sie wäre die Zukunft der Feuerwehren höchst ungewiss.

Ein guter Grund also, das 50-jährige Jubiläum der Jugendfeuerwehr zu feiern. Am 27. April wurde auf dem Abenteuerspielplatz Melverode ein Festzelt aufgebaut. Doch bevor es Kuchen, Bratwürste, Popcorn und Pommes gab, mussten rund 80 Jugendliche aus den umliegenden Jugendfeuerwehren und der THW-Jugend einen Orientierungsmarsch bewältigen, auf dem es spezielle Aufgaben zu erledigen galt und der sie durch ganz Melverode und den Heidberg führte. »Wie viele Stockwerke hat der Heidberger I-Punkt?«, hieß es an einer Stelle. Den wenigsten dürfte die Antwort schwergefallen sein. »Das Schlimmste, was einem hier passieren kann, ist, dass man seinen Handschuh verliert«, ulkte Ortsbrandmeister Tarik Baddouh. Zum Schluss mussten an einem Modell einer Hauswand per Wasserspritze und Feuerwehrschlauch alle Fenster geöffnet werden.

Was nur wenige wussten: Ursprünglich sollte die Jugendfeuerwehr Melverode sogar 1968 gegründet werden, erinnerte Jugendfeuerwehrwart Yannik Haack; doch aufgrund mangelnder Unterstützung seitens der Stadt verzögerte sich der Start. Selbst 1974 wurde es dem Nachwuchs nicht leicht gemacht: Anfangs mussten die Eltern für die Kleidung der angehenden Brandbekämpfer*innen aufkommen. Heute übernimmt die Stadt diese Aufgabe. Nicht wenige der damaligen Kinder haben inzwischen selbst Enkelkinder, die vielleicht eines Tages in ihre Fußstapfen treten werden.

Auch Frank Hahn gehörte 1974 zu den Kindern der ersten Stunde. Wie viele von ihnen blieb er der Ortsfeuerwehr Melverode treu. Für seinen fünf Jahrzehnte langen Einsatz wurde er an diesem Tag vom Stadtbrandmeister Ingo Schönbach mit dem Ehrenzeichen des Landesfeuerwehrverbands Niedersachsen ausgezeichnet. Tarik Baddouh, der seit frühester Jugend dabei ist, erhielt für seinen nimmermüden Einsatz ebenfalls stehende Ovationen nebst Auszeichnung.

Nachdem die Grußworte gesprochen waren, wurden die Teilnehmenden des Orientierungsmarsches auf die Bühne gebeten. Die Jugendfeuerwehr Melverode konnte immerhin einen stolzen vierten Platz belegen. Doch auch der Ernstfall trat ein: Jemand hatte einen Handschuh verloren.

Die menschelnde Alternative

Neues vom Heidberg Büdche.

Während in großen Häusern Selbstbedienungskassen auf dem Vormarsch sind, ist bei Marion und Stefan Pulkenat immer Zeit für einen kleinen Plausch am Tresen. Gerade weil in heutigen Geschäften Hektik und Anonymität herrscht, ist die Sehnsucht nach dem guten alten Tante-Emma-Laden immens. Als die Pulkenats vor vier Jahren »Eckis Post Agentur« in der Stettinstraße übernommen hatten, war genau das ihr Ziel: Mit dem »Heidberg Büdche« wollte man eine menschelnde Alternative zum unpersönlichen Konsumtempel bieten.

Inzwischen hat sich auch bei ihnen einiges geändert. Während man anfangs den Schwerpunkt auf Lebensmittel setzte, dominieren heute Geschenkartikel die Verkaufsfläche. Dazu gibt es den DHL-Shop, ein reichhaltiges Schreibwarensortiment, mehrere Drehständer mit Grußkarten, Zeitschriften, Spirituosen, Bio-Honig aus der Region und natürlich ein Eintracht-Regal mit diversen Fanartikeln.

Im Mittelpunkt steht ein Tisch mit »Motto-Wein« für besondere Events. »Frauen können hier beispielsweise spontan eine Flasche für den Mädelsabend kaufen oder Männer einen guten Wein, speziell zum Hochzeitstag.« Für Eltern gibt es den Service, direkt vor Ort neue Schulbücher zu bestellen. Neben den Büchern gibt es dann als Bonus ein Geschenk für die Kleinen.

»Wir mussten anfangs erst lernen, wie die Bedürfnisse unserer Kundschaft aussehen«, erklärt Stefan Pulkenat offen. »Deshalb versuchen wir immer etwas Neues.« Die letzte Neuerung: Kunden der »Wäscherei Sievert« können hier ihre Wäsche abgeben und abholen.

Bislang konnten auch Kunden der Postbank in der Stettinstraße ihre Geschäfte abwickeln; zumindest so lange, bis im Konzern beschlossen wurde, fast sämtliche Filialen in Supermärkten und Schreibwarenläden aufzugeben. Im Heidberg ist dies am 7. August geplant. Insgesamt sind rund 1.800 Partnershops der Postbank davon betroffen. Die Schließung sei angesichts anhaltender IT-Probleme der Bank »blanker Hohn« für die Kunden, kritisierten Verbraucherverbände.

Auch Stefan Pulkenat kann da nur fassungslos den Kopf schütteln: »Besonders ältere Kunden sind wütend, weil sie nun für eine Überweisung bis zum Bahnhof fahren müssen.«

Ein diesbezüglicher Artikel in der Lokalpresse führte zudem zum Missverständnis, dass der sympathische Tante-Emma-Laden ebenfalls den Betrieb einstellen würde. »Nach dem Erscheinen wurden wir ständig darauf angesprochen«, stöhnt Pulkenat. Doch von einem Ende kann keine Rede sein. Das Ehepaar ist ständig auf der Suche nach Ideen, um das Büdche noch attraktiver zu machen.

»Viele wissen gar nicht, was es alles bei uns gibt«, bedauert der Dachdeckermeister. »Erst neulich war eine Kundin überrascht, dass wir Karten für Bus und Straßenbahn anbieten.« Zwar versucht man, mit einer Facebook-Seite auf das vielfältige Sortiment hinzuweisen, doch oft fehlt die Zeit, sie zu aktualisieren. Zusätzlich zum Büdche, das hauptsächlich von seiner Frau und vier Mitarbeiterinnen betrieben wird, ist er ganz mit seiner Dachdeckerei in Rüningen ausgelastet.

Zu tun gibt es weiterhin genug: Für den hinteren Bereich des Ladens sucht man noch immer eine Physiopraxis oder eine Fußpflegerin. Nebenan, in der ehemaligen Fahrschule, eröffnet demnächst ein Bistro. »Damit wird der Standort hoffentlich noch attraktiver«, freut sich das Paar. Mit den Pulkenats ist auch etwas Leben in die Stettinstraße gekommen.

Pferde sind kein Sportgerät

Zu Besuch bei der mobilen Pferdetrainerin Jennifer Mosel-Rothkamm.

Auf dem Weg zu Jennifer Mosel-Rothkamm sieht man bereits im vorderen Bereich der Köslinstraße einen Pferdeanhänger stehen. Ein paar Meter weiter entdeckt man in einem Garten einen aufgebockten Sattel. Hier muss es sein, denkt man sich – und liegt zweimal falsch. »Beides gehört nicht mir«, klärt die Pferdetrainerin amüsiert auf.

Wir sitzen in ihrem Arbeitszimmer, in dem man an jeder freien Stelle Bilder, Fotos und Skulpturen von edlen Vollblütern entdeckt. »Pferde haben mein Leben bestimmt«, gibt sie zu. Das fing an, als sie als Fünfjährige in einem Reitstall auf Ibiza erstmals auf dem Rücken des Ponys »Pinocchio« saß. Ein Schlüsselerlebnis mit Folgen. »Anfangs hielten es meine Eltern für eine Spinnerei, denn bei den meisten Mädchen erlischt das Interesse an Pferden, wenn sie in die Pubertät kommen.« Bei der jungen Jennifer war das anders. Schon früh beschloss sie, ihr Hobby später zum Beruf zu machen.

