Beiträge 2018-1

Zwischen Kunst und Sachbeschädigung

Im letzten Jahr verursachten Graffiti in Braunschweig einen Sachschaden von über 680.000 Euro.

2016 wurden in Braunschweig circa 1.050 Sachbeschädigungen durch Graffitis angezeigt. Die Schadenshöhe betrug über 680.000 Euro. Etwa ein Drittel dieser Straftaten wurden aufgeklärt. Im Durchschnitt liegt die jährliche Aufklärungsquote bei 40 Prozent. Die Strafen für ermittelte oder ertappte Täter reichen von Ermahnungen über Arbeitsstunden bis hin zu Jugendarrest bzw. einer Gefängnisstrafe. Neben dem strafrechtlichen Verfahren wegen Sachbeschädigung drohen zivilrechtliche Forderungen. 

Die ersten Graffitis tauchten 1973 in New York auf. Auf Wänden wurden Pseudonyme hinterlassen, die sofort Nachahmer inspirierten. Viele Sprayer machten dann durch immer innovativer werdende Stile und Bilder auf sich aufmerksam. Graffitis sind Ausdrucksmittel und im Idealfall künstlerisch. Auch in Braunschweig gibt es beeindruckende gesprühte Bilder, zum Beispiel an der Graffiti-Brücke in der Broitzemer Straße und an der alten Markthalle am Hagenmarkt. Beide Flächen sind für Sprayer freigegeben. Es gibt auch viel beachtete Auftragsarbeiten im Stadtgebiet, etwa an Garagen und Mauern. 

Alles andere jedoch ist Sachbeschädigung. Kürzel, Zeichen, Schriftzüge und Parolen lassen Häuser schmuddelig wirken – selbst wenn sie frisch renoviert sind.

In Braunschweig kümmert sich seit 13 Jahren eine Sondereinheit der Polizei um die illegalen Wandmalereien. Das Ermittlerteam wertet die Bilder oft stundenlang am Computer aus, um den Täterkreis einzugrenzen. Mittlerweile gehören nicht nur Jugendliche, sondern viele Erwachsene dazu. Besonders bei den Nachtstreifen der Polizei werden immer wieder Sprayer auf frischer Tat ertappt. Um die eigenen Flächen zu schützen, rät die Polizei dazu, sie zu begrünen oder Lichtquellen mit Bewegungsmeldern zu installieren.

Auch im Bestand der Braunschweiger Baugenossenschaft ist der Schaden durch Graffitis und Schmierereien hoch. Im letzten Jahr war er fünfstellig. Viel zu beseitigen war jüngst etwa im Sackring, in der Fallersleber Straße, in der Schuntersiedlung und in der Jahnstraße. Dort pustete sogar jemand Eier aus, füllte sie mit Farbe und warf dann die Eier an die frisch gestrichene Fassade. 

Abhilfe verspricht der Verein Graffiti-Ex. Die Zahlung eines Jahresbetrages sorgt dafür, dass jedes gemeldete Graffiti binnen eines Tages entfernt wird. Die Sprayer haben also nicht lange Gelegenheit, sich damit zu brüsten. Zeugenhinweise sind für die Ermittlungen der Polizei wertvoll. Graffiti-Ex hat deshalb die Aktion »110 Euro für 110« gestartet. Beobachtet jemand einen Sprayer, benachrichtigt die Polizei unter 110 und der Täter wird erwischt, dann bedankt sich der Verein mit 110 Euro.

 

Fehlerteufel und Schneeregen

Die schönsten Bilder von den Weihnachtsmärkten in Melverode und im Heidberg.

Vor zwei Jahren betraf es den Heidberg, dieses Mal nun Melverode: In unserer letzten Ausgabe wurde der dortige Weihnachtsmarkt auf einer ganzseitigen Anzeige der BBG mit einem falschen Datum angekündigt. Wir hoffen, dass nur wenige Menschen am 24. November enttäuscht waren.

Als es eine Woche später, am 1. Dezember tatsächlich losging, hatte sich der Fehlerteufel noch nicht vollständig verabschiedet: Wann immer auf der Bühne die Mikrofone angestellt wurden, stand der gesamte Weihnachtsmarkt im Dunkeln. Zum Glück konnte das Problem bald behoben werden. Der allgemeinen guten Stimmung schadete es jedoch nicht. Highlights waren die leckeren Kartoffelpuffer am Stand des Kulturrings Melverode und der Auftritt der Gospel-Friends-Barnstorf.

Im Heidberg wurde der Weihnachtsmarkt, wie angekündigt, am 14. Dezember eröffnet. Doch obwohl pünktlich zu den Eröffnungsreden erste Schneeflocken fielen, kam keine rechte Stimmung auf, da es bereits den ganzen Tag ohne Pause regnete. In diesem Jahr gab es einige Neuerungen. So wurde zum Beispiel der geplante Nachbarschaftsladen erstmals für mehrere Stände genutzt. Auch der Heidberger Bürgerverein »Offener Heidberg e.V.« war mit einen eigenen Stand dabei. Die meisten Besucher aber hielten sich bei einem Becher Glühwein in den Zelten auf.

 
 

»Mit Speck fängt man Mäuse«

Der Heidberger Seniorenkreis feierte sein fünfjähriges Jubiläum.

