Mit Badeanzug und Burkini
Im Mai wurde in Braunschweig ein Schwimmkurs für Frauen mit Flucht- und Migrationshintergrund gestartet.
Selbst alteingesessene Braunschweiger wissen nicht, dass sich hinter den Toren des Landesbildungszentrums für Hörgeschädigte, in der Charlottenhöhe, ein weitläufiges Gelände mit eigenem Schwimmbad befindet. Normalerweise werden hier Kinder und Jugendliche unterrichtet. Am 8. Mai jedoch startete dort ein Schwimmkurs für geflüchtete Frauen.
Da die meisten Kursteilnehmerinnen Muslimas sind, war es gar nicht so einfach, ein geeignetes Schwimmbad für sie zu finden. Wegen der strikten Geschlechtertrennung fielen die öffentlichen Schwimmbäder schon mal aus. Auf Vermittlung der Flüchtlingshilfe kam man schließlich auf das Schwimmbad in der Charlottenhöhe, das immerhin mit einer Beckengröße von 12,5 x 7,5 m und einem hydraulischen Hubboden aufwarten kann.
Dass der Schwimmkurs existiert, ist der »Aktion Mensch« zu verdanken, die eigens Fördergelder zur Verfügung stellte. Ziel ist, die Integration von Geflüchteten in den Stadtteilen zu fördern.
So kam es, dass man seit Jahresbeginn auf der Suche nach Teilnehmerinnen und ehrenamtlichen Helfern war.
Organisiert wurde der Kurs von der AWO, von Alena Timofeev (Integratives AWO-Stadtteilprojekt »Heidberg AKTIV«) und Barbara Klerings (Freiwilligenagentur Braunschweig).
Vom Schwimm-Sport-Team Braunschweig e.V. erklärten sich zwei Schwimmlehrerinnen bereit, den Unterricht zu übernehmen, die vom Leiter des Teams, Herrn Bernd Schilling, vermittelt worden sind. Fünf weitere ehrenamtliche Helferinnen unterstützen den Kurs im wöchentlichen Wechsel. Die Teilnehmerinnenzahl ist auf 12 begrenzt.
Schwimmlehrerin Susanne Wünsche wollte sich schon immer gern sozial engagieren: »Allein ist so ein Kurs jedoch nicht zu bewältigen. Wichtig sind vor allem Ehrenamtliche, die ihn begleiten.« Es ist notwendig, dass sofort eingegriffen wird, falls jemand »auf Tauchstation« geht.
Die Frauen kommen aus Syrien, Afghanistan, Tunesien und Nepal. »Ich möchte schwimmen lernen, damit ich endlich mit meinen Kindern ins Schwimmbad gehen kann«, erzählt eine der Geflüchteten. »Alle meine Kinder können schwimmen. Mein Sohn hat sogar das Jugendschwimmabzeichen Silber.« Ob man deshalb hochmotiviert ist? »Auf jeden!« kommt es lachend zurück. Auch ihre Nachbarin freut sich auf den Unterricht: »Ich musste gar nicht lange überlegen, ob ich mitmache.«
Die Vielfalt der Teilnehmerinnen zeigt sich auch in der Bademode: Manche tragen einen Badeanzug und andere einen Burkini, der den ganzen Körper bedeckt, mit Kopfbedeckung.
Auch wenn die zwölf Teilnehmerinnen höchst verschieden sind, haben sie eines gemeinsam: Alle Frauen wohnten einst in der Turnhalle Naumburgstraße. Zwei von ihnen sind seit letztem Jahr in der Glogaustraße wohnhaft. Die Sprache haben sie inzwischen gelernt. Was fehlt, ist die Integration. Bis Dezember soll der Kurs laufen. Für Geflüchtete ist er kostenlos. Am Ende winkt nach bestandener Prüfung das Freischwimmerabzeichen.
Reibungsloser Übergang
Seit dem 1. Juni ist die Heidberg Apotheke in neuer Hand.
Corinna Thier gehört zum Heidberg wie der Heidbergsee und das Einkaufszentrum. Hier ist sie aufgewachsen, hier leitete sie, nachdem ihr Vater 1995 einen Schlaganfall erlitt, die Heidberg Apotheke. Bereits 1966, als der Stadtteil sozusagen in den Kinderschuhen steckte, hatte Hans-Ulrich Thier das Geschäft eröffnet. Zuerst in der Dresdenstraße, ab 1972 im Einkaufszentrum am Erfurtplatz. Es war nicht immer leicht: Als Jugendliche 1981 dort Feuer legten, brannten einige Geschäfte bis auf die Grundmauern nieder – darunter auch die Heidberg Apotheke. Doch allen widrigen Umständen zum Trotz florierte das Unternehmen. Erst vor einem Jahrzehnt wurde die Verkaufsfläche um 100 m² erweitert. Heute sorgen 13 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dafür, dass die Türen täglich zehn Stunden geöffnet sind.
»Wir sind keine gesichtslose Filiale, sondern ein gewachsenes Familienunternehmen, in dem man die Kunden und ihre Krankheitsgeschichte kennt«, betont Corinna Thier.
Umso schwerer fiel ihr im letzten Jahr die Entscheidung, das Familienunternehmen abzugeben. Den Ausschlag gab ein Krankheitsfall in der Familie. »Der Entschluss fiel mir nicht leicht, doch ich hatte schon lange das Gefühl, dass mein eigenes Leben zu kurz gekommen ist. Als Selbstständige ist man immer gefordert. Zudem hat man die Verantwortung für das Geschäft und die Mitarbeiter. Wochenendarbeit und Überstunden sind praktisch an der Tagesordnung.«
Als sie vor fast 30 Jahren anfing, musste man sich etwa drei Stunden pro Woche mit gesetzlichen Neuregelungen und Büroarbeit beschäftigen. Heute sind es drei Stunden täglich, stöhnt sie. Auch die Billiganbieter aus dem Internet beobachtet sie mit großer Besorgnis. Daher begann sich die resolute Apothekerin nach einer Nachfolgerin umzusehen.
Ein gemeinsamer Bekannter brachte sie mit Olga Weingärtner-Teschner zusammen. Schon lange war die junge Apothekerin auf der Suche nach einem geeigneten Standort, um sich selbständig zu machen. »Als ich die Apotheke das erste Mal betrat, hatte ich sofort ein gutes Gefühl«, erinnert sie sich. Auch sie ist, was den Beruf betrifft, elterlich vorbelastet. 2002 kam sie für ihr Pharmaziestudium nach Braunschweig.