Obwohl sie auch an Turnieren teilnahm, reizte sie die Aussicht auf Pokale oder Goldmedaillen nie. Schon damals entdeckte sie die negativen Seiten des Reitsports. »Ich war schockiert, als ich sah, dass die Gesundheit der Tiere oft völlig egal ist. Es geht immer nur ums Geld, die Pferde bleiben auf der Strecke.«

Bei einem Praktikum beim Reitmeister Bent Branderup sah sie, dass Reitsport auch anders geht. Doch zunächst absolvierte sie auf Drängen ihrer Eltern eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau. »Tja, ich sollte halt etwas Vernünftiges lernen«, lacht sie im Rückblick. Die Arbeit im Büro war auf Dauer nichts für sie, denn die Pferdeleidenschaft ließ sie nicht los. 2003 machte sie den Trainerschein, 2005 folgte der Schritt in die Selbstständigkeit, als Reitlehrerin. Zeitweise besaß sie sieben Pferde, die bei einem Landwirt untergebracht waren. Wichtig war ihr dabei immer die Vermittlung ihrer Philosophie: Man sollte ein Pferd als Partner behandeln, nicht als Sportgerät. »Immerhin wiegt es 500 bis 600 Kilo. Da ist es schon gut, das Tier auf seiner Seite zu haben. Das kann man zwar durch Druck schaffen, aber es ist besser, es durch Partnerschaft und Vertrauen zu erreichen.

Doch auch ein Leben als Reitlehrerin ist kein Ponyhof. Die laufenden Kosten für die Pferde waren astronomisch. Ein weiteres Hindernis: Da die Jungunternehmerin keine eigene Reithalle besaß, konnte sie selbst im Winter nur draußen unterrichten. Dann wurden plötzlich mehrere Pferde hintereinander krank. Das Ende kam, als sie 2012 der erste Bandscheibenvorfall ereilte. »Das tägliche Reiten hatte meinen Rücken vollkommen überanstrengt. Leider bin ich da erblich vorbelastet. Durch die Diagnose wurde mir der Boden unter den Füßen weggezogen.«

So kam es, dass sie ihre Pferde verkaufen musste und 2013 ein Studium der Sozialpädagogik begann. Heute arbeitet die gebürtige Frankfurterin hauptberuflich im Jugendamt. Die Liebe zu den Pferden lässt sie indes noch immer nicht los. Als Systemische Beraterin bietet sie heute Reitpädagogik sowie pferdegestützte Intervention an.

Inzwischen ist auch der Rücken so weit erholt, dass sie wieder als Reitlehrerin aktiv sein kann. Besonders gern arbeitet sie mit herausfordernden, schwierigen Pferden. »Hier ist es schön, über Jahre den Entwicklungsverlauf der Tiere zu beobachten.« Auf ihrer Internetseite bietet sie Reitunterricht in klassischer Dressur an. Als mobile Pferdetrainerin betreut sie Schüler*innen in der Region, die ein eigenes Pferd besitzen. »Aber ich bin nicht mehr finanziell darauf angewiesen. Heute ist es ein Nebenerwerb, der mich erfüllt. Hauptberuflich würde ich das nicht mehr machen wollen.« Die 45-Jährige scheint nach einigen Umwegen angekommen zu sein. In ihrem idyllischen Reihenhaus im Heidberg deutet bis auf das Arbeitszimmer nichts auf ihre Pferdeleidenschaft hin. »Aus Rücksicht auf meinen Mann beschränkt sich das nur auf diesen einen Raum.«

Auf den Hüftschwung kommt es an

Die Zumba-Trainerin Ann-Kathrin Klein bringt den Heidberg in Form.

Dienstag, um 19.00 Uhr, in der IGS Heidberg: Während die Flure wie leergefegt sind, geht es im Gymnastikraum der Schule erst richtig los. Jede Woche leitet Ann-Kathrin Klein, zertifizierte Trainerin, hier ihren Zumba-Kurs.

Die ersten Kursteilnehmerinnen kommen schon eine Viertelstunde, bevor es losgeht. Man kennt sich. Nicole Opitz ist von Anfang an dabei. »Das Schöne hier ist, dass man einfach seinen Spaß haben kann. Vor allem sind hier alle ganz normal. Es gibt kein Schickimicki, wie bei einigen anderen Zumba-Kursen«, erzählt die sportbegeisterte Melveroderin.

2022 wurde Ann-Kathrin Klein von Heidberg AKTIV angesprochen, ob sie Interesse hat, im Heidberg Zumba zu unterrichten. Ihr Kurs fand sofort allgemeinen Zuspruch. Das Interesse ist so groß, dass im letzten Monat ein zweiter Termin hinzukam, der montags, von 17 bis 18 Uhr, in der Sporthalle der IGS Heidberg stattfindet.

Altersmäßig sind alle vertreten. Die bisher älteste Kursteilnehmerin war Mitte 80. Doch das ist noch immer die große Ausnahme. Der Kurs ist von der Musik her so angelegt, dass alle auf ihre Kosten kommen.

Männer haben sich bislang noch nicht in den Kurs gewagt, obwohl die 25-Jährige darauf besteht, dass Zumba keine Frauensache ist. »Auf Zumba-Partys sieht man auf der Bühne viele durchtrainierte Männer aller Altersklassen. Ich habe schon Zumba-Trainer gesehen, die einen besseren Hüftschwung drauf haben als Frauen.«

Neben ihrer Tätigkeit als Trainerin ist Ann-Kathrin Klein als Sozialassistentin in einer Kinderkrippe tätig. Das Tanzen war schon früh ihre Leidenschaft. »Ich habe bereits als Kind mit Hip-Hop und Jazzdance angefangen«, sagt sie. »Ich bin schließlich bei Zumba hängengeblieben, weil hier alle musikalischen Richtungen vertreten sind. Es ist ein Tanzworkout, das den ganzen Körper beansprucht, aber hauptsächlich Spaß machen soll.«

Ihre Kursteilnehmerinnen sehen das genauso. Als Ann-Kathrin Klein die Boombox aufstellt, gehen sie sofort in Stellung und los geht’s. Zu stampfenden Rhythmen wird getanzt, gesprungen und in die Hände geklatscht, dass man schon vom Zuschauen erschöpft ist. Doch das ist normal.

»Man sollte es erst zwei-, dreimal probieren, bevor man sich entscheidet. Beim ersten Mal sind die meisten einfach nur platt und fühlen sich überfordert, während es beim zweiten und dritten Mal schon viel besser geht.«

Im letzten Jahr gab es zwar eine Babypause, doch seit dem Frühjahr ist die junge Mutter wieder zurück im Heidberg. Demnächst vielleicht mit Verstärkung: »Der Kleine liebt es, wenn ich bei uns zu Hause die neuen ›Choreos‹ übe und er vor mir in der Trage sitzt. Ich überlege bereits, ob ich ihn mitnehme, damit er hier mittanzen kann.«

»Kameradschaft ist wichtiger als Erfolg!«

Ein Interview mit HSC Leu 06-»Urgestein« Tiki.

Viele Heidberger*innen kennen Dieter Brandes (Tiki) von seinem Stand am Wochenmarkt, der mit mit der Fahne seines Vereins geschmückt ist. Er spielte schon bei Leu, als die Löwen ihren Platz im östlichen Ringgebiet hatten. Tiki ist Betreuer der Ü40-Mannschaft und das Herz des Vereins. Darja Steinsieck und Jutta Jacobs trafen sich am 21. Mai mit ihm.

Lieber Tiki, seit wann bist Du bei Leu und wie bist Du zu uns gekommen?

Nachdem ich ca. zwei Jahre in der Gemeinschaft MTV/SC-Leu gespielt hatte, löste sich Leu in der Saison 1953/54 ein zweites Mal vom MTV, und es entstand der Name SC Leu Braunschweig. Der Verein wechselte 1969 von der Humboldtstraße, wo auf einem Grandplatz gespielt wurde, zum Franzschen Feld. Bis Anfang der 70er war Leu mehrfach Stadtmeister, Hallenmeister und 2 Mal Niedersächsischer Fussballamateurmeister. 1969 stiegen die 1. Herren sogar in die Regionalliga Nord auf. 1979 zog der Verein in den Heidberg und trägt seitdem den Namen Heidberger SC Leu 06. Ich erlebte zusammen mit den Vereinskameraden viele Höhen und Tiefen und sehr besondere Momente.

Was waren Deine schönsten Momente beim HSC Leu?