Der Große Saal im Sportbad war vollbesetzt, als der Seniorenkreis Heidberg am 4. November seinen fünfjährigen Geburtstag feierte. Klaus-Peter Bachmann, der Kreisvorsitzende der AWO, erinnerte in seiner Eröffnungsrede daran, wie alles angefangen hat. Am 11. Oktober 2012 luden er und Jürgen Buchheister, der Vorsitzende des Seniorenrats, zu Kaffee und Kuchen, um mit interessierten Bürgern über die Notwendigkeit eines Heidberger Seniorenkreises zu diskutieren. Die Resonanz war groß. Was allerdings fehlte, war ein Team, das den neuen Seniorenkreis organisiert. Hier kam Peter Nessel ins Spiel. Der frischgebackene Ruheständler suchte damals neue Herausforderungen. Seit fünf Jahren kümmern er und seine Frau Sigrid sich unermüdlich um die Aktivitäten der bunten Truppe.

»Mit Speck fängt man Mäuse, mit Kaffee und Kuchen dagegen… «, scherzte Bachmann. Bereits 2012, als man das erste Mal zusammenkam, war der Mangel an Gemeinschaftsräumen in Heidberg-Melverode ein wichtiges Thema. Nun soll der Nachbarschaftsladen bald Realität werden. Die neuen Räumlichkeiten sollen auch dem Seniorenkreis als Treffpunkt dienen. Bislang waren die Senioren auf die beiden Säle des Sportbads angewiesen. Ein Unding, betonte Bachmann: »Wenn man den Heidberg mit der Weststadt vergleicht, müsste es hier eigentlich drei solcher Begegnungsstätten geben.«

Nach fünf Jahren ist der Seniorenkreis im Quartier fest etabliert. Neben einem festen Kreis von 40 bis 60 Besuchern gibt es etwa 150 Interessenten, die sich bei den Veranstaltungen sehen lassen. »Der Seniorenkreis konnte mit seinen Veranstaltungen im letzten Jahr rund 1.200 Menschen erreichen«, erklärte Sabine Maliske vom Seniorenbüro Braunschweig beeindruckt. »Toll, wenn man bedenkt, dass so etwas allein mit ehrenamtlichen Helfern geschafft wurde.«

Auch die Bezirksbürgermeisterin Christiane Jaschinski-Gaus sowie die AWO-Ortsvereinsvorsitzende Sigrid Herrmann schlossen sich den Gratulanten an und überreichten als Geburtstagsgeschenk eine Spende, die von Frau Nessel (die auch an diesem Abend die Kasse betreute) in Empfang genommen wurde. Und auch Bürgermeister Dr. Helmut Blöcker und Alena Timofeev vom Stadtteilprojekt Heidberg AKTIV ließen es sich nicht nehmen, Peter Nessel und seinen Senioren zu gratulieren. Danach erklärte Nessel das reichhaltige Büffet für eröffnet. Das Schlusswort hatte jedoch Jürgen Buchheister, der seit vier Jahrzehnten den Seniorenkreis Rüningen leitet: »Wir sehen uns in fünf Jahren wieder!«

 

Fußballhelden

DFB ehrt Mitglieder des HSC Leu 06.

»So sehen Helden aus«, titelte die NB Anfang November anlässlich der Ehrung von Mathias Fuchs (55) und Ivan Petruhin (19) als »Fußballhelden des DFB«. Ich treffe Mathias Fuchs in seinem Reihenhaus im südlichen Heidberg und fragte ihn, wie es sich als Held anfühle. »Ich fühle mich nicht als Held«, sagt er trocken und lächelt. »Ein Held ist was anderes. Ich möchte nicht im Mittelpunkt stehen. Ich bin der Mannschaftstyp. Gemeinschaftssinn, Zusammengehörigkeitsgefühl, das ist es, was ich beim Fußball schätze, das möchte ich als Trainer den Kindern bieten – Trainingsaufenthalte außerhalb, Fahrten. Aber trotzdem: eine schöne Würdigung des DFB.« Als Dankeschön stiftet ihm der Fußballbund ein langes Wochenende an der Sportschule Barsinghausen.

»Zufällig bin ich gebürtiger Barsinghausener«, sagt Fuchs. Aber seit seiner Schulzeit im Heidberg. Nach dem BWL-Studium lebte er zehn Jahre in Dortmund, kam ’99 zurück nach Braunschweig. Beim HSC Leu 06 landete er über seinen Sohn, weil der nicht mehr Kinderturnen, sondern Fußball machen wollte. 2002 wurde ein Trainer für die G-Jugend (bis 6 Jahre) gesucht. »Diese Mannschaft habe ich gemeinsam mit meinem Trainerkollegen Heinrich Linek 14 Jahre lang bis zu den Herren betreut. Der Torwart kam tatsächlich zwei- bis dreimal die Woche, 7 Jahre lang, aus Winsen bei Celle nach Braunschweig! War schon verrückt. Wir hatten über Jahre hinweg keine Abgänge von Spielern.« Man fühlte sich wohl bei Trainern und Verein.

»Partnerschaften zerbrechen, Schulformen wechseln«, sagt Fuchs. »Wenn du dann deine Sache gut machst, sind Konstanz und Kontinuität ein absoluter Glücksfall für Kinder. Soziale Kompetenz entwickelt sich dabei automatisch. Jungen Menschen über den Sport etwas für ihr späteres Leben zu vermitteln, ist mir extrem wichtig.«

Und wie sieht es mit der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund aus? »Wir vom HSC Leu hörten im Oktober 2015, dass viele unbegleitete Flüchtlinge gerne im Verein Fußball spielen wollten. Zusammen mit Vereinspräsident Helmut Blöcker nahmen wir seitdem ungefähr zwanzig von ihnen bewusst in die Mannschaften auf. Mit der Maßgabe, dass auf dem Platz Deutsch gesprochen wird. Die Integration lief gut, mit anfänglichen Schwierigkeiten wie z. B. Pünktlichkeit. Fast alle haben anschließend eine Ausbildung begonnen und arbeiten.«