»Wir beide verstanden uns auf Anhieb«, freut sich Corinna Thier. »Es war mir wichtig, dass die Apotheke als Einzelunternehmen weitergeführt wird.«
Für Olga Weingärtner-Teschner bedeutete die Übernahme in doppelter Hinsicht einen neuen Lebensabschnitt: Nur eine Woche später erfuhr sie, dass sie schwanger war. Allerdings lässt sie sich davon nicht beirren. »Ich werde anfangs oft das Kind dabeihaben. Und ich habe meine Mutter schon zwangsverpflichtet, mich zu unterstützen«, lacht sie.
Der jungen Apothekerin gefällt es im Heidberg. Auch das war ein Grund, das Geschäft zu übernehmen. Für die Stammkunden wird sich nichts ändern, verspricht sie. Es soll ein reibungsloser Übergang werden. »Bei einem Geschäft ist es so wie mit einem Haus: Man erwohnt sich das. Ich möchte die Apotheke so weiterführen, wie sie ist und setze ganz auf eine gute Beratung und intensive Betreuung der Stammkunden. Daher bin ich sehr glücklich darüber, dass ich das starke Team übernehmen konnte.« Auch Corinna Thier wird den Heidbergern erhalten bleiben – zumindest als Nachbarin: »Es liegt mir sehr am Herzen, meinen Kunden ein großes Dankeschön für ihre langjährige Treue zu sagen. Ich bin darauf nämlich sehr stolz und dankbar!«
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Der Ball steht im Mittelpunkt
Trainerwechsel beim Bezirksligisten HSC Leu 06.
Für einen kleinen Verein kann ein Trainerwechsel das Aus bedeuten. »Normalerweise ist es so: Ein Drittel der Spieler geht, ein Drittel bleibt, ein Drittel ist unentschlossen«, erklärt Dirk Kiwitt. Der HSC Leu 06 hat in dieser Beziehung Glück gehabt: »Bei uns findet derzeit eindeutig ein Aufbau statt, kein Zusammenbrechen.« 23 Zusagen für die Saison 2018/2019 gibt es bereits. Am 4. Juni traf man sich zu einer zwanglosen Vorstellungsrunde in der Sportsbar des Vienna House, gleich gegenüber vom Vereinsheim.
Dirk Kiwitt, derzeit Trainer der 2. Herren von Leu und sein Kollege Murat Korkmaz sind erfahrene Trainer, die insbesondere in den Regionen Gifhorn, Wolfsburg und Göttingen verschiedene Mannschaften bis in die Landesliga trainiert haben. Die beiden lernten sich kennen und schätzen, als sie zusammen die A Landesliga von Acosta trainiert haben, nachdem der reguläre Trainer verletzt ausgefallen war. Nun stehen sie vor der schweren Aufgabe, ein neues Team zusammenzuschmieden.
Murat Korkmaz eröffnete den Abend mit klaren Worten: »Wir suchen uns die Spieler nicht nach ihren schönen Augen aus, sondern gehen einzig nach Qualität. Wichtig ist, dass man zusammenpasst. Ich weiß, ich kann mit meiner Art nicht jedem gefallen, aber dafür sind wir ja ein Doppelkopf.« Kiwitt pflichtete energisch bei: »Genau. Im Doppelpack kann man viel mehr erreichen.«
Neben den jungen Spielern baut das Duo auch auf gestandene Fußballer jenseits der 30. Drei solcher Spieler befinden sich derzeit in der Mannschaft, einer davon aus Syrien. Deren Erfahrung soll dafür sorgen, dass es auf dem Platz keine bösen Überraschungen gibt.
»Wir haben einen Mix gefunden, der gut zueinander passt. Eine Multi-Kulti-Truppe, die viel erreichen kann«, meint Kiwitt.
»Der Ball wird bei uns im Training eindeutig im Mittelpunkt stehen«, verrät er weiterhin. »Und es wird bei uns statt fünf Systemen nur zwei geben, die aber gut funktionieren werden«, ergänzt Korkmaz. »Es wird für uns alle harte Arbeit, aber wir werden auch viel Spaß haben. Und: Bis auf Dirk und mich wird keiner einen Freifahrtschein haben«, fügt er augenzwinkernd hinzu.
Trotz des enormen Drucks, der auf ihnen lastet, sind Dirk Kiwitt und Murat Korkmaz optimistisch. Das neue Trainerduo hat mehr Anfragen erhalten, als man anfangs dachte: »Immerhin findet gerade eine komplette Neufindung der Mannschaft statt.«
Auch auf anderen Gebieten möchte man neue Wege gehen. »Gerade beim Sponsoring muss einiges passieren, denn der Name Leu zieht noch immer. Auf dem Gebiet gibt es noch Luft nach oben«, stellt Korkmaz fest.
Den beiden Trainern ist besonders wichtig, den Verein nicht nur auf die 1. Herrenmannschaft zu reduzieren, sondern ihn als Gefüge zu sehen: »80 Prozent der A-Jugend ist geblieben, dadurch haben wir einen stabilen Unterbau geschaffen.«
»Wo sehen wir uns? Ganz ehrlich bitte«, fragt einer der jungen Spieler das Trainerduo am Schluss. »Im Mittelfeld«, antwortet Korkmaz ruhig. »Zwischen 5 bis 9.«
Am Ende des Treffens liegt Aufbruchstimmung in der Luft. »Wir schaffen das«, sagt einer der Spieler selbstbewusst. Kiwitt und Korkmaz setzen ganz auf klare Worte – und es scheint, als ob ihr Rezept aufgehen könnte.
Ein Heidberger der ersten Stunde
Erich Diesner erzählt über die Anfangszeit seines Stadtteils.
Am Anfang stand an der Ecke zur Hallestraße nur ein Schild, das auf das Neubaugebiet Heidberg hinwies. Die einstige Ackerlandschaft wurde zum Baugebiet, auf dem Anfangs noch Rehe, Rebhühner und Hasen zu Hause waren.
Erich Diesner war von Anfang an dabei. Seiner Leidenschaft fürs Fotografieren verdanken wir, dass es heute seltene Aufnahmen aus der Entstehungsgeschichte des Heidbergs gibt. Auf den gestochen scharfen Schwarzweißbildern kann man fast zusehen, wie ein Stadtteil entsteht. Mit viel Geschick und etwas Klebstoff knipste er bereits vor fünf Jahrzehnten Panoramafotos, wie man sie heute mit einer handelsüblichen Digitalkamera erstellen kann. Der Ingenieur für Fernschreibtechnik kam 1963 nach Braunschweig, nachdem er von seiner Firma dorthin versetzt wurde.