Im Jahr 1958, als ich noch in der Ausbildung war, wurde Leu Niedersachsen-Meister und Norddeutscher Vizemeister mit der Sonderjugend (jetzt A-Jugend). In besonderer Erinnerung ist mir das Aufstiegsspiel in 1963. Es ging um die Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord 1963/64. Damals spielten wir im Braunschweiger Eintrachtstadion mit 17.000 Zuschauern und gewannen 4:1 gegen Altona. Ein Tor kam von mir, und das als Verteidiger! Den Aufstieg haben wir damals zwar nicht geschafft, jedoch stiegen wir 1969 in die damals zweithöchste Spielklasse auf. Aktuell ist es sehr schön, Leu-Spiele zu besuchen und die Ü40-Mannschaft zu betreuen. Mit Rat und Tat unterstütze ich auch gerne die jungen Spieler. Für mich gilt die Devise: »Kameradschaft ist wichtiger als Erfolg!«

Was machst Du aktuell im Verein?

Ich bin Betreuer der Senioren und Mitglied des Ehrengerichts – welches nach meiner Erinnerung noch nie getagt hat. Bei unseren Mannschaftsfeiern bin ich auch gerne der Chefkoch. Ich bin sehr froh, dass die Senioren jetzt so zahlreich sind, auch dank unserer neuen ukrainischen Spieler. Der HSC Leu ist für mich eine Herzensangelegenheit. Deshalb bin ich besonders stolz, dass die meisten der 1. Herren-Spieler aus der Leu-Jugend stammen.

Wo gibt es die beste Bratwurst in Braunschweig?

In Heidberg, auf dem Wochenmarkt! Ich verkaufe dort die Wurst, die im Betrieb meines Neffen Patrick Brandes hergestellt wird, und mache fleißig Werbung für Leu. Es würde mich sehr freuen, wenn wieder mehr Heidberger sonntags zu den Heimspielen von Leu kommen! Früher, in den Zeiten ohne Handys, kamen Hunderte Zuschauer zu den Spielen von Leu. Es gibt in Braunschweig mehr, als Blau-Gelb (schmunzelt).

Kleidung für alle Altersklassen

Die Second-Hand-Boutique der »Caritasse«.

Gehirnjogging, Bingo und sogar ein Waffel-Tag! Kein Zweifel: In der »Caritasse«, im Erdgeschoss des Betreuten Wohnens in der Gerastraße 1, tut sich was. »Wir bieten jetzt sogar belegte Brötchen an«, lächelt Ayca Aytekin und zeigt auf ein Schild an der Eingangstür. Direkt daneben weist ein Kleiderständer mit ständig wechselnder Deko auf die Second-Hand-Boutique im hinteren Bereich hin. Neben Kleidern, Hemden und Hosen für alle Altersklassen findet man hier sogar Schuhe für Groß und Klein. Für Familien eine kostengünstige Alternative.

»Wir versuchen gerade neue Dinge auszuprobieren«, sagt die Leiterin des Bereichs Soziales und Beratung beim Caritasverband.

Die neueste Idee: Demnächst soll hier ein Tandem-Sprachkurs stattfinden, der zusammen mit Anna Vladimir von der Ausbildungswerkstatt Braunschweig ins Leben gerufen werden soll. Ayca Aytekin: »Wir hatten die Idee, für die Menschen aus der Ausbildungswerkstatt einen Ort zu finden, an dem sie ›andocken‹ können; wo sie ungezwungen vorbeikommen, Kaffee trinken, Kuchen essen und sich mit den Ehrenamtlichen an einen Tisch setzen können.« Gemeinsam mit den Senioren des Betreuten Wohnens können so bereits vorhandene Sprachkenntnisse in der lockeren Atmosphäre eines Cafés eingesetzt werden, statt in einem nüchternen Klassenzimmer. »Die Senioren möchten das auch. Denn gerade das Thema Einsamkeit ist bei uns ja immer ein Punkt gewesen.«

»Dazu werden wir Praktikumsmöglichkeiten anbieten, für die Boutique sowie den Cafébereich«, ergänzt Anna Vladimir. »Einige Menschen lernen am besten über das Reden, andere über das Machen. Bei einem Praktikum kann man während der Arbeit – also beim Machen – die Wörter kennenlernen.« Ein weiterer positiver Aspekt: »Die Ausbildungswerkstatt ist zwar im Bebelhof und nicht im Heidberg, hat aber viele Teilnehmende aus dem Viertel.«

Anna Vladimir hat die Entstehung der »Caritasse« von Anfang an begleitet. Im Februar waren ihre Kolleg*innen mit 20 Leuten aus der Ausbildungswerkstatt zu einem Besuch in der Gerastraße. Seitdem sucht man nach Kooperationsmöglichkeiten, denn ohne Ehrenamtliche läuft auch in der »Caritasse« nichts.

Das Café, das an den Werktagen von 14 bis 18 Uhr geöffnet hat, ist gut besucht, denn inzwischen hat sich herumgesprochen, dass es hier Kaffee und Kuchen zu erschwinglichen Preisen gibt.

»Neulich war ich mit einer Kollegin nach einem Termin hier«, erzählt Anna Vladimir. »Fast alle Tische waren besetzt, jemand hat gespielt und es war richtig nett. Wir fanden es super-sympathisch, vor allem weil man hier einfach kommen kann, wie man gerade ist. Bis zum Bebelhof ist der Ruf also schon durchgedrungen.«

Die »Caritasse« sucht engagierte Menschen für ehrenamtliche Tätigkeiten. Kontakt: Telefonisch unter 0531 – 380 08 28 oder per E-Mail an a.aytekin@caritas-bs.de

Was passiert im Stadtbezirk?   

Bezirksbürgermeister Matthias Disterheft informiert.

Diesmal möchte ich über die aktuellen Themen aus den letzten Wochen berichten. Es gab einige wichtige Entwicklungen, die das Leben der Bürgerinnen und Bürger in unserem Stadtbezirk maßgeblich beeinflussen.

Eines der aktuellen Themen ist die Eröffnungsfeier für den neuen Pumptrack in Melverode. Der Pumptrack bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Fahrrad- und Skateboardfähigkeiten zu verbessern und fördert so die sportliche Betätigung in der Gemeinschaft. Die Eröffnungsfeier war ein großer Erfolg und zeigt, wie wichtig es ist, solche Freizeiteinrichtungen für die Jugendlichen in unserem Stadtbezirk zu schaffen.

Ein weiteres Thema ist der Briefkasten der Nord/LB am Jenastieg. Viele Bürgerinnen und Bürger haben sich darüber beschwert, dass der Briefkasten entfernt wurde und sie nun lange Wege zurücklegen müssen, um ihre Post abzuschicken. Durch das Engagement des Bezirksrats wird jetzt ein neuer Briefkasten gefordert, der den Bürgerinnen und Bürgern das Leben erleichtern soll.

Ein anderes Projekt, das uns beschäftigt, ist die Sanierung des gemeinsamen Vereinsheims der Schießvereinigung Melverode. Dabei ist es besonders wichtig, dass die KK-Schießanlage erhalten bleibt, da sie ein wichtiger Bestandteil des Vereinslebens ist. Durch die Sanierung des Vereinsheims wird die Schießvereinigung Melverode gestärkt und kann auch in Zukunft ihren Beitrag zum Gemeinschaftsleben leisten.

Ein besonderes Anliegen ist es, die Eingänge und Zugänge zu Vereinen und öffentlichen Einrichtungen barrierefrei zu gestalten. Dies ist ein wichtiger Schritt, um allen Bürgern die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Durch die Absenkung von Bürgersteigen an Kreuzungsbereichen wird zudem die Sicherheit für Fußgängerinnen und Fußgänger erhöht und die Mobilität im Stadtbezirk verbessert.

Insgesamt zeigt die Arbeit unseres Stadtbezirksrats, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger ernst zu nehmen und sich für ihre Anliegen einzusetzen. Durch unser Engagement werden wichtige Projekte umgesetzt, die das Leben im Stadtbezirk Braunschweig-Süd nachhaltig verbessern. Es bleibt zu hoffen, dass auch in Zukunft weitere Maßnahmen ergriffen werden, um unseren Stadtbezirk lebenswerter zu gestalten.