Und Fuchs, nach seinem eigenen fußballerischen Werdegang gefragt: »Wir waren als A-Jugend eine ganz tolle Truppe beim MTV. Ich hab auf allen Positionen gespielt, war lauffreudig, zweikampfstark und wurde primär im Mittelfeld eingesetzt.«

Zusammen mit Mathias Fuchs wurde Ivan Petruhin als »Fußballheld« vom DFB geehrt. Ivan hat zusammen mit Dominik Engler schon in jungen Jahren die F-Jugend trainiert, ist mit neunzehn Jahren bereits ausgebildeter Lizenztrainer und Schiedsrichter, hat ehrenamtlich mit viel Engagement die Fußball-AG der Grundschule Heidberg geleitet (Projekt Fußball & Lesen, speziell für Jungs mit Migrationshintergrund). Nun spielt er bei den Herren und macht ein duales Studium. Der DFB hat ihn zu einer fünftägigen Fußballreise nach Spanien eingeladen.

Text: Bernd Reiners, Foto: Friedhelm Struck

 

Tipp: Top Apfel-Beratung

Obsthof Deuse auf dem Wochenmarkt Heidberg

Los geht es bei Wind und Wetter um 6.30 Uhr. Da stehen Ralf und Anton auf dem Wochenmarkt im Einkaufszentrum Heidberg, vor der ehemaligen Zeitschriftenfiliale von Wiedmann. Mit einem Top-Angebot nicht nur an Äpfeln, sondern auch – je nach Saison – mit Kulturheidelbeeren aus Harvesse, Mais von Bauer Pape aus Watenbüttel, roten Johannisbeeren, Birnen und eigenen Mirabellen vom Obsthof Deuse in Evessen am Elm. Glindemanns Landeier aus Volzum (Freilandhaltung) und Sonnenblumen bereichern das bunte Sortiment. »Wir haben auch selbstgepressten Apfel-, Birnen-, und Quittensaft mit hohem Fruchtgehalt«, sagt Ralf. »Da kommt die mobile Saftpresse in Evessen vorbei.«

Deuse bietet seit mehr als vierzig Jahren eigenes Obst auf dem Wochenmarkt Heidberg an. »Das sind ganz kurze Handelswege vom Erzeuger zum Markt«, sagt Ralf. »Wir haben treue Kunden, und auch als Marktbeschicker kennt man sich untereinander. Der Markt funktioniert wie eine soziale Schaltzentrale: Schon gehört, schon gesehen? Ich selbst arbeite hier seit zehn Jahren.«

Und wie werden die Äpfel nach der Ernte gelagert, damit man sie das ganze Jahr über frisch kaufen kann? Weiß Ralf: »Nach der Erntezeit im September werden die Äpfel gleich runtergekühlt bei einer Temperatur von 0 bis 3 Grad. Wir verwenden eine herkömmliche Kühlung ohne CO2-Entzug.«

Und über die Apfelsorten möchte ich etwas erfahren, die Namen an sich klingen schon lecker: Rubinette, Jonagold, Delbar, James Grieve. »Elstar ist ein absoluter Universalapfel, einfach zum so essen, zum Backen oder im Heringssalat. Boskop ist hervorragend als Backapfel. Topaz eignet sich bei Kreuzallergie. Berlepsch ist eine alte, säuerliche Sorte, die wir im Programm haben. Vom Gravensteiner haben wir jetzt schon (Mitte August) die neue Ernte.« Ich sage, dass ich Jonagold wegen seines knackigen Fruchtfleisches schätze. Ralf nickt.

Dienstag und Freitag findet man den Stand vom Obsthof Deuse also bei uns im Süden Braunschweigs, am Mittwoch und Samstag auf dem Altstadtmarkt neben dem Brunnen, am Donnerstag auf dem Mittagsmarkt Franzsches Feld, und dann mit Steffi als Verstärkung. »Bei jeder Temperatur?« frage ich. Ralf: »Der härteste Tag war einmal im Winter bei minus 21 Grad. Daraus hab ich gelernt. Aber bis minus 15 Grad verkaufen wir garantiert! Dann mit einem Gasbrenner als Heizung.«

Text und Foto: Bernd Reiners

 

2 Schwestern, 4 Nähmaschinen, 1.000 Pläne

Katharina Kaminski und Natalie Dettmer aus Melverode betreiben einen Handarbeits-Blog.

Als Katharina Kaminski klein war, wollte die Mutter ihr beibringen, wie man Hosen kürzt, doch damals übte die Vorstellung, an einer Nähmaschine zu sitzen, auf sie keinen großen Reiz aus. »Später werde ich genug Geld haben, um eine Schneiderin zu bezahlen«, antwortete sie forsch.

Heute muss sie lachen, wenn sie die Geschichte erzählt. Katharina Kaminski und ihre Schwester Natalie Dettmer sitzen mittlerweile nicht nur gern und oft an der Nähmaschine, sondern betreiben zudem eine eigene Facebook-Seite, auf der sie die Ergebnisse ihrer Leidenschaft präsentieren. Unter »Nadel. Faden. Feenstaub.« posten die Geschwister neben Fotos auch kurze Texte, in denen sie auf amüsante Weise von verrutschten Bügeleisen, Wohlfühlkleidern und Problemen mit Schnittmustern erzählen.

Angefangen hatte es im Mai 2016 mit einem Überwurf für die 1,60 Meter hohe Vogelvoliere, die sich in Kaminskis Wohnzimmer befindet. Da kam ihr die Nähanleitung noch so vor, als wäre sie in Kyrillisch geschrieben. Den Anstoß gab Schwester Natalie, die zu dieser Zeit schon lange begeisterte Hobbyschneiderin war. Sie war es auch, die Katharina Kaminski zum Geburtstag die erste Nähmaschine schenkte. Zuerst versuchte sie sich an Kopfkissenbezügen, dann an einem Turnbeutel, bis sie sich schließlich an Kleidungsstücke wagte.