Als er Januar 1963 (bei 15 Grad Kälte) in die Ascherslebenstraße zog, standen dort nur zwei bewohnte Häuser. Daneben gab es lediglich das Heizwerk, das die Anwohner mit Wärme versorgte. Der Heidberg glich damals einer Großbaustelle, von der lediglich die Straßen fertig waren, damit die Baufahrzeuge nicht im Schlamm stecken blieben. Das Leben dort war alles andere als luxuriös. »In der Anfangszeit mussten wir unseren Telefonanschluss mit einem Nachbarn teilen. Wenn der telefonierte, war die Leitung besetzt«, schmunzelt der sympathische Ruheständler.
Auch 55 Jahre später kann er sich gut an die erste Zeit erinnern. »Der erste Winter im Heidberg war sehr kalt. Nach einem Dauerregen kam Frost. Als im Frühjahr 1964 die ersten Bäume gepflanzt wurden, war der Boden dadurch so weich, dass man die Setzlinge fast mit den bloßen Händen pflanzen konnte.«
Die ersten Heidberger wurden noch mit Lebensmitteln aus der Südstadt versorgt, die man vom Fahrzeug aus verkaufte. Doch 1964 wurden die Häuser der Magdeburgstraße bezogen und am südlichen Ende eine sogenannte »Konsumbaracke« errichtet, in der die frischgebackenen Heidberger das Notwendigste erwerben konnten. Auch die Grundschule, die ein Jahr vorher an der Stettinstraße ihre Tore öffnete, war nur eine provisorische Holzbaracke.
Am Nordende der Straße entstand 1965 das siebenstöckige »VW«-Haus. Dazu gab es Ecke Sachsendamm nun sogar eine Postfiliale und eine Fleischerei.
Überhaupt war 1965 für den jungen Stadtteil ein Jahr des Wachstums. An der Hallestraße eröffnete das »Südeck«, ein Blumenladen und »Kaiser’s« (später »Tengelmann«). An der Dresdenstraße ließen sich ein Arzt, eine Bank und die »Heidberg Apotheke« nieder.
Da fast nur junge Familien zuzogen, war im Heidberg ständig etwas los. Es gab sogar einen Musikzug, der bei besonderen Anlässen durch die Straßen zog.
»Das Schöne am Heidberg war, dass ich ohne Auto auskommen konnte«, erinnert sich Erich Diesner. »Jeden Morgen ging ich ganz entspannt zu Fuß zur Arbeit.« Bei Siemens bearbeitete er Fernschreibmaschinen, die weltweit begehrt waren.
Seine Arbeit führte ihn oft in andere Städte. Auf der Internationalen Verkehrsausstellung in München sah er 1965 eine sogenannte Deltabrücke, die mit wenig Aufwand aufgestellt werden konnte.
Damals gab es in Melverode unter dem Namen »Klostermeier« einen der ersten Supermärkte der Region. Da es jedoch keine Verbindung zwischen den beiden Orten gab, spazierten viele Heidberger zum Einkaufen todesmutig über die Autobahn.
Zum Glück erinnerte sich Diesner an die Deltabrücke und ging mit den Plänen zur Stadt. Ein Jahr später setzte man seine kostengünstige Idee, die beiden Ortsteile zu verbinden, in die Tat um. Von nun an konnten die Heidberger bequem – und vor allem gefahrlos – in Melverode einkaufen.
In den darauffolgenden Jahren ging es rasend schnell. Der Heidberg bekam 1972 ein Einkaufszentrum und ein Hallenbad. 1973 fuhr die erste Straßenbahn über den Sachsendamm. Für Diesner war es ein weiteres Stück Lebensqualität. Der leidenschaftliche Fußgänger hat nie in seinem Leben ein Auto besessen. »Da man hier alles direkt vor der Tür hat, war das kein Problem.«
Der gebürtige Charlottenburger war im Heidberg von Anfang an dabei. Wenn man ihn erzählen hört, merkt man, wie sehr er sich »seinem« Stadtteil verbunden fühlt – auch wenn sein Herz immer für die Stadt seiner Kindheit und Jugend schlagen wird. Obwohl er seit 55 Jahren in Braunschweig lebt, liest er noch jeden Tag die »Berliner Morgenpost«.
Kinderfrei von 8 bis 17 Uhr
Plan einer Ganztags-Grundschule in Melverode.
Kommt sie oder kommt sie nicht? Wohl kaum die Tante aus Marokko, sondern die »offene kooperative Ganztags-Grundschule nach dem Braunschweiger Modell (Ko-GS)« in Melverode. Und um keine Panik aufkommen zu lassen – wenn sie kommt, dann erst zum Schuljahr 2020/21, ggf. ein Schuljahr später, heißt es von Seiten der Stadt Braunschweig.
»Offene« Ganztags-Grundschule bedeutet, dass die Teilnahme am Ganztag freiwillig ist. Vorgesehen ist, dass alle städtischen Grundschulen in Ganztagsschulen umgewandelt werden, denn der Bedarf nach ganztägiger Kinderbetreuung sei flächendeckend sehr hoch, sagt die Stadt. 16 offene Ganztags-Grundschulen gibt es bereits in Braunschweig. Nur noch nicht in Heidberg-Melverode. Es besteht ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch der bestehenden »Ko-GS«n, den der Fachbereich Kinder, Jugend und Familie betreut.
Aufgrund der drei zu erwartenden Neubaugebiete in Stöckheim müsste die dortige Grundschule erweitert werden, um die steigenden Schülerzahlen aufnehmen zu können. Um das zu vermeiden, soll für die Grundschulen Stöckheim und Melverode ein gemeinsamer Schulbezirk festgelegt werden. Die Einführung des Ganztagsbetriebs müsste in Stöckheim wie in Melverode aus organisatorischen Gründen im selben Schuljahr erfolgen. Und an der Grundschule Melverode seien ausreichend Räumlichkeiten vorhanden, heißt es offiziell. Aufgenommen werden im Heidberg dann also auch Schüler aus Stöckheim bzw. sogar, falls Kapazität vorhanden, Kinder aus dem Stadtgebiet. Jede Familie kann ihr Kind an einer »Ko-GS« anmelden.