Wir hatten in Meverode ein sehr schönes Fest zum 102. Bestehen unserer Schießvereinigung Hubertus Melverode. Vielen Dank an alle, die zum Gelingen beigetragen haben.

Leider gab es aber einen Übergriff auf unsere Flüchtlingsunterkunft. Unser Stadtbezirk Braunschweig-Süd hat dazu folgende Stellung genommen: Der Stadtbezirksrat Braunschweig-Süd verurteilt den verabscheuungswürdigen und durch nichts zu rechtfertigenden Angriff auf die Flüchtlingsunterkunft Glogaustraße in Melverode. Die Mitglieder aller Fraktionen und Gruppen im Bezirksrat drücken ihre Solidarität und ihr Mitgefühl gegenüber den Geflüchteten aus.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag, 25.5./26.5.2024, haben Unbekannte aus einer Personengruppe heraus mehrere Steine auf die seit 2017 bestehende Flüchtlingsunterkunft geworfen und dabei ausländerfeindliche Parolen gerufen.

Der Grundgedanke von Respekt und Toleranz als Pfeiler des Zusammenlebens der Braunschweiger Stadtgesellschaft wurde durch diese Tat auf das Äußerte beschädigt. Rechtsradikale und ausländerfeindliche Tendenzen haben in letzter Zeit zugenommen und nun leider auch vor der Flüchtlingsunterkunft Glogaustraße, bei der es seit ihrem Bestehen noch zu keinem rassistischen Übergriff kam, nicht haltgemacht. Wir vertrauen der Arbeit unserer Strafverfolgungsbehörden und deren äußerste Bemühungen zur restlosen Aufklärung dieses Vorfalls.

Die aktuellen Feiern zum 75. Jahrestag der Verabschiedung des Grundgesetzes machen in besonderer Weise deutlich, welch große Bedeutung das Grundrecht der Menschenwürde darstellt. Umso mehr sind die Mitglieder des Stadtbezirksrats über den jetzigen Vorfall entsetzt und stellen sich in vollem Umfang hinter die Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung.

Auch die IG Metall Braunschweig hat mir ein Solidaritätsschreiben zugesendet. Sie stützen unsere Einstellung zu den Vorfällen.

Ihr Bezirksbürgermeister Matthias Disterheft

»Demokratie-Café« im Heidberg

Der fremdenfeindliche Angriff auf die Unterkunft für Geflüchtete in Melverode Ende Mai zeigte erneut, wie wichtig der Schutz und die Stärkung unserer Demokratie sind. Dafür brauchen wir ein geeintes Europa. Um auf die Bedeutung der diesjährigen Europawahl für den Frieden und die Demokratie in Deutschland und Europa aufmerksam zu machen, luden der AWO-Ortsverein Braunschweig-Süd und der AWO-Nachbarschaftsladen Heidberg am 24. Mai zum »Demokratie-Café« ein.

Bei einem Quiz zum Thema »Europäische Union« konnten Passant*innen (etwa Schüler*innen, Besucher*innen des Wochenmarkts oder Familien auf dem Weg zur Bücherei) ihr Wissen testen. Viele blieben auf einen Kaffee, um sich über die Bedeutung der Europäischen Union für ihren Alltag auszutauschen. So diskutierte man über 70 Jahre ohne Krieg, Freizügigkeit beim Wohnen, Reisen, Arbeiten und vielem mehr. Doch auch die großen Herausforderungen unserer Zeit, wie Klimaschutz, Armut und soziale Ungleichheit, Krieg in Europa oder Zuwanderung, wurden angesprochen.

Beide Veranstalter riefen zur Wahl von demokratischen Parteien auf und bekamen dabei viel Zuspruch aus der Bewohnerschaft. Es war bereits das zweite »Demokratie-Café« aus der diesjährigen Veranstaltungsreihe. Das erste fand zum Thema »Frauenwahlrecht und Frauenbewegung« am Weltfrauentag statt. Weitere Treffen werden folgen!

Das »Trauercafé« geht weiter

Seit dem letzten Jahr gibt es auch im Heidberg ein sogenanntes »Trauercafé«, in dem man sich bei Kaffee und Kuchen trifft, um vom eigenen Umgang mit einem Verlust zu erzählen. Zwei Trauerbegleiterinnen sind stets dabei, um Neuzugänge vorzustellen oder auch, um auf die einzelnen Besucher*innen einzugehen. Ins Leben gerufen wurde das zeitlich befristete Angebot vom Netzwerk »Gesund älter werden im Heidberg«. Die gute Nachricht: Das »Trauercafé« wird ab Juli weiterlaufen. »Wir haben eine Förderung von der Hospiz Stiftung für Braunschweig erhalten und bedanken uns herzlich dafür«, erklärt Alena Timofeev im Namen des Netzwerks. Das Trauercafé findet an jeden zweiten Dienstag im Monat, von 16 bis 18 Uhr, im AWO-Nachbarschaftsladen am Erfurtplatz statt.

Fit im Team

Bewegung hält jung und gesund. Aber allein? Und wie macht man es richtig?

»Fit im Team« ist ein Angebot, das sich vor allem an Senior*innen richtet, die sich durch gymnastische Übungen etwas mehr Leichtigkeit im Alltag und damit Lebensqualität zurückholen möchten – mit einfachen, auch zu Hause möglichen Übungen für Beweglichkeit, Koordination und vorsichtigen Kraftaufbau. Es geht dabei nicht um große Leistungen, sondern um Alltagstauglichkeit. Und weil es so mehr Spaß macht – im Team. Der Kurs findet ab dem 5. September, jeweils donnerstags von 11.00 bis 12.00 Uhr im AWO-Nachbarschaftsladen unter Anleitung von Rainer Nagel (geprüfter Bewegungstherapeut für Reha-Sport) statt. Kosten: 16 Euro im Monat. Anmeldung unter 0531-86 67 00 53 oder nachbarschaftsladen-heidberg@awo-bs.de

10 Jahre im Schnelldurchlauf

Wir blicken zurück auf ein ereignisreiches Jahrzehnt.

Da unsere Seitenzahl begrenzt ist, gibt es in fast jeder Ausgabe Artikel, die aus Platzgründen entfallen müssen. In zehn Jahren kommt da einiges zusammen. Beispiel gefällig?

Am 13. Juli 2019 hoppelte urplötzlich ein Känguru durch die Straßen des Heidbergs. Mit vereinten Kräften gelang es Polizei und Feuerwehr, das Känguru auf einem Garagenhof, in der Nähe der Greifswaldstraße, einzufangen und seinen dankbaren Besitzern zurückzubringen. Selbst die »Süddeutsche Zeitung« berichtete damals über dieses Großereignis – uns allerdings fehlte der Platz.

Am Anfang war das anders. Im Sommer 2014 herrschte sogar die Befürchtung, dass uns irgendwann die Themen ausgehen könnten.

Im ersten Jahr berichteten wir über Claus Tepper, den Besitzer des ersten Elektroautos in Melverode, die Boxerin Franziska Lyß und die »Weltmeisterschaft im Wasserschuh-Laufen«, die vom Braunschweiger Original Jens »Woodrix« Gronewaudt auf dem Heidbergsee veranstaltet wurde. Hier eine kleine Rückschau auf zehn Jahre SÜDLICHT.

So fing alles an

Unsere erste Ausgabe erschien im Juni 2014 und hatte als Titelthema den 2. Heidberger Bürgerbrunch. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Produktion des Hefts so reibungslos verlief wie heute. Trotz Google Maps kam es immer wieder vor, dass sich unser Redakteur im Quartier verlaufen hat.

Unterschriften für den Nachbarschaftsladen

Juni 2015: Bei Wind und Wetter sammelten Ortsbürgermeister Hans-Dieter Osswald, sein Stellvertreter Dr. Helmut Blöcker, Alena Timofeev vom AWO-Stadtteilprojekt »Heidberg AKTIV« und Norbert Hellwig von der SPD-Bezirksratsfraktion Unterschriften für den geplanten  Nachbarschaftsladen. Eine undankbare Aufgabe, doch trotz allem konnte man bereits am ersten Tag rund 140 Unterschriften vorweisen.