»Es ist zwar Arbeit, doch dafür ist jedes Teil, das ich nähe, ein Einzelstück«, erzählt sie stolz. »Außerdem kann man selbstgenähte Kleidungsstücke leichter reparieren.« Mit dem Hang zum Selbstgeschneiderten liegen die Geschwister ganz im Trend: Gerade bei der jungen Generation ist heute Kreativität gefragt, statt stumpfes Konsumieren.

Anregungen holt sie sich im Internet. Dort findet man viele Seiten mit Ideen und Schnittmustern, die sich an Handarbeit-Begeisterte wenden. Diese Schnittmuster kann man herunterladen, ausdrucken und dann zusammenkleben. Bei der Videoplattform YouTube gibt es dazu sogar kurze Filme. Nadeln und Stoffe besorgen sich die Schwestern aus dem gesamten Umland. »Manches will man einfach haben«, lacht die junge Melveroderin und deutet aufs Regal neben der Nähmaschine, in dem sich in zwei Fächern die Stoffe stapeln, aus denen Mode-Träume sind.

Bis zu zwei Stunden verbringt sie abends mit der Schneiderei. »Im Fernsehen läuft sowieso nur Grütze, da ist das kein Problem«, lacht sie. Seit sechs Jahren lebt die gebürtige Salzgitteranerin in Melverode, ganz wie ihre Schwester. »Unser gemeinsames Hobby hat uns noch näher zusammengebracht«, freut sie sich.

Neben der Handarbeit gilt eine weitere große Liebe den Pferden. Seit einem Jahr nimmt sie Reitunterricht. Auch hier ist sie voller Begeisterung dabei.

Mittlerweile ist sie an der Nähmaschine etwas mutiger geworden, doch das war nicht immer so: Als ihr beim Nähen eines Kleids der Stoff riss, kam Panik auf (zum Glück konnte sie das gute Stück retten). Auch dieses Drama kann man auf der Internetseite des Duos nachlesen.

Mit dem Können ist auch der Selbstanspruch gestiegen. Heute würde Katharina Kaminski gern aufwändige Kleider maßschneidern. Allerdings nur zum Spaß. Auftragsarbeiten erledigt sie höchstens für gute Freundinnen. Die Handarbeit soll schließlich »nur« ein schönes Hobby bleiben, nicht mehr. Mehr dazu im Internet unter: www.facebook.com/nadel.faden.feenstaub/

 

»Die Nacht ist gelaufen!«

Hans-Ludwig Sämann von der Berufsfeuerwehr Braunschweig erinnert sich an den Großbrand am Erfurtplatz.

 Noch heute sprechen viele Heidberger vom Feuer im Einkaufszentrum, das vor 36 Jahren einen Schaden von über 5 Millionen Mark verursachte. Vierzehn Geschäfte erlitten damals einen Totalschaden, drei weitere wurden erheblich beschädigt. Selbst eine vom Brand nicht betroffene Kegelbahn im Untergeschoss hatte erhebliche Löschwasserschäden zu verzeichnen. Die Ursache der Brandkatastrophe war ein »Dummejungenstreich«.

Heiligabend 1981. In der Passage des Einkaufszentrums hatte ein Geschäft eine größere Menge Kartons aufgestapelt, die nachts von einer Gruppe Jugendlicher angezündet wurden. Was keiner von ihnen erwartete: Die brennenden Kartons ließen eine der Schaufensterscheiben der Passage platzen, was dazu führte, dass sich das Feuer ungehindert ausbreiten konnte.

So kam es, dass Hans-Ludwig Sämann und seine Kollegen von der Feuerwehr Braunschweig mit dem Löschzug in Richtung Heidberg rasten, statt den Abend vorm Weihnachtsbaum mit der Familie zu verbringen: »Ich habe heute noch die Worte meiner erfahrenen Kollegen im Ohr, als wir von der Stobenstraße auf den Kennedyplatz kamen: Die Nacht ist gelaufen!« Es sollte sich rausstellen, dass diese Einschätzung des glutroten Himmels über der Südstadt alles andere als untertrieben war.

»Bei unserem Eintreffen fanden wir in Teilbereichen des Einkaufszentrums einen offenen Brand mit sehr heftiger Intensität vor«, erinnert sich der ehemalige Brandamtmann Sämann. Es war einer der ersten Großbrände in seiner 35-jährigen Dienstzeit.

Aus dem nördlichen Passagenzugang loderte bereits eine Flammenfront, die heftig gegen das Wohnhaus Jenastieg 7 stand. Sämann und seine Kollegen bekamen den Auftrag, deren Ausweitung zu verhindern.

»Ich meine mich zu erinnern, dass dort in der ersten Etage bereits äußere Scheiben der Doppelverglasungen der Wohnungsfenster unter der Hitzeeinwirkung gesprungen waren.«

Um etwas Schutz vor der enormen Strahlungswärme zu finden, lagen die Feuerwehrleute an der Mauer eines der Geschäfte am Passageneingang, auf dessen Inneres der Brand bereits übergegriffen hatte.

»Als nach einiger Zeit kein Wasser mehr an unserem Strahlrohr ankam, mussten wir uns zurückziehen. Die Ursache war schnell klar: Die Löschwassertanks der Fahrzeuge waren leer und es musste zunächst eine großangelegte Löschwasserversorgung aufgebaut werden. Schließlich wurden Versorgungsleitungen bis zum Sachsendamm verlegt.«

Der Großbrand war so intensiv, dass die Mannschaft vom nachgerückten 2. Berufsfeuerwehr-Löschzug und Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr unterstützt werden mussten. Doch erst als alles vorbei war, wurde den Feuerwehrleuten klar, wie gefährlich die Situation war.