Und wie sieht der Tag eines Schülers an der zukünftigen »Ko-GS« aus? frage ich Juliane Meinecke, Pressesprecherin der Stadt. »Neben Hausaufgabenbetreuung, Möglichkeiten zum Spiel und sozialen Lernen werden über Arbeitsgruppen vielfältige Interessen der Kinder gefördert. Im Anschluss an den Unterricht beginnt das Angebot eines jugendhilflichen Kooperationspartners, der von der Stadt finanziell gefördert wird und gemeinsam mit der Schule ein eigenes Ganztagskonzept erarbeitet hat.« Die Betreuung bis 15 Uhr wird kostenfrei sein, bis 16 Uhr kostet sie 15 Euro im Monat, bis 17 Uhr 30 Euro, plus Kosten für das Mittagessen.
Es werde eine Essensversorgung nach dem »Cook & Chill«-Verfahren angestrebt. »Die warmen Speisekomponenten werden auf herkömmliche Weise zubereitet, schnellgekühlt und bei ununterbrochener Kühlkette bis zu vier Tage ohne Qualitätsverlust haltbar gemacht. Erst unmittelbar vor der Ausgabe wird das Essen wieder auf Verzehrtemperatur erwärmt.« Ob für die »Ko-GS« neue Lehrkräfte benötigt werden, wisse die Landesschulbehörde.
Information im Internet:
über den Suchbegriff
»Stadt Braunschweig Rahmenkonzept Ko-GS« oder: www.braunschweig.de/leben/soziales/kinderbetreuung/kinderbetreuung.html
wo es unter dem Menüpunkt
»Koordination Kooperative Ganztagsgrundschule/Schulkindbetreuung«
– und einen Klick weiter:
»Verbindliche Gruppen in der Kooperativen Ganztagsgrundschule«
auch einen 9-minütigen Filmclip zum Thema zu sehen gibt.
SÜDLICHT dankt Frau Meinecke von der Pressestelle.
Seit zehn Jahren an einem Schreibtisch
Neu am Erfurtplatz: die Versicherungsagentur Curland und Curland.
»Leider haben wir uns für den Einzug einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht«, seufzt Eckhard (»Ecki«) Curland. Mit geöffneten Fenstern ist die Hitze im frisch renovierten Büro am Jenastieg 18 auszuhalten. Trotz hochsommerlicher Temperaturen ist die Einrichtungsphase in vollem Gange. Langsam hat man sich eingelebt. Auf dem Schrank des Auto-Fans Curland parken bereits ein paar Oldtimer-Modelle.
Einige Passanten schauen interessiert durchs Fenster. Lange stand das Ladengeschäft am Einkaufszentrum leer. Curland: »Als ich den Laden sah, war mir sofort klar, dass die Lage etwas absolut Schönes ist.«
Für Eckhard Curland und seinen Sohn Adrian ist das Büro im Heidberg die dritte LVM-Niederlassung. Bislang sind sie in Sickte und Cremlingen sesshaft.
»Wir arbeiten seit zehn Jahren an einem Schreibtisch«, verrät »Ecki« stolz. »Es ist eine der wenigen göttlichen Gaben, mit dem eigenen Sohn zusammenzuarbeiten. Wenn wir beispielsweise im Auto unterwegs zu einer Tagung sind, gibt es immer eine Menge zu besprechen.«
Adrian Curland ist praktisch in der Branche aufgewachsen, denn mehrere Familienmitglieder waren bei einer großen Braunschweiger Versicherung beschäftigt. »Daher war es für mich keine Frage, dass ich dort später ein Praktikum mache.«
Beeinflussen wollte ihn der Vater bei der Berufswahl nicht, doch spätestens nach einem weiteren Praktikum im Bereich Versicherung seines Filius wusste er, dass es ihm ernst war. Kurzentschlossen holte er seine Ausbilderprüfung nach und nahm ihn höchstpersönlich unter seine Fittiche.
»Später gründeten wir eine GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts). Übrigens die erste innerhalb der LVM. Bereut haben wir das nie, denn zwischen Vater und Sohn ist es ein ganz anderes Arbeiten«, meint Eckhard Curland, der seit 28 Jahren in der Branche aktiv ist. »Wir ergänzen uns gut. Zum Beispiel versteht mein Sohn vom Internet eine ganze Menge mehr als ich. Ich bin eher impulsiv, während er der ruhigere Typ ist.« Vor allem aber haben die Kunden die Gewissheit, dass der Sohn die Agentur weiterführen wird, falls sich der Vater eines Tages zur Ruhe setzen sollte.«
Die LVM bietet Versicherung, Vorsorge, Finanzierung und Leasing an – alles aus einer Hand. »Das Wichtigste für den Kunden ist, dass es im Ernstfall unkompliziert wird«, meint der erfahrene Versicherungskaufmann. LVM steht für »Landwirtschaftlicher Versicherungsverein Münster a. G.«.
Dem Image des bodenständigen ländlichen Unternehmens ist man treu geblieben – auch wenn die LVM heute über 3.800 Mitarbeiter und rund 3,4 Millionen Kunden vorweisen kann. Eckhard Curland jedenfalls betreibt seinen Job voller Überzeugung, verweist auf die vielen guten Bewertungen des Unternehmens. »Die Leute vergessen leicht, dass Versicherungen schon immer sehr viel gerettet haben, beispielsweise wenn ein Bauernhof abgebrannt ist. Dann freuen sich die Kunden über schnelle, unkomplizierte Hilfe.«
Das Vater-Sohn-Duo ist jedenfalls gespannt auf die Arbeit im neuen Stadtteil: »Ob wir Erfolg haben, entscheidet sich in den nächsten paar Monaten.«
Runde der Männer
Spannende Themen im »Roten Salon«.
Im März des Jahres 1999 traf sich zum ersten Mal der Männerkreis der Ev.-luth. Dietrich Bonhoeffer-Gemeinde Melverode zu einem Vortragsabend, der von Dekan Heinrich Denecke über »Die Bedeutung der Musik in meinem Leben« gestaltet wurde. Bereits zur Jahrtausendwende stieß L.-Maximilian Rathke, freiberuflicher Historiker an der TU Braunschweig, zum Kreis hinzu. Mit ihm bin ich heute, an einem sonnigen Vormittag im Mai, verabredet. Auf meinen Wunsch hin besichtigen wir die Kirche an der Görlitzstraße (mehr darüber im nächsten Heft) und gehen im Saal des Gemeindehauses in medias res.