Unser ältester Leser

2016 besuchten wir unseren Leser Erich Diesner, der seit 1963 mit der Kamera die Entstehungszeit des Heidbergs dokumentiert hatte. Seine Fotoalben waren eine wahre Offenbarung. Bei aller Kooperation: sein Alter wollte er uns damals nicht verraten. Fünf Jahre später staunten wir nicht schlecht, als wir von seinem 100. Geburtstag erfuhren. Sein Geheimrezept: »Bewegung und Obst«.

Die DLRG-Station am Südsee

Auch unser Redakteur wollte schon immer gerne einen Blick ins Innere der DLRG-Rettungsstation am Südsee werfen. Das prägnante Häuschen gibt es bereits seit 1974. Durch Rettungsschwimmerin Anna Sauerbrei, die im Frühjahr 2015 Auskunft gab, konnte auch dieses Geheimnis gelüftet werden.

Flüchtlingsunterkunft

Als am 16. Februar 2017 die Flüchtlingsunterkunft in der Glogaustraße zur Besichtigung freigegeben wurde, kamen die Anwohner*innen in Scharen. Aus der anfänglichen Verunsicherung wurde jedoch bald Normalität. Bis heute versucht die Initiative »Mit uns in Melverode« den Geflüchteten die Eingewöhnung zu erleichtern.

Die Mühe mit der Mauer

Die größte Resonanz erzielte unser Artikel »Die Mühe mit der Mauer: Wie die Berliner Mauer in den Heidberg kam«. Die drei Mauerteile vorm Schulzentrum sind mittlerweile aus dem Heidberg nicht mehr wegzudenken. Seit 2010 stehen sie am Sachsendamm, Ecke Stettinstraße. Doch bis sie dort hingelangten, mussten sie einen weiten Weg zurücklegen. Die Verwaltung lehnte das Stück Mauer ab, nur um Jahre später ein anderes Mauerteil vom Axel-Springer-Verlag anzunehmen. Selbst das städtische Kulturinstitut Braunschweig wollte noch Jahre später von uns wissen, was es damit auf sich hatte.

Das Heft, das es nicht gab

Als das Coronavirus im Frühjahr 2020 die ganze Welt zum Stehen brachte, entschieden wir uns, die April-Ausgabe zumindest im Internet zu veröffentlichen. So kommt es, dass zwar 41 Ausgaben erschienen sind, doch nur 40 Hefte in Papierform existieren.

Sportbad Heidberg

Auch das gab es 2014 noch nicht: 10,6 Millionen Euro kostete der Umbau des Hallenbads. Seit 2021 wird den Sportbegeisterten einiges geboten. Neben einem neuen 25-Meter-Becken aus Edelstahl gibt es dort nun ein Nichtschwimmerbecken mit mechanischem Hubboden und einen Saunabereich, der neben zwei Saunen und einem Dampfbad zwei Ruheräume sowie eine Terrasse vorweisen kann.

Bezirkssportanlage Melverode

Lange beklagte der SV Melverode-Heidberg das Fehlen eines Kunstrasenplatzes auf der Bezirkssportanlage Melverode. 2020 hatte die Stadt schließlich ein Einsehen, und die Sportanlage sollte für etwa 1,5 Millionen Euro saniert werden. Auf den bereits seit Jahren nicht mehr genutzten ehemaligen Tennisspielfeldern entstand ein Kunststoffrasen-Kleinspielfeld mit einer Größe von etwa 3.400 Quadratmetern. Die Kalthalle ist mit einem sandverfüllten Kunststoffrasen ausgestattet, hat eine Dachbegrünung und ermöglicht das ganze Jahr über Sportbetrieb.

Die alte neue Schule

Schon in der ersten SÜDLICHT-Ausgabe gab es einen Bericht über die Alte Schule am Südsee. Doch 2015 kam der Nutzungsstopp. Die Dachbalken und die obere Etage waren sanierungsbedürftig. »Die Nibelungen hat rund 300.000 Euro mit finanzieller Beteiligung der Stadt durch einen Zuschuss in Höhe von 73.000 Euro in die Alte Schule investiert, deren Ausstattung nun keine Wünsche mehr offenlässt«, erklärte die damalige Bezirksbürgermeisterin Christiane Jaschinski-Gaus nach der Sanierung.

Unerwünschte Haarpracht

Am 22. März 2022: Nur zwei Tage nach dem »Konzert für Vielfalt« im Heidberg machte die Sängerin Ronja Maltzahn bundesweit Schlagzeilen. Grund: Sie wurde von der Klimaschutzbewegung »Fridays for Future« ausgeladen, weil nach deren Ansicht »weiße Menschen keine Dreadlocks tragen sollten«.

150 Jahre Freiwillige Feuerwehr

Die größte Party seit 2014 gab es zweifellos im letzten Jahr, zum 150-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Melverode. Drei Tage wurde der Festplatz Melverode seinem Namen gerecht. Neben den üblichen Buden, dem Autoscooter und einem Karussell gab es im Festzelt ein volles Programm. Wer hier nicht dabei war, hatte selber schuld.

»… selbst wenn die Erde untergeht!«

10 Jahre SÜDLICHT: Wie ein neues Heft entsteht.

Am Boltenberg, kurz vor Rautheim, befindet sich die Druckerei der Lebenshilfe. Hier wird dafür gesorgt, dass das SÜDLICHT vierteljährlich in 7.000 Haushalte gelangt. Wer das Gebäude betritt, ist sofort vom Geruch überwältigt, den Druckfarbe und Papier verströmen. Am Arbeitsplatz der Grafikerin Martina Wiehe, die von Anfang an für die Gestaltung unserer Seiten zuständig ist, werden sämtliche Texte und Fotos ansprechend aufbereitet. Hat sie ihre Aufgabe erledigt, wird die Druckdatei belichtet und ein paar Meter weiter auf großformatigen Bögen ausgedruckt und maschinell gefaltet.

Für die Schützlinge der Lebenshilfe fängt jetzt die eigentliche Arbeit an. Vor jeder Person liegen fünf Stapel, die per Hand in die richtige Reihenfolge zusammengelegt werden müssen. Rund 20 Leute sind eine Woche lang beschäftigt, 7.000 Hefte in ihre endgültige Form zu bringen. Danach werden die zusammengefügten Bögen – ebenfalls per Hand – auf ein Laufband gelegt, maschinell zusammengeheftet und zum Schluss an den Rändern beschnitten. Am Ende liegen die Hefte transportfertig in gelben Containern.

»Andere Druckereien haben Maschinen, die so etwas in kürzester Zeit erledigen. Doch uns kommt es darauf an, den Menschen eine sinnvolle Tätigkeit zu geben«, sagt Wolfgang Bührig, der Leiter der Druckerei. »Mit Onlinedruckereien können wir da natürlich nicht konkurrieren.«

Auch wenn in vielen Bereichen Handarbeit vorherrscht, bietet die Druckerei der Lebenshilfe modernste Drucktechnik und vor allem eine kompetente Beratung, die man im Internet vergebens sucht. Wer hier druckt, unterstützt eine gute Sache und wird zudem mit einem reduzierten Steuersatz belohnt.

Nun gilt es, die fertigen Hefte in die Haushalte zu bringen. Während sich ein Teil der Auflage noch in der Produktion befindet, fährt die Grafikerin Martina Wiehe mit vier Leuten los, um die Verteilung zu beginnen. »Wir haben den Heidberg und Melverode in mehrere kleine Gebiete aufgeteilt, die wir an je einem Tag bewältigen können«, erklärt sie. Andernfalls besteht die Gefahr, dass man den Überblick verliert.

Am heutigen Tag sind es Heike, Daniel und Nico, die sich bereit erklärt haben, die Hefte in die Briefkästen zu verteilen. Zwar muss Nico, der fürs gute Wetter zuständig ist, wegen des wolkenverhangenen Himmels von den anderen Kritik einstecken, doch auch er freut sich auf die willkommene Abwechslung vom Arbeitsalltag in der Druckerei.

Diesmal beginnt man mit der Verteilung an der St. Nicolai-Kirche und arbeitet sich in Richtung Süden vor. Martina Wiehe kennt sich hier inzwischen bestens aus: »Mit den Jahren fallen einem die kleinen Dinge auf, wie die Turmfalken, die hier hausen.«

Die meisten Leute begegnen den Verteiler*innen der Lebenshilfe zwar freundlich, doch es kommt immer wieder vor, dass sie von Leuten attackiert werden, die kostenlose Zeitungen als unerwünschte Werbung sehen. Diesmal allerdings ist davon nichts zu spüren. Auch das Wetter ist, bis auf ein paar Regentropfen, günstig, doch Daniel kann sich erinnern, dass es einmal sogar in Strömen goss und donnerte. »Aber das macht nichts, wir verteilen, selbst wenn die Erde untergeht!«, meint er entschlossen.