»Viel später realisierte ich, dass an der Stelle, wo wir zuvor hockten, nun große Scherben der ebenfalls geborstenen Schaufensterscheibe lagen. Ich erinnere mich ebenfalls an ein Rollgitter mit großem Elektromotor über uns, das wir infolge der heftigen Verrauchung gar nicht erkennen konnten. Das alles hätte also auch ganz anders ausgehen können.«

In der Mitte des Einkaufszentrums befand sich eine Brandmauer, an der das Feuer dann letztlich gestoppt werden konnte. Im betroffenen Teil des Gebäudekomplexes reichten die Wände jedoch lediglich bis zur Zwischendecke, über die sich der Brand ungehindert ausbreiten konnte. Bei der Bekämpfung der bereits durchs Flachdach gebrannten Brandstellen gab der schmelzende Schnee immer wieder Hinweise, auf welche Gebäudeteile sich die Flammen bereits weiter ausgebreitet hatten. Sämann: »Gut in Erinnerung geblieben sind mir die wohl zu Hunderten explodierten Spraydosen eines Drogeriemarktes, die uns um die Ohren flogen.«

Gegen Morgen erschien der Betreiber einer im betroffenen Teil befindlichen Bäckerei, um seine Regale zu räumen. Das von ihm gespendete Gebäck wurde dankbar von den Einsatzkräften entgegengenommen, die nahezu am Ende ihrer Kräfte waren. »Einige Anwohner brachten uns Kaffee und Getränke«, erinnert sich Sämann vage.

 

»Ich glaube, ich habe selten in meiner Karriere – völlig erschöpft, durchnässt und durchgefroren – so sehr die Ablösung durch die Kollegen der aufziehenden Wachabteilung herbeigesehnt!«

Hans-Ludwig Sämann ist seit 2014 in Pension. Nicht nur er, sondern auch alle, die an diesem Abend dabei waren, werden den roten Himmel über der Südstadt nie vergessen. Doch offenbar kommt ein Unglück selten allein. Nur drei Monate später, am 29. März 1982, brannte das Einkaufszentrum erneut. Der Schaden diesmal: 150.000 Mark.

             

(Alle Fotos: Archiv der Berufsfeuerwehr Braunschweig)

 

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Bezahlbarer Wohnraum für Jung und Alt

Nach Abschluss des Rohbaus geht das neue Bauvorhaben der BBG in die Endphase.

Rund 20 Millionen Euro hat die Braunschweiger Baugenossenschaft (BBG) in das Bauprojekt an der Greifswaldstraße gesteckt. »Der Heidberg bietet ein attraktives, grünes, lebenswertes Umfeld«, erklärte Karin Stemmer, Vorstandsmitglied der BBG, im Herbst bei einem Baustellen-Frühstück in der Tiefgarage der geplanten Wohnanlage. Neben Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer und dem kompletten Vorstand der Baugenossenschaft waren auch Lokalpolitiker Hans-Dieter Osswald, Christiane Jaschinski-Gaus, Jutta Jacobs und Thorsten Köster anwesend.

Nicht alle Heidberger waren begeistert, als die BBG ihr Vorhaben vor ein paar Jahren ankündigte. »Einige Anwohner hatten anfangs zwar Angst, aber ich denke, das hat sich inzwischen gelegt«, meint Bezirksbürgermeisterin Christiane Jaschinski-Gaus. BBG-Vorstand Hans-Joachim Jäger: »Bedenken gab es vor allem hinsichtlich der Komplexität und Massivität des Baukörpers. Wir haben daraufhin Planungen umgestellt und realisieren das Projekt nun mit einer etwas aufgelockerten, aber dennoch wirtschaftlichen und verdichteten Bauweise. Wir sind überzeugt, dass es ein Erfolgskonzept ist.«

Bezahlbarer Wohnraum ist im Heidberg schon lange Mangelware. Bereits 2012 prognostizierte eine Studie des Pestel-Instituts, dass im Raum Braunschweig 3030 Mietwohnungen fehlen werden. Dass dieses Bauvorhaben ein wichtiger Baustein ist, um diesen Missstand zu korrigieren, darin sind sich die BBG und die Stadt Braunschweig einig.

 

»Modernes und stilvolles Wohnen« möchte die Baugenossenschaft ihren zukünftigen Mietern offerieren. Die Seniorenwohnanlage bietet 89 Heimplätze sowie 10 Penthouse-Wohnungen im betreuten Wohnen. In weiteren drei modernen Wohnhäusern entstehen 49 barrierearme Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen, zum Teil mit Dachterrasse. Das großzügige Außengelände kann von allen Bewohnern genutzt werden. Jede Wohnung verfügt über mindestens einen PKW-Stellplatz in der Tiefgarage. Auch für Fahrräder ist genügend Platz vorhanden. In allen Häusern befinden sich Aufzüge, moderne Haustechnik und Architektur nach aktuellstem energetischem Standard. Die Fertigstellung ist für Spätsommer 2018 vorgesehen.