»Da es in der Gemeinde schon seit langer Zeit zwei Frauengruppen gab«, erklärt L.-Maximilian Rathke, »hatte Pfarrer Dr. Korn 1999 die Idee, auch für die Männer der Gemeinde einen eigenen Kreis ins Leben zu rufen, um mit guten, interessanten Gesprächen ein entsprechendes Forum zu bieten.«
Der Männerkreis der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde zählt 20 Teilnehmer. Bei den Treffen sind in der Regel bis zu 15 von ihnen anwesend. Die meisten stammen aus Melverode oder sind mit der Gemeinde eng verbunden. Der Jüngste ist 38, der älteste 94 Jahre alt. »Nach 19 Jahren Männerkreis sind wir sozusagen in der zweiten Generation. Immer wieder sind welche dazugekommen«, sagt Rathke, der die Runde inzwischen leitet. »Natürlich kennen sich die Teilnehmer auch außerhalb des Kreises persönlich.«
Es herrscht eine frohe, heitere Stimmung bei den Treffen am jeweils zweiten Montag im Monat im Gemeindehaus. Alle sind gespannt auf das Thema des Abends, und man lauscht interessiert. Einer der Teilnehmer referiert. Theologie, Geschichte, Politikwissenschaft, Archäologie, Humor, Betriebswirtschaft und anderes – die verschiedensten Themen.
Eingeladen sind auch externe Referenten, wie zum zehnjährigen Jubiläum der damalige Propst und heutige Oberlandeskirchenrat Thomas Hofer. Oder 2017 ein Abend mit dem amtierenden Propst von Vorsfelde, Dr. Ulrich Lincoln, »der, bevor er zum Propst gewählt wurde, für sechs Jahre in der Kirche in London tätig war, wo Dietrich Bonhoeffer von 1933 bis 1935 amtierte. Dadurch gab es einen ganz speziellen, persönlichen Blick auf den Namensgeber unserer Gemeinde«, erklärt L.-Maximilian Rathke. »Denn in England hat Bonhoeffer ein noch höheres Ansehen als bei uns in Deutschland. Im Rahmen der Darstellung der Märtyrer des 20. Jahrhunderts ist er sogar als Statue an der Westseite der Westminster Abbey in einer Reihe mit Martin Luther King dargestellt.«
Parallel zum Referat von Ulrich Lincoln wurde ein vom Männerkreis gestiftetes Bild Bonhoeffers enthüllt (nach dem Portrait von Hartmut Matschke), das ihn 1942 im Alter von 36 Jahren zeigt, ein Jahr vor seiner Verhaftung durch die Nazis.
Zu jedem Referat gibt es eine kleine Weinprobe. Das löst die Zunge auch bei der anschließenden Diskussion. »Meist treten zwei Weine gegeneinander an, manchmal auch als Blindprobe«, erzählt Rathke. Und bei einem Grillabend, in der warmen Jahreszeit auf dem Kirchhof, könne es fröhlich-ausgelassen zugehen.
Im Juli macht der Männerkreis Sommerferien. Am Montag, den 13. August, geht es wieder los um 19.30 Uhr im »Roten Salon« des Gemeindehauses mit dem Thema »Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher (1768-1834): Kirchenvater des 19. Jahrhunderts«. Alle interessierten Männer sind herzlich zum Treffen eingeladen. Text: Bernd Reiners
Kontakt: Herr Rathke Tel. 0531/601324 oder via email:
L.-MaximilianRathke@web.de
100 Schultüten für Braunschweig
In diesem Jahr startet die neue Aktion »Tüten für den guten Zweck«.
»Kinder, die bei der Einschulung ohne eine Schultüte dastehen, fühlen sich ganz schnell ausgegrenzt«, erzählt Julia Swiatkowski. »Das betrifft besonders Kinder aus sozial schwachen Familien oder Kinder von Geflüchteten, denen diese Tradition natürlich völlig fremd ist.«
Das dachten sich auch die Schüler der Otto-Bennemann-Schule, die im Frühjahr das Projekt »Tüten für den guten Zweck« auf den Weg brachten. Vorbild dabei war die Aktion »Päckchen für Braunschweig«, die von den Schülern des Gymnasiums Raabeschule organisiert wird.
Was lag näher, als sich mit Julia Swiatkowski, der Organisatorin der Päckchen-Aktion, in Verbindung zu setzen. Die 16-jährige Gymnasiastin, die durch ihr Engagement inzwischen fast so etwas wie eine Expertin für die Umsetzung solcher Ideen ist, sicherte spontan ihre Hilfe zu.
Mit der Braunschweiger Rewe-Filiale Rühme konnte bald ein Hauptsponsor gefunden werden. Innerhalb kürzester Zeit wurden so 100 Schultüten und das entsprechende Befüllungsmaterial bereitgestellt.
Durch Wohlfahrtsorganisationen und Vereine hofft man an die Adressen sozial benachteiligter Kinder zu kommen. Julia Swiatkowski kann auch hier mit den richtigen Ansprechpartnern dienen.
Der große Unterschied der beiden Aktionen: Während die Raabeschüler zu Weihnachten Schuhkartons befüllen, deren Inhalte willkürlich zusammengestellt werden, soll jede Schultüte speziell auf die Vorlieben des einzelnen Kindes zugeschnitten sein. »Dazu erfragen wir vorher Dinge wie den Namen, das Lieblingstier und die Lieblingsfarbe des Kindes.« Der Wert so einer Tüte soll zwischen zehn bis fünfzehn Euro liegen.
Dekoriert und befüllt werden die Tüten von den Otto-Bennemann-Schülern. Danach werden sie auf ganz Braunschweig verteilt, so dass sie am 11. August, am Tag der Einschulung, bei den jeweiligen Schulen bereitstehen.
Ziel ist es, eines Tages so viel zu bewegen wie das große Vorbild »Päckchen für Braunschweig«. Erst im April erhielt man dort finanzielle Unterstützung von der Eintracht Braunschweig Stiftung. Damit konnte sichergestellt werden, dass auch in diesem Jahr rund 2.000 hilfsbedürftige Kinder zu Weihnachten nicht leer ausgehen.