Schon bald fährt die kleine Crew zurück nach Rautheim, in die wohlverdiente Mittagspause. Danach geht es weiter. Am Ende des Tages werden sie eine Strecke von 12 Kilometern zurückgelegt haben. 7.000 Hefte verteilen sich schließlich nicht von allein.

»Ganz großes Kino«

SÜDLICHT bittet zu Tisch.

Zehn Jahre SÜDLICHT. Grund genug für alle Beteiligten, sich an einen Tisch zu setzen, um das vergangene Jahrzehnt Revue passieren zu lassen. Wie fing es eigentlich an? Was hat sich seitdem geändert, und wie sieht die Zukunft eines Printmagazins in einer stetig digitaler werdenden Welt aus? Mit dabei: Martin Stützer und Alena Timofeev von der AWO, unser Anzeigenleiter Waldemar Bruchmann, die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Christiane Jaschinski-Gaus, Kerstin Born und Uwe Jungherr von der Nibelungen-Wohnbau, Pavel Simchanka von der BBG und als Überraschungsgast der ehemalige Marketingleiter der BBG, Andreas Gehrke. Sie alle waren (oder sind) maßgeblich beteiligt, das Geburtstagskind auf den Weg zu bringen. Im Mai trafen sie sich zu einem Gespräch im AWO-Nachbarschaftsladen. Den Anfang macht unser Redakteur Karsten Weyershausen.

SÜDLICHT: Am Anfang gab es ja das »Heidberg Mosaik«, oder?

MARTIN STÜTZER: Das »Heidberg Mosaik« hatte nur drei Ausgaben und auch eine viel geringere Auflage. Das Heft wurde noch ohne Anzeigen aus den Projektmitteln finanziert und war ein Test, anhand dem wir gesehen haben, ob es überhaupt einen Bedarf gibt. Es lag an mehreren Stellen aus, kam gut an, war aber nicht ausreichend. Daher sind wir mit BBG und Nibelungen sehr schnell einig geworden, wie wir es machen wollen. Wenn der Bezirksrat uns bis in die heutige Zeit nicht so unterstützt hätte, wäre die ganze Quartiersarbeit, inklusive Zeitung, wohl nicht so weit.

CHRISTIANE JASCHINSKI-GAUS: Damals waren eigentlich alle vom Bezirksrat dankbar, weil es endlich eine Möglichkeit gab, den Bürgern etwas mitzuteilen, sie zusammenzuführen. Vor allem war es eine Informationsquelle, in der man sah, was man hier alles machen kann. Für Neuankömmlinge, für Alteingesessene, für junge Familien wie für alte Menschen. Gerade für Ältere ist so etwas ganz wichtig.

SÜDLICHT: Bevor es das Heft gab, musste man wahrscheinlich die Schaukästen hier bemühen.

JASCHINSKI-GAUS: Also, es gab mal ganz, ganz früher den alten Bürgerverein, und der hatte auch mal eine Stadtteilzeitung initiiert; doch das ist irgendwann eingeschlafen. Danach gab es eine ganze Zeit lang nichts mehr.

KERSTIN BORN: In die Schaukästen haben auch wir Plakate reingeklebt.

SÜDLICHT: Ist denn so ein Heft in Papierform noch relevant, auch für die Wohnungsunternehmen?

UWE JUNGHERR: Ja, wir bei der Nibelungen bringen dreimal im Jahr ein Kundenmagazin heraus, was wir in allen Haushalten verteilen, aber auch in bestimmten Stellen in der Stadt auslegen. Wenn wir ein Gewinnspiel haben, sehen wir an der Resonanz, wie viele Leute da mitmachen. So sehen wir schon, dass unser Heft auch gelesen wird. Aber natürlich muss man heute, in einer Zeit der Nachhaltigkeit, auch darüber nachdenken, ob man nicht die Auflage ein bisschen verkleinert und an die Leute, die das Heft digital haben möchten, auch nur digital ausliefert. Da befinden wir uns gerade in einer Übergangsphase. Das hängt natürlich auch damit zusammen, wer so eine Zeitschrift liest. Und da muss man ganz klar sagen, dass sie von den Älteren gelesen wird, die natürlich die Geduld haben, längere Texte in Papierform vor sich zu haben und zu lesen. Die Jüngeren sind auf Infotainment aus, das muss immer alles schnell gehen und tagesaktuell sein.

STÜTZER: Gerade durch unseren Anzeigenleiter Waldemar Bruchmann wurde auch bei uns die Digitalisierung vorangetrieben, indem das Heft jetzt auch online zu lesen ist. Ich bin froh, dass wir nicht nur mit unserem Redakteur seit zehn Jahren Kontinuität haben, sondern auch mit ihm. Gerade die Anzeigen sind ja ganz wichtig für uns. Du machst es bald sieben Jahre, oder?

WALDEMAR BRUCHMANN: Gut sieben Jahre.

STÜTZER: Also haben wir auch hier fast zehn Jahre Kontinuität.

ALENA TIMOFEEV: Manchmal sorgt die Webseite für Irritationen, weil die Zeitung schon online ist, obwohl sie noch gar nicht verteilt wurde. Vor jeder neuen Ausgabe stehen Menschen hier und wollen die Zeitung – oder sie fragen, wann sie erscheint.

PAVEL SIMANCHANKA: Auch beim BBG-Journal kann ich behaupten, dass es gelesen wird. Im BBG-Nachbarschaftstreff bekomme ich immer die Rückmeldung, dass es interessant ist. Zur Frage der Verteilung, also ob Print- oder Onlineversion: Diejenigen Kunden oder Mitglieder, die schon online abonniert haben, kleben das auf ihren Briefkasten: »Ich lese das BBG-Journal online«. Dann bekommen sie bei der Verteilung keine Printversion im Briefkasten. So haben wir das Problem gelöst.

SÜDLICHT: Was waren denn so die wichtigsten Sachen, die in den letzten zehn Jahren im Quartier passiert sind?

ANDREAS GEHRKE: Also, ich denke mal, der Weihnachtsmarkt war eine Veranstaltung, die  prägend war – nicht nur hier, sondern auch in Melverode. Und natürlich viele andere Veranstaltungen, die wir hier durchgeführt haben. Was ich noch sagen wollte: Am Anfang war es mit der Werbung nicht einfach. Dass jemand da ist, der dafür sorgt, dass es bei SÜDLICHT nicht an der Werbung scheitert, empfinde ich als ganz großes Kino, richtig toll!

BORN: Durch den Netzwerkverbund hier und die schnelle und konstruktive Zusammenarbeit haben wir eine tolle Veranstaltungssituation für die Anwohnerinnen und Anwohner, wovon unsere Mieterschaft auch profitiert. Jedes kleine Segment findet sich hier wieder und kann auch über das Magazin publiziert werden.

SÜDLICHT: Hatte der Nachbarschaftsladen nicht die größten Auswirkungen?

TIMOFEEV: Ja. Aber ich glaube, das war auch mit der Zeitung so. Dass man ganz viele Entwicklungsprozesse hier im Quartier – aus der Arbeitsgruppe »Quartiersentwicklung Heidberg« beispielsweise – transparenter an die Bewohnerschaft bringen kann. Wir informieren praktisch in jeder Ausgabe, wie hier der Stand ist. Wenn wir in einem Heft ein Thema angestoßen haben, dann verlassen wir es nicht sofort, sondern verfolgen es weiter. Ich glaube, das ist wertvoll: dass die Menschen hier vor Ort alle Informationen haben.

KERSTIN BORN: Ich glaube, dass sich die Bürgerinnen und Bürger einfach mit ihren Anliegen ernst genommen fühlen. Auch was Du über das Feedback, das wir mit SÜDLICHT erzielen konnten, erzählst – was aber wirklich mit der Aktion »Wenn ich HeidbergkönigIn wäre« Fahrt aufgenommen hat. Das war einfach toll.