Es handelt sich dabei ausschließlich um Mietwohnungen. Karin Stemmer: »Die Wohnungen werden zwei bis vier Zimmer haben. Und wir werden mit den Mietpreisen unter 10 Euro pro Quadratmeter bleiben. Natürlich ist unser Thema nicht nur das Alter. Wir bieten hier auch Wohnungen für junge Familien an, denen wir einen Lift für den Kinderwagen bieten.«

Schon einmal hatte die BBG ein Zeichen gesetzt, als sie beschloss, den I-Punkt komplett zu sanieren, erinnerte Vorstand Hans-Joachim Jäger. Den Heidberg als Wohnquartier zu stärken, sei das Ziel. Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer hob dabei besonders die Bedeutung der Seniorenwohnanlage hervor: »Wie wichtig es für Senioren ist, in ihrem Quartier zu bleiben, habe ich bei meinen eigenen Eltern gesehen.« Die Hälfte der Wohnplätze im Betreuten Wohnen ist schon jetzt für die Senioren des  BBG-Seniorenzentrums Reuterstraße vorgemerkt. Die fast 60 Jahre alte Einrichtung entspricht schon lange nicht mehr heutigen Standards und soll geschlossen werden.

Auch der ökologische Aspekt soll beim Bauprojekt Greifswaldstraße im Fokus stehen: »Das Grünflächenamt der Stadt Braunschweig hat großen Wert darauf gelegt, dass hier eine kleine Oase wächst, inklusive Großbäumen und vielen heimischen Gehölzen. Diese Wünsche haben wir in unsere umfangreiche Grünflächenplanung mit aufgenommen. Insgesamt investieren wir eine sechsstellige Summe ins grüne Umfeld«, so Hans-Joachim Jäger.

 

»Es war ein völlig anderes Leben«

Beim Projekt »Zeitzeugen« trafen Schüler der IGS Heidberg auf den Vormittagskreis der Begegnung.

Ein wenig nervös wirken die Zehntklässler der IGS Heidberg schon, als sie im Gemeindesaal der St. Thomas-Gemeinde sitzen. Sie sind hier, um die Senioren über ihr Leben in der Kriegszeit zu befragen. Die Idee dazu hatte Pfarrer Eckehard Binder schon vor einigen Jahren. Dank des Netzwerks »Gesund älter werden im Heidberg« und Heidberg AKTIV konnte der Kontakt zur IGS schließlich hergestellt werden. »Zuerst wussten wir nicht, ob wir fünf Klassen schaffen«, erinnert sich Helga Viermann, die Leiterin des Vormittagskreises. Doch auch am fünften Termin zeigen sich die Senioren begeistert.

»Ich finde es schön, wenn sich junge Leute für die Vergangenheit interessieren, denn viele aus der Zeit leben ja heute nicht mehr«, erzählt eine Seniorin. Ihre Tischnachbarin stimmt zu: »Es ist toll, dass hier Alt und Jung aufeinandertreffen. Es macht Spaß, mit den jungen Leuten zu reden. Meist geht es in den Gesprächen um Bombenangriffe, die Flucht aus dem Osten oder das Leben in der Nachkriegszeit. Gerade die Flüchtlingsproblematik ist ja heute wieder aktuell.«

Dass im Seniorenkreis zwischendurch viel und gern gesungen wird, irritiert die Schüler zunächst.

Doch Helga Viermann schafft es schnell, eine lockere Atmosphäre zu schaffen.

»In unserer Kindheit gab es weder Handys, Spülmaschinen, Staubsauger noch Fernseher. Viele von uns hatten noch nicht mal ein Spülklosett, sondern gingen auf ein Plumpsklo. Es war ein völlig anderes Leben«, erklärt sie. Mit dem Mikrofon in der Hand geht sie direkt auf die Jugendlichen zu.

»Wie war es, im Krieg zur Schule zu gehen?« lautet die erste Frage. »Wir hatten wegen des Kriegs fünf Jahre keine Schule«, erinnert sich eine Frau. »Wegen der Bombenangriffe fielen viele Stunden aus. Das war zwar schön, aber ich hätte gern mehr gelernt«, bedauert eine Dame am Nebentisch. »Wenn wir keine Kohlen hatten, musste im Winter der Unterricht ausfallen. Einige brachten daher Briketts von zuhause mit.«

»Welche Fächer hatte man damals?« fragt ein anderer Schüler.

»Deutsch, Lesen, Rechnen und Schönschrift«, kommt es zurück. »Und viele Gedichte lernen!« ruft eine weitere Seniorin. Sofort tritt eine Teilnehmerin des Vormittagskreises den Beweis an und rezitiert spontan einige Verse. Die Schüler staunen. Was früher zum Allgemeinwissen gehörte, gibt es heute nicht mehr.

Die Schüler der IGS erfahren auch, dass damals an den Schulen oft Geschlechtertrennung herrschte. Oder dass Schüler früher Kräuter, Bucheckern oder Kartoffelkäfer gesammelt haben. Auch Umzüge gehörten in der Vergangenheit nicht zur Tagesordnung: »Früher war man sehr sesshaft.«

Bewegend wird es, als ein Schüler nach dem schönsten Erlebnis aus dieser Zeit fragt.

»Als mein Vater aus dem Krieg heimkam!« antwortet eine Frau spontan. Eine andere: »Als ich nach dem Krieg zum ersten Mal mit einem Nachthemd im Bett liegen konnte. Das war ein Erlebnis! Wegen der Bombenangriffe hatte ich lange in Skihosen schlafen müssen.«

Die Schüler hörten gebannt zu. Geschichtsunterricht aus erster Hand – bei Kaffee und Kuchen. Eine schöne Idee. Bleibt zu wünschen, dass »Zeitzeugen« im nächsten Jahr fortgesetzt wird.

Die Geschichtslehrerin Frau Pohl: »Das Erzählen von Geschichten aus alten Zeiten stellt eine unheimliche Bereicherung für den Geschichtsunterricht dar. Parolen, historische Ereignisse, die sonst auswendig gelernt werden und Bilder aus den Geschichtsbüchern werden so Realität.«

 

Mit uns in Melverode

Ulrike Schuh-Fricke berichtet für SÜDLICHT aus der Unterkunft an der Glogaustraße.