Ein Erfolg, auf den Julia Swiatkowski zu Recht stolz ist. Bei »Tüten für den guten Zweck« stand sie jedoch lediglich beratend zur Seite. »Ich habe eigentlich nur mit den Kontakten geholfen.«
Momentan plant sie, einen Platz im neuen Nachbarschaftsladen am Erfurtplatz zu bekommen: »Ich brauche nur einen Tisch, auf den ich meinen Laptop stellen kann und einen Stuhl für mich und für mein Gegenüber.« Ziel ist, eine feste Anlaufstelle für »Päckchen für Braunschweig« zu haben. Ein entsprechender Antrag wurde bereits gestellt.
Wer Namen hilfsbedürftiger Kinder kennt oder die Aktion »Tüten für den guten Zweck« gern unterstützen möchte, wendet sich an: Paeckchen-Braunschweig@web.de.
Ist das drin, was draufsteht?
Ein Rundgang durch das Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover, Teil des LAVES.
Dass der Standort in der Dresdenstraße 2 erhalten bleibt, sei erklärtes Ziel des LAVES-Präsidenten, sagt Dr. Burkard Wald, stellvertretender Institutsleiter Braunschweig/Hannover, mit dem ich mich zu einem Rundgang treffe. Ein kurzer geschichtlicher Rückblick: Vor 100. Jahren begann im Herzogtum Braunschweig die amtliche Lebensmitteluntersuchung durch die öffentliche Hand. 1948 wurde die Lebensmittelüberwachung dem Sozialministerium unterstellt. Nach der Verschmelzung mit zwei weiteren Untersuchungsämtern 1993, wurde 2001 die Dienststelle in Braunschweig in das neu gegründete »Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz- und Lebensmittelsicherheit« – kurz: LAVES – eingegliedert und ist mit rund 140 Mitarbeitern eine der stärkste Teile des LAVES.
Dr. Wald erklärt die Arbeit des Instituts. »Wir arbeiten hier in zwei Richtungen. Zum einen auf der gesundheitlichen Schiene: Welche Schadstoffe stecken in Lebensmitteln? Zum Beispiel natürliche Schimmelpilzgifte oder Pflanzenbehandlungsmittel. Auf der anderen Schiene untersuchen wir die Qualität von Produkten: Wird eingehalten, was ausgelobt ist, d.h. ist auch drin, was draufsteht?« Und wenn nicht eingehalten wird? »Es erfolgt auf jeden Fall ein Gutachten. Es kann für den Hersteller von einer mündlichen Verwarnung bis zum Bußgeld gehen. Bei irreführenden Tatbeständen wird die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, die weitere Nachforschungen anstellt. Der Hersteller hat eine Mitwirkungspflicht und muss seine Rezepturen offenlegen.«
Was wird im Heidberg untersucht? »Vorwiegend pflanzliche Produkte wie beispielsweise feine Backwaren, Brot und Fertiggerichte aus Kantinen, aber auch Tiefkühlpizzen. Getränke – außer Milch –, Obst- und Gemüseerzeugnisse und vieles mehr. Ob die Stammwürze und der angegebene Alkoholgehalt eines Bieres stimmen, ob also das Pils auch wirklich ein Pils ist. Es kann zu unangemeldeten Kontrollen kommen.« Und tierische Produkte? »Für die sind die Kollegen in Oldenburg zuständig. Lüneburg untersucht Bedarfsgegenstände, d.h. unter anderem alles, was mit dem menschlichen Körper in Berührung kommt.«
Ziel des LAVES ist es, »Gesundheitsrisiken für Verbraucher frühzeitig zu ermitteln und zu bekämpfen. Dazu dienen zuverlässige Kontrollen, systematische Qualitätssicherung, sichere Untersuchungsmethoden und objektive Information«, klärt einen die ausgezeichnet gestaltete Internetseite www.laves.niedersachsen.de auf – bei Interesse unbedingt reinlesen!
Beim anschließenden Rundgang entdecke ich in einem lichten Labor eine Reihe von Fladenbroten, die stichprobenhaft aus ganz Niedersachsen eingetroffen sind. Dr. Wald erklärt mir zuvorkommend eine Vielzahl modernster Maschinen, Apparaturen und Instrumente. Es herrschte ein freundliches Klima auf den Gängen, in den Labors und Büros. Man kennt sich und arbeitet oft schon lange zusammen.
Bei Interesse über das Internet hinaus: Am Sonntag, den 19. August, ist Tag der offen Tür im Institut. »Das ist speziell für junge Leute ab 15 Jahren interessant, die sich Gedanken über ihren zukünftigen Beruf machen«, sagt Dr. Wald. »Es wird Ausbildungs-Informationen über die im Hause arbeitenden Berufsgruppen geben.«
SÜDLICHT dankt für die freundliche Führung.
Text und Fotos: Bernd Reiners
Deltabrückennostalgie vs. zeitgemäße Flussüberführung
Die neue Okerbrücke Grund in Melverode. Ein Kommentar von Bernd Reiners.
Neulich traf ich meinen Vater auf der Militschstraße. Er kam mit dem Elektro-Bike aus der Innenstadt und sagte: »Ich bin am Zoo vorbeigefahren.« Worauf ich sagte: »Gab’s keinen kürzeren Weg?« Und er erzählte von der Sperrung der Okerüberführung Grund in Melverode, die ihn zwang, noch bis kurz vor Stöckheim entlang des Flusses zu radeln, um ihn erst kurz hinter dem Zoo über die Autobrücke Berkenbuschstraße überqueren zu können.
Es hatte ja Ansätze einer Diskussion für und wider den Abriss der alten, unzeitgemäßen Okerbrücke gegeben [SÜDLICHT berichtete 2015], und in der entsetzten Tagespresse war seinerzeit das Foto eines stark verrosteten Brückenteils zu sehen, das sich vor Ort als ein von Hunden über Jahrzehnte angepinkeltes Eckgeländer entpuppte, bestimmt aber nicht als tragendes Teil, das das gesamte Konstrukt gleich morgen früh zum Einsturz bringen würde. Kosten für den Neubau: 900.000 bis 1.100.000 Euro.