STÜTZER: Jetzt frage ich Dich einmal etwas: Als Du angefangen hast, hattest Du da nicht mal gesagt, dass Du Angst hast, dass Dir die Themen ausgehen?

SÜDLICHT: Ja, das war wirklich meine große Befürchtung. Dass man hier so viel findet, hat mich selbst überrascht. Allerdings haben wir das Heft zum richtigen Zeitpunkt angefangen, als sich ganz viel bewegt hat, durch den Arbeitskreis Heidberg und dann eben durch den Nachbarschaftsladen. Ein paar Jahre zuvor hätte man das Heft so nicht machen können. Dann wäre der Terminkalender fast leer gewesen. Ich glaube, Heidberg AKTIV und auch der Arbeitskreis Heidberg haben da eine ganze Menge bewegt. War das Heft damals im Arbeitskreis ein Thema?

TIMOFEEV: Der Arbeitskreis hat sich ja aus einem Beirat für unser Quartiersprojekt gebildet. Wir brauchten ein Stadtteilgremium, das sich um verschiedene Themen kümmert, damit so ein guter Austausch entsteht. So ist der Arbeitskreis Heidberg entstanden. Das war etwa 2012, 2013, glaube ich. Der Arbeitskreis sollte eine Sprachrohrfunktion fürs Quartier übernehmen. SÜDLICHT war einfach auch so eine Idee: »So etwas gab es hier früher mal, und nun gibt es das nicht mehr.« Beim Weihnachtsmarkt war es ebenso. Ich erinnere mich noch gut daran, wie schnell das ging. Wir haben uns, glaube ich, nur zwei-, dreimal getroffen, dann stand das Projekt schon.

STÜTZER: Die AWO ist zwar Herausgeber, doch wir stehen nur auf der dritten Seite, im Impressum. Das hat der Vorstand mitgetragen, weil wir keine Sozialpostille für den Stadtteil wollten. Natürlich haben wir auch soziale, integrative und inklusive Themen, aber es ist eine ganz normale Stadtteilzeitung.

SÜDLICHT: Durch die Neuordnung der Stadtbezirke stand die Frage im Raum, ob wir unsere Aktivitäten auch auf Stöckheim und Leiferde ausweiten. Doch selbst Melverode und der Heidberg, haben sich ja durchaus nicht als einen Stadtteil gesehen.

JASCHINSKI-GAUS: Also… es war schwierig, ist aber schon besser geworden, sage ich mal. Ich wäre kein Freund davon, Stöckheim und Leiferde miteinzubeziehen, weil sie einfach eine ganz andere Struktur haben. Ich war daher auch nicht für diese Vereinigung der vier Stadtteile. Die Entfernungen sind einfach viel zu groß, um durch eine Zeitung zu erreichen, dass die Menschen zusammenwachsen.

BRUCHMANN: Wie groß ist denn die Einwohnerzahl in Leiferde und Stöckheim?

JASCHINSKI-GAUS: Geschätzt etwa 10.000 Einwohner. Stöckheim und Leiferde haben bereits eine politisch geprägte Zeitung von der SPD. Da sind jedoch ganz andere Themen drin. Stöckheim ist auch durch das Neubaugebiet noch immer am Wachsen.

BORN: Ich glaube, das sind ganz unterschiedliche Menschen, von denen wir hier sprechen. Und die Zusammengehörigkeit im Heidberg und auch in Melverode schätze ich anders ein als in Stöckheim und Leiferde. Ich weiß nicht, ob das Heft dort wirklich so auf Anklang stoßen würde.

GEHRKE: Nach meiner Erfahrung hat es zwischen Melverode und Heidberg immer Schnittstellen gegeben – trotz einiger atmosphärischer Störungen vielleicht.

JASCHINSKI-GAUS: (lachend) Schön ausgedrückt!

GEHRKE: Es gab immer eine Kommunikation. Also nicht nur politisch gesehen, sondern auch unter den Menschen selber. Deshalb war das für uns eigentlich klar, dass diese beiden Stadtteile eben mit dem Medium zusammengehören.

JUNGHERR: Ich sehe das genauso. Die Identität geht irgendwo verloren. Also, ein Leiferder identifiziert sich überhaupt nicht mehr mit dem Heidberg, denke ich mal – und andersrum genauso. Es gibt dort Stadtteilzeitschriften, die im Hintergrund politische Akteure haben. Mit denen würden wir in Konkurrenz treten. Uns war, glaube ich, immer wichtig, dass wir überparteilich bleiben. Das war auch in der »Weststadt aktuell« so und in den »Nordstadt-Nachrichten«. Wir waren zwar als Verantwortliche dabei, haben das Heft aber nie als Werbeplattform für uns gesehen und es mit eigenen Themen zugepflastert, obwohl wir es gekonnt hätten. Wir bezahlten die Party ja, also hätten wir auch sagen können, wie die Musik spielt. Das haben wir nie gemacht, weil es uns wichtig war, unsere gute Netzwerkarbeit zu nutzen, um für die Leute in der Bevölkerung was zu tun. Dieser soziale Aspekt war ganz wichtig für uns: Dass es nicht ein Abklatsch unserer eigenen Kundenzeitschrift wird, sondern offen ist für alles aus dem Stadtteil.

STÜTZER: Aus Sicht des Herausgebers wäre es finanziell gar nicht machbar, die Auflage mindestens zu verdoppeln. Dazu kommt die Verteilung. Und man bekommt nicht unbedingt mehr Anzeigen rein. Durch die Seitenzahl hat man dann gar keinen Platz mehr für redaktionelle Inhalte. Wir haben hier natürlich auch Kostensteigerungen, beim Druck und bei der Verteilung. Das kann man bei der heutigen Lage nicht reinholen. Als wir die Anzeigenpreise erhöht haben, geschah das ganz moderat. Diese Preiserhöhung bei der Werbung deckt jedoch nicht die Preiserhöhung bei Druck und Verteilung ab. Wenn da jetzt noch zwei Stadtteile hinzukämen, wäre das mit der Art, wie wir es machen, mit der Lebenshilfe und der Verteilung in jedem erreichbaren Briefkasten, nicht machbar.

SÜDLICHT: Vor zehn Jahren tat sich im Quartier nicht viel. Heute gibt es erheblich mehr Aktivitäten. Worüber sollte unser Heft berichten? Über mehr Lokalsport vielleicht?

JUNGHERR: Über Institutionen, Vereine, ansässige Händler, die irgendwie etwas zum Quartier beitragen. Aber das musste damals natürlich erst mal angekurbelt werden. Heute ist es ein bisschen anders gelagert, weil die Leute vielleicht sogar zu euch kommen. Das war anfangs sicher anders. Die Zeitschrift musste erst im Stadtteil etabliert werden. Inzwischen ist sie eine Art Bindeglied zwischen den Akteuren. Jeder weiß: Ich kann hier mein Anliegen gut darstellen.

JASCHINSKI-GAUS: Ich hatte eine ganze Zeit lang regelmäßig den Beitrag »Was passiert im Stadtbezirk?« geschrieben. Früher als Bezirksbürgermeisterin, dann als Stellvertreterin. Was passiert im Stadtbezirk eigentlich? Das ist jetzt nicht nur, was der Bezirksrat für den Stadtteil macht, sondern auch: Was passiert in den Vereinen? Wo kann man sich treffen? Wo kommt man zusammen? Wo kann man sich austauschen? Diese Überschrift steht, denke ich, auch für die Intention einer solchen Zeitschrift. Weil die Menschen vorher vielleicht alle für sich in ihren Wohnungen gelebt haben und nicht nach links und rechts geguckt haben. Nicht alle schauen in einen Schaukasten. Und nicht alle treffen sich in Vereinen. Doch sie werden vielleicht durch eine Zeitung, die flächendeckend verteilt wird, animiert, sich ein bisschen mehr als Heidberger und Melveroder zusammenzufügen, um mehr Nachbarschaft zu erleben. Ich glaube, das muss die Intention sein: Was passiert im Stadtbezirk?

TIMOFEEV: In jeder Ausgabe werden Menschen hier aus den beiden Quartieren vorgestellt. Das finde ich auch ganz wichtig. Man erfährt, was die anderen Menschen in ihrem Leben interessiert, was sie so machen und wo sie sich engagieren. Ich denke da an die Zahnärztin am Erfurtplatz, die aus Mexiko gekommen ist. Ich finde es faszinierend, wie viele unterschiedliche Menschen hier in beiden Quartieren wohnen.