Ende Februar war es so weit: die ersten Geflüchteten zogen in die Unterkunft an der Glogaustraße ein. Nach mehreren Monaten des Planens und Überlegens begann damit auch die Arbeit für uns Ehrenamtliche. Dank der engen Zusammenarbeit zwischen unserer Initiative und Herrn Rüscher (Koordinator Ehrenamt zur Integration von Flüchtlingen im Fachbereich Soziales und Gesundheit der Stadt Braunschweig), der uns mit Rat und Tat zur Seite stand, konnten wir sofort mit unserer Arbeit beginnen. Mittlerweile leben etwa 70 Menschen aus 18 verschiedenen Nationen in der Glogaustraße, die aus sehr unterschiedlichen Gründen und Motiven nach Deutschland gekommen sind und die in Deutschland bleiben möchten.

Die Mehrheit der Geflüchteten, die in der Glogaustraße lebt, besucht Sprach- oder Integrationskurse, absolviert Praktika, nimmt an Projekten zur beruflichen Qualifizierung mit integriertem Spracherwerb teil oder arbeitet. Um die Flüchtlinge beim Erwerb und Gebrauch der deutschen Sprache zu unterstützen, bieten wir viermal in der Woche Deutschstunden an, in denen wir zum Beispiel das in den Kursen Erlernte üben, vertiefen und in denen wir miteinander ins Gespräch kommen.

Weiter bieten wir in Melverode für junge Frauen »Textiles Gestalten« an. Sie lernen hier die verschiedenen Techniken und können sich kreativ betätigen. Meine Beobachtung: erstaunlicherweise werden durch das Tun mit den Händen Schüchternheit und Hemmungen abgebaut, sich auf Deutsch zu verständigen.

Den in der Unterkunft in der Glogaustraße wohnenden schulpflichtigen Kindern helfen wir bei den Hausaufgaben, beim Entschlüsseln und Verstehen von Mitteilungen, E-Mails und Formularen, die die Kinder aus den Schulen mit nach Hause bringen, und wir erklären die Gepflogenheiten an deutschen Schulen. Für die ganz Kleinen und ihre Mütter findet einmal in der Woche ein Mutter/Vater-Kind-Kreis statt. Während die Kleinen aus Braunschweig mit den Kleinen aus sehr unterschiedlichen Regionen dieser Welt spielen, kommen die Mütter miteinander ins Gespräch. Dabei wird auch – fast nebenbei – Deutsch gelernt und gesprochen.

Ein weiterer wichtiger Teil der Arbeit der Initiative ist, die Geflüchteten bei externen Terminen (Behörden und/oder Ärzten) zu begleiten. Bislang wurde mehrmals zum Job-Center und zur Ausländerbehörde, zu Ärzten und bei der Wohnungssuche begleitet. Die Kontakte zwischen Arbeitskreis und den Geflüchteten vermittelt der Sozialarbeiter der Unterkunft. Mit den Begleitungen sollen, neben der konkreten Hilfe im Einzelfall, auch Vorbehalte abgebaut und Vertrauen in die Arbeit von Behörden geschaffen werden.

Dabei merken wir aber auch, dass – so eine Überschrift der Süddeutschen Zeitung vom 05.09.2017 – Deutschland wirklich die »Heimat der Bürokratie« ist. Dies äußert sich nicht nur an einer Vielzahl auszufüllender Formulare, sondern vor allem an der in diesen Formularen verwendeten Sprache.

Gleichwohl kann die Initiative »Mit uns in Melverode« bislang ein positives Fazit ziehen: nicht nur das Zusammenleben von MelveroderInnen und den Geflüchteten klappt, sondern auch das Zusammenleben von Menschen aus sehr unterschiedlichen Regionen der Welt und mit sehr unterschiedlichen sprachlichen, kulturellen und religiösen Hintergründen in der Unterkunft selbst. Dass dieses Zusammenleben so gut funktioniert, hat sehr viel zu tun mit dem in der Unterkunft tätigen Sozialarbeiter, mit der dort ebenfalls tätigen Verwaltungskraft, mit der Unterkunftskraft (neue Bezeichnung für Hausmeister), und nicht zuletzt mit den Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes. Sie alle haben ein offenes Ohr für die Geflüchteten und helfen, wo und wie sie nur können. Dies hilft auch uns bei unseren Aktivitäten und Angeboten.

Ulrike Schuh-Fricke ist Vorstandsmitglied der Initiative „Mit uns in Melverode“, die sich seit 2016 für die Integration von Geflüchteten einsetzt. Wer mitmachen möchte, meldet sich in der Kirchengemeinde Dietrich Bonhoeffer, Melverode, Görlitzstraße, oder im Internet unter: www.mit-uns-in-melverode.de

Kurzmeldungen

Neues vom Nachbarschaftsladen

Die Resonanz war enorm. Im letzten Heft riefen wir mit einer Unterstützungserklärung dazu auf, das Projekt »Nachbarschaftstreff Heidberg« ideell oder mit Spenden zu unterstützen. »Viele Leser fügten ihrem Anschreiben gleich Bargeld hinzu«, berichtet Alena Timofeev von Stadtteilprojekt Heidberg AKTIV.

Als Standort ist die ehemalige Fleischerei am Erfurtplatz vorgesehen, die eine Fläche von 73 Quadratmetern bietet. Dieser Platz soll für Beratungsangebote wie die offene Bürgersprechstunde, die Schuldnerberatung und die Nachbarschaftshilfe genutzt werden. Auch Vereine, Seniorenkreise und Parteien sollen hier endlich einen ständigen Versammlungsort finden.