Offensichtlich war der Wunsch nach zeitgemäßer Erneuerung über alle Nostalgie erhaben, und man entschied sich an höherer Stelle für die Einschmelzung der aus den 60er-Jahren stammenden schwedischen Pionierbrücke, deren Tage von Anfang an gezählt waren. »Schon heute lässt sich absehen«, schrieb die Braunschweiger Zeitung 1968, »dass die Deltabrücke am Okergrund nicht ewige Zeiten stehen wird. Wenn in ferner Zukunft die Oker durch den Südsee fließen wird [sic!], ist die Brücke überflüssig. Dann kann sie abmontiert und woanders aufgebaut werden.« Und – Rückblick – bevor die Brücke dort stand, diente sie ein Jahr lang als einzige Fußgängerverbindung über die B4 zwischen Melverode und dem jungen Heidberg. Sie wurde im Oktober 1968 »unzerlegt mit zwei Kranwagen in einem Balanceakt zur zwei Kilometer entfernten Straße Grund transportiert«, schrieb damals euphorisch die BZ. »Ein einmaliges technisches Schauspiel.«
So trotzte der schmale Überquerungsbehelf wider Erwarten ein halbes Jahrhundert der Zeit und dem Rost, und seine Stahlplatten klapperten unverkennbar heimisch bei jeder Begehung und Befahrung.
Heutzutage hat sich ein Brückenneubau ganz anderen Anforderungen zu stellen. Der steile Zugang zur Brücke wird flacher gestaltet, damit es in ihrer Mobilität eingeschränkte Fußgänger und auch Radler leichter haben. Dazu müssen die Brückenvorfelder angehoben werden. Dabei wurden keine Reste von Kampfmitteln aus dem 2. Weltkrieg gefunden, wie im Vorfeld befürchtet. Durch den Anhub der Brückenvorfelder fehlt im Hochwasserfall aber verloren gegangenes Volumen. Als Ausgleich dazu wird an der Straße Am Zoo eine entsprechende Bodenmenge abgetragen und die vorhandene Vegetationsmenge anschließend wiederhergestellt. Baubedingt ist ein tageweises Absenken der Oker erforderlich. Dann kann kein Bootsverkehr in diesem Bereich stattfinden. Der Einhub des neuen Brückenkörpers findet im Juli statt. Voraussichtlich Anfang Oktober wird die neue Brücke Grund eröffnet, kündigt die Stadt Braunschweig an.
Und wem die alte Deltabrücke am Herzen liegt, der braucht ihr keine Träne nachzuweinen, denn es existiert noch ihre unscheinbare Zwillingsschwester unterhalb von Schloss Richmond, die allerdings keine Fußgänger und Radfahrer über die Oker geleitet, sondern nur zwei schwere Rohre der Fernwärme.
Text: Bernd Reiners
Für mehr Gesundheit und Sicherheit
Am 21. September 2018 findet der fünfte Gesundheits- und Sicherheitstag im Heidberg statt.
Im kommenden Herbst lädt das Netzwerk »Gesund älter werden im Heidberg« wieder zu einem Gesundheits- und Sicherheitstag im Heidberg ein. Der diesjährige Aktionstag für Senioren findet am Freitag, dem 21. September, von 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr im Sportbad Heidberg, Sachsendamm 10, statt.
Eröffnet wird die Veranstaltung um 10.00 Uhr durch Frau Maliske vom Seniorenbüro der Stadt Braunschweig und durch das Flötenensemble der St. Thomas-Gemeinde unter der Leitung von Frau Porzig.
In den Räumlichkeiten des Sportbads Heidberg wird es Informationsstände des AWO Wohn- und Pflegeheims Heidberg, der Kirchengemeinde St. Thomas im Heidberg, der Nachbarschaftshilfe Heidberg-Melverode-Stöckheim-Leiferde e. V., der Nibelungen-Wohnbau-GmbH Braunschweig, der DRK Wohnberatung, der AOK, des Seniorenbüros der Stadt Braunschweig, der Braunschweiger Baugenossenschaft, des integrativen Stadtteil-Projekts »Heidberg AKTIV« und des Seniorenkreises Heidberg geben. Die Johanniter werden über den Hausnotruf informieren. Der Pflegedienst Cura Visita bietet an seinem Stand Informationen über die Veränderungen des Pflegestärkungsgesetzes III.
Der im Heidberg ansässige Hörgeräteakustiker Berger und die Firma Humantechnik werden um 11.15 Uhr einen Vortrag zum Thema »Mehr Sicherheit durch gutes Hören« halten. Außerdem zeigt die Firma Humantechnik eine Ausstellung von Lisa-Signalanlagen für ein entspanntes Wohngefühl.
Das Sportbad Heidberg ist nicht nur mit einem Informationsstand vertreten, sondern bietet auch zwei Schnupperkurse je 20 Minuten an: Um 10.00 Uhr »Aqua-Vital« und um 10.30 Uhr »Aqua-Jogging«. Die Anmeldung sollte bis zum 31. August an der Kasse des Sportbades erfolgen. Das Schnuppern ist kostenlos.
Weiterhin gibt es ein »Rollatoren-Training« mit der Verkehrssicherheitsberatung der Polizei Braunschweig.
Die Pilatesgruppe der St. Thomas-Gemeinde bietet ebenfalls die Möglichkeit, an einer Schnupperstunde teilzunehmen. Das Angebot findet um 10.30 Uhr im Gemeindehaus der St. Thomas-Gemeinde, Bautzenstraße 26, statt.
Für das leibliche Wohl wird mit belegten Brötchen, Suppe, Kuchen und Getränken gesorgt.
Kurzmeldungen
Achtung Igel!
In diesen Tagen erwachen die Igel aus ihrer Winterruhe und beginnen wieder ihre Streifzüge. Besondere Rücksicht auf die Tiere ist vor allem von Autofahrern gefordert. Im April wurden daher in Melverode, am Gartenzaun der Familie Philipps, die ersten Igelschutzplakate aufgehängt.
Begleitet wurde dieser Saisonauftakt von der Bezirksbürgermeisterin Christiane Jaschinski-Gaus, ihrer Stellvertreterin Jutta Jacobs sowie der Ratsfrau Annika Naber. Der Bezirksrat Heidberg-Melverode hatte sich mit Mehrheit für einen effektiven Igelschutz ausgesprochen.
Olaf Neubauer konnte in Melverode mehr als 20 Familien und Grundeigentümer für den Igelschutz gewinnen. Im gesamten Stadtgebiet werden 75 Zaun-Plakate an besonderen Gefährdungsstellen aufgehängt. Für eine Anbringung an Laternenpfählen ist eine Genehmigung beantragt worden.
Robert Slawski vom BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.) berichtete vom Igel-Erfassungsprogramm 2017. Damit konnten besondere Gefährdungsbereiche erkannt werden. Zugleich wurden auch die Erfolge der Igelschutzkampagne sichtbar.
Auch dieses Jahr ist der BUND auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. Wer lebende oder tote Igel registriert, wird gebeten, die Beobachtungen mitzuteilen: Telefon 0531-1 55 99, E-Mail
info@bund-bs.de oder durch Selbsteingabe: https://bund.trimblefeedback.com.
Der Nachbarschaftsladen kommt!
Auch wenn die Bauarbeiten im neuen Nachbarschaftsladen am Erfurtplatz noch im vollen Gange sind, gibt es erste Neuigkeiten. Fest steht, dass die unermüdliche Alena Timofeev bei der Organisation seit Juni von ihrer ehemaligen Kollegin Justyna Zdanowicz unterstützt wird. Vielen Heidbergern ist sie durch ihre Mitarbeit beim integrativen Stadtteilprojekt »Heidberg AKTIV« in bester Erinnerung. »Ich freue mich riesig«, erklärt sie. »Schließlich kenne ich mich im Heidberg aus. Es wird schön sein, alte Bekannte wiederzusehen.«
Ab September wird sie im Nachbarschaftsladen vor Ort sein, um dort als Ansprechpartnerin für Anwohner und Organisationen zu fungieren.
Die Eröffnungsfeier findet am 22. September von 15.00 bis 18.00 Uhr statt – ein Tag, den man sich anstreichen sollte. Neben Live-Musik, vielen Mitmachaktionen und kulinarischen Leckerbissen wird auf dem Erfurtplatz ein reichhaltiges Kulturprogramm geboten. Den Anfang macht jedoch ein Konzert der Band »The Royal Squeeze Box«, das am 17. August in der St. Thomas-Gemeinde stattfindet.
Hilfe für die Nachbarschaftshilfe
Die Nachbarschaftshilfe leistet von der Begleitung zum Arzt, der Hilfe bei Behördenangelegenheiten bis zur Reinigung der Wohnung einen wichtigen Beitrag für alle Älteren und Hilfebedürftigen. In den Gebieten Heidberg, Melverode, Stöckheim und Leiferde betreut sie etwa 140 Haushalte. Nun ist sie selbst auf Hilfe angewiesen.
Viele Jahre hatte die Nachbarschaftshilfe ihre Räumlichkeiten im Gebäude des Sportbads am Sachsendamm. Da die Stadtbad Braunschweig Sport und Freizeit GmbH den Abriss und Neubau des Hallenbades plant, muss der Verein nun sein Büro räumen.
Die Nachbarschaftshilfe sucht daher einen ebenerdigen, ca. 15 m² großen Büro-/Besprechungsraum mit Einbauküche und Toilette, möglichst im Zentrum des Heidbergs (z.B. am Erfurtplatz).
Wer helfen möchte, kann sich unter 0531-69 67 67 oder nhhm-bs-sued@gmx.de melden.
Cocktails auf Wolke 17
»In welchem Stockwerk liegt das iVent?« Fragten wir in der letzten Ausgabe. Zu gewinnen gab es 5 x 2 Cocktails. Zur Wahl standen der »Heidberg Wolke 17« (Weißer Rum, Apricot Brandy, Grenadine Sirup, Zitronensaft, Maracujasaft, Kirschsaft) und der alkoholfreie »Heidberg Classic« (Ananassaft, Orangensaft, Zitronensaft, Bananensirup). Gewonnen haben: Norbert Mitschker, Brigitte Brunke, Vanessa Vehrke, Wolfgang Peschel und Brigitte Grevecke.
Wir wünschen allen Gewinnern einen himmlischen Abend auf »Wolke 17«.
Heidberger Tennis-Club-Jugend überzeugt bei Regionsmeisterschaften
Zwei erste und ein dritter Platz lautete die Bilanz der HTC-Jugend im Juni. Insgesamt waren fünf junge Nachwuchsspieler aus dem Braunschweiger Verein bei den Jugend- und Jüngsten- Regionsmeisterschaften in Goslar angetreten. Die zwölfjährige Emilie Gaus überzeugte in der Altersklasse U18. Nach einer hartumkämpften Partie gegen Hermine Brembt (6:2, 4:6,10:7) setzte sie sich im Finale mit 6:4 und 6:4 gegen Marie Gerdel durch. Die elfjährige Michelle Nikiforow (U14) marschierte mit deutlichen Zweisatz-Siegen bis ins Finale. Dort gewann sie in einem spannenden Match mit 6:4 und 7:6 gegen Vera Darmanyan. In der Altersklasse U10 belegte der neunjährige Sebastian Halbauer einen dritten Platz. Ausrichter des Turniers war die Region Braunschweig-Nordharz. Insgesamt traten 121 Teilnehmer aus 20 Vereinen an.
Weitere Informationen zum HTC erhalten Interessierte unter www.htc-braunschweig.de
Neu: Deutsch für Anfänger
Ab dem 13. August startet im AWO-Pavillon in der Stettinstraße 1 ein Deutschkurs für Anfänger. Das Besondere daran: Eltern können ihre Kinder mitbringen, denn für eine Kinderbetreuung wird gesorgt. Der Kurs findet montags und freitags von 9.00 bis 12.00 Uhr statt. Die Kosten: 25 Euro für 24 Termine. Die Kinderbetreuung während des Kurses ist kostenlos.
Interessenten können sich bei Mona Firley (Büro für Migrationsfragen) unter 0531-470-7361 oder sprachkurse@braunschweig.de und bei Alena Timofeev unter 0531-28 50 98 44 anmelden. Neugierige können auch gern vorbeikommen.
Südsee Ahoi!
Beim alljährlichen Südsee-Fest lassen es sich selbst eingefleischte Landratten nicht nehmen, bei Bier und Bratwurst die Braunschweiger Waterkant zu erkunden. Da der Segler-Verein in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feierte, wurde am 2. und 3. Juni mit großer Showbühne gefeiert.
Die Besucher konnten nicht nur wie üblich mit dem Drachenboot in See stechen oder zum »Schnuppersegeln« an Bord gehen, sondern auch den Klängen des Lehndorfer Salonorchesters lauschen. Einen Tag später gaben sich Braunschweigs Blues-Urgestein Fritz Köster und Dirk Wachsmuth die Ehre.
Um dabei die Nerven der Anwohner zu schonen, stand am Abend eine »Silent-Disco« auf dem Programm. Das heißt: Alle Gäste setzten sich Kopfhörer auf, um dann gemeinsam abzutanzen.
Der am 28. Februar 1968 gegründete Verein zählt heute 402 Mitglieder. Neben der Segelei