STÜTZER: Das Thema Sport ist natürlich schwierig, weil es von Tagesaktualität lebt. Bei einer Zeitung, die viermal im Jahr kommt, ist es halt schwer mit aktuellen Ergebnissen, Training oder was auch immer. Das geht nur in Porträtform. Wen interessiert, vier Wochen später, ein Sportergebnis aus dem Stadtteil?

SÜDLICHT: Sollte das Heft etwas jünger sein? Sollte man stärker versuchen, alle Altersgruppen mitzunehmen?

BORN: Ich glaube, das gelingt Dir. Ich glaube schon, dass Du da immer das richtige Auge drauf hast. Ich bin immer erstaunt, was Du für Themen ausgräbst. Oder dass Menschen sich an Dich wenden. Ich denke, dass der Stadtteil auch vor dem Umbruch steht. Wir haben ja in den 60ern gebaut.

SÜDLICHT: Das Thema Überalterung hatten wir schon vor zehn Jahren. Man sagte, das wird sich in den nächsten Jahren völlig ändern. Doch noch immer sieht man hier ganz viele Leute mit Rollatoren.

BORN: Wir haben zwei betreute Wohneinheiten und zwei große Altenheime. Das prägt natürlich auch den Stadtteil enorm. Aber ich glaube trotzdem, dass der Stadtteil im Wandel ist. Auch von der Angebotsstruktur her.

TIMOFEEV: Wichtig ist, dass man mit den Menschen spricht, die hier wohnen. Aber die sind vielleicht nicht unbedingt im Quartier aktiv. Ich denke da an das Jugendparlament. Es haben sich einige aus der IGS Heidberg aufgestellt und wurden tatsächlich gewählt. Sie wohnen hier im Quartier und gehen auch hier zur Schule. Das sind alles junge Leute. Diese Entwicklung interessiert vielleicht auch Ältere. Wir haben hier viele ganz junge Menschen, die sich engagieren wollen, sich nicht nur für den Heidberg, sondern auch für die ganze Stadt einsetzen wollen. Hier sollten wir versuchen, aktuell zu bleiben und solche Themen zu verfolgen. Vielleicht verlieren wir das oft aus den Augen.

JUNGHERR: Es ist unheimlich schwierig, Menschen in einem bestimmten Alter – ich sage mal im Alter von 18 bis 35 – zu erreichen. Das ist eine ganz andere Generation. Ich glaube, dass es ein unheimlicher Spagat wäre, wenn man jetzt versucht, das Heft künstlich zu verjüngen. Dann fühlen sich die Älteren vielleicht auch nicht mehr angesprochen. Eine Art »Senioren-BRAVO« brauchen wir nicht.

SÜDLICHT: Auch BRAVO ist in der Krise.

JUNGHERR: Print geht überall zurück. Ich denke, dass wir am Heft selbst gar nichts ändern müssen. Ich glaube, dass es immer noch genügend Leser gibt, für die es interessant ist, auch wenn man über junge Leute berichtet und über deren Hobbys. Es soll ja nicht nur für eine Zielgruppe ab 65 sein, sondern auch ein bisschen Zeitgeist haben. Was ändert sich in der Gesellschaft? Das bildet das Heft ja ab. Ich glaube, da sind wir auf dem richtigen Weg.

Kurzmeldungen

Steinwürfe auf die Flüchtlingsunterkunft

In der Nacht zum 26. Mai kam es in der Glogaustraße zu einem Vorfall, der bundesweit Schlagzeilen machte. Während auf dem Festplatz Melverode das Schützenfest gefeiert wurde, brüllte eine Gruppe von mindestens fünf Personen vor der Flüchtlingsunterkunft ausländerfeindliche Parolen. Anschließend kam es zu Wortgefechten mit Bewohner*innen und Steinwürfen auf das Gebäude. Trotz sofortiger Fahndungsmaßnahmen konnte die Tätergruppe nicht von der Polizei gefasst werden.

Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum: »Ich verurteile das Vorkommnis aufs Schärfste. Braunschweig ist eine offene Stadt, in der sich alle Menschen sicher fühlen sollen. Denjenigen gegenüber, die auf der Flucht zu uns kommen, gilt unsere besondere Fürsorgepflicht.«

Auch andere Braunschweiger Politiker zeigten sich schockiert. Dr. Andreas Hoffmann, Landtagsabgeordneter der Grünen: »Dass der Rat der Stadt Braunschweig jetzt einen ›Aktionsplan gegen Rechts‹ auf den Weg gebracht hat, macht mich sehr glücklich. Denn die jüngsten Ereignisse zeigen einmal mehr, wir müssen endlich aktiv werden!«

Omas gegen Rechts

Im letzten Heft berichteten wir über die »Omas gegen Rechts« im Heidberg. Wer danach versucht hat, per E-Mail mit den couragierten Damen in Kontakt zu treten, muss sich nicht wundern, dass keine Reaktion kam: Kurz nach Redaktionsschluss kam durch eine Panne der Account der Omas zum Erliegen. Wer also mitmachen will und es noch mal versuchen möchte: Die neue Mailadresse der Omas gegen Rechts in Braunschweig lautet: omasgegenrechts-bs@posteo.de

Nachbarschaftsbrunch

Nur zur Erinnerung: In diesem Sommer findet im Heidberg wieder der allseits beliebte Nachbarschaftsbrunch statt. Im Anschluss beginnt im Innenhof der Kirchengemeinde ein Flohmarkt.

Am Sonntag, dem 18. August, startet der Brunch um 10.30 Uhr mit einer Freilicht-Andacht von Pfarrer Gottwald. Natürlich nimmt jeder Tisch am Wettbewerb »Schönste Dekorierung« teil. Etwas Fantasie ist also kein Nachteil. Ein Tisch für acht Personen kostet 15,00 Euro, ein Einzelplatz 2,50 Euro. Karten gibt es ab dem 17. Juni im AWO-Nachbarschaftsladen, Erfurtplatz 3, Telefon: 0531 – 86 67 00 53. Um 13.00 Uhr endet der Brunch mit der Preisverleihung für die Siegertische. Gleich danach startet der Flohmarkt. Ansprechpartnerin für die Reservierung eines Verkaufsstandes ist Frau Sieloff-Kranz, die unter 0159 – 06 12 86 91 zu erreichen ist.

Die Standgebühr besteht aus einer Kuchenspende. Auch diese Veranstaltung wird von einem bunten Musik- und Aktivitätenprogramm begleitet. Am Nachmittag gibt es zudem Kaffee, Kuchen und Waffeln. Ende der Durchsage.

Boule im Heidberg

Immer mehr Deutsche entdecken das französische Kugel-Spiel Boule (eigentlich: »Pétanque«) für sich. Auch in Braunschweig wird der Sport immer populärer. Der Bouleplatz Löwenwall, am Obelisken, ist wohl die bekannteste Spielstätte unserer Stadt. Ulrike Krakow und Jörg Michelmann kamen auf die Idee, auch im Heidberg so ein »Boulodrome« einzurichten. Mit Unterstützung der Stadt konnte nun ein idealer Ort gefunden werden. Am Bruchanger, direkt am Kleingartenverein Asseblick, können sich ab Juni Boule-Begeisterte treffen, um die silbernen Kugeln rollen zu lassen. Die feierliche Einweihung findet am 19. Juni um 15.00 Uhr statt.

Verteiler gesucht!

Fällt Ihnen die Decke auf den Kopf? Suchen Sie nach einem guten Grund für ein wenig Bewegung an der frischen Luft? Möchten Sie gerne den Heidberg besser kennenlernen? Dann hat die St.-Thomas-Gemeinde ein Angebot für Sie: Gesucht wird nach Verstärkung für das Team von Verteiler*innen, die viermal im Jahr ehrenamtlich den St.-Thomas-Gemeindebrief in die Briefkästen des Heidbergs bringen. Klingt das nach etwas, das Ihnen Spaß machen würde? Dann fragen Sie im Gemeindebüro nach, welche Straßen momentan nicht vergeben sind (Telefon: 0531 – 69 10 55 / E-Mail: heidberg.bs.buero@Ik-bs.de).