Andreas Gehrke von der BBG zeigte sich auf der letzten Sitzung des Arbeitskreises Heidberg optimistisch. 35.000 Euro beträgt die Summe, mit der sich die Braunschweiger Baugenossenschaft am Nachbarschaftsladen im Heidberg beteiligen möchte. Die Grundausstattung des Ladenlokals soll mit Unterstützungsgeldern aus dem Stadtteil finanziert werden. Die Kirchengemeinden, der HSC Leu und einige Geschäftsleute haben bereits ihre Kooperation signalisiert.

Was fehlt, ist die Finanzierung einer Vollzeit- und einer 30-Stunden-Stelle. Die Stadt müsste das Projekt mit 80.000 Euro unterstützen. Daher hofft man, dass diese Summe im Haushalt 2018 bewilligt wird.

Nach der Schließung der alten Schule am Südsee besteht ein Notstand an Versammlungsorten in Heidberg-Melverode – darin sind sich alle Parteien einig. Der Bezirksrat Heidberg-Melverode hat den Antrag am 25. Oktober dementsprechend einstimmig unterstützt. Bürgermeister Dr. Helmut Blöcker von den Grünen rechnet auch bei der Tagung des Sozialausschusses mit einem einstimmigen Votum. Genaueres wird man jedoch erst im Frühjahr erfahren.

Foto des Jahres

2017 gab es einen Sommer, der sprichwörtlich ins Wasser fiel: Ende Juli rückte die Braunschweiger Feuerwehr in einer einzigen Nacht zu 26 hochwasserbedingten Einsätzen aus. Obwohl es andere Stadtteile schlimmer getroffen hat, waren in Melverode immerhin sämtliche Wege um den Südsee überflutet. Jogger mussten daher eine Zwangspause einlegen, während Hobbyfotografen die Gelegenheit für ungewöhnliche Schnappschüsse nutzen konnten. Das Foto stammt von unserer Leserin Ingeborg Schöbel.

 

Konzert für Vielfalt 2018

Ein musikalisches Highlight des Vorjahres war zweifellos das »Konzert für Vielfalt«, das im letzten März in der St. Thomas-Gemeinde stattfand. Neben dem Akustik-Duo »Jojay« gab es traditionelle Melodien Westafrikas mit dem Ensemble »Balafoni«, das zusammen mit dem Saxophonisten Otto Jansen und dem namhaften Balafonspieler Aly Keita auftrat. Das Publikum war von der Spielfreude der Musiker vollauf begeistert.

Auch in diesem Jahr findet in der St. Thomas Gemeinde ein »Konzert der Vielfalt« statt – und zwar am Freitag, dem 23. März, um 18.00 Uhr. Die Liste der beteiligten Künstler war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Man darf also gespannt sein. Der Eintritt ist wie immer frei!

Qualifizierung Kindertagespflege

Die Kindertagespflege ist ein wichtiger Baustein im Kinderbetreuungssystem der Stadt Braunschweig. Zurzeit werden über 1.000 Kinder von 260 Tagespflegepersonen betreut. Tagesmütter/ Tagesväter oder Kinderbetreuer werden auch weiterhin gesucht. Um die Vielzahl und Vielfalt von Plätzen in der Kindertagespflege mit guter Qualität zu erhalten, werden auch 2018 wieder Qualifizierungskurse stattfinden.

Als Tagespflegeperson in eigenen oder angemieteten Räumen ist man selbstständig tätig und betreut Kinder im Alter bis 3 Jahren. Nur vereinzelt haben sich Tagespflegestellen auf die Betreuung von Kindern im Alter von 6 bis 10/13 Jahren spezialisiert und sind mit ihrer individuellen Schulkindbetreuung eine echte Alternative zur offenen Ganztagsschule oder einem Hort.

Tagesmütter/Tagesväter haben den Vorteil selbst gestalteter Arbeitszeiten und hoher konzeptioneller Flexibilität. Dieser Freiheit steht die Eigenverantwortung des unternehmerischen Risikos gegenüber. Wer bereit ist, sich diesen Herausforderungen zu stellen, erhält im Qualifizierungskurs pädagogisch-fachliches Wissen für die konzeptionelle Arbeit und rechtliche Unterstützung für die ersten Schritte in die Selbstständigkeit.

Wenn Sie Kinder in ihren ersten Lebensjahren betreuen möchten und die Fähigkeit besitzen, jedes Kind individuell bei der Entdeckung seiner Welt zu begleiten, seine Entwicklungsschritte zu unterstützen und in allen Belangen gut zu versorgen, dann bringen Sie wichtige Voraussetzungen für die Tätigkeit mit. Als Tagespflegeperson übernehmen Sie eine hohe Verantwortung für das Kind und für die Gestaltung der Zusammenarbeit mit den Eltern.

Die beiden Qualifizierungskurse zur Kindertagespflege starten im Mai 2018. Sie erstrecken sich in 160 Unterrichtsstunden über ein halbes Jahr, sind zeitlich i.d.R. neben dem Beruf absolvierbar und werden durch eine Prüfung Ende Oktober 2018 abgeschlossen.

In der kostenfreien Informationsveranstaltung »Kindertagespflege – (M)eine berufliche Perspektive?« erhält man einen Überblick zum Arbeitsfeld der Kindertagespflege, über die Zugangsvoraussetzungen und den Weg der Qualifizierung:

Termine:

  1. Januar, 19.00 – 21.00 Uhr
  2. Februar, 19.00 – 21.00 Uhr
  3. März, 19.00 – 21.00 Uhr

Ort: Das FamS Gruppenraum, Brabandtstraße 4/1.Etage. Eine Anmeldung im Das FamS, unter Telefon 0531-120 55 440 oder info@dasfams.de ist erforderlich

Weitere Termine sind in Planung und sind im Das FamS zu erfragen.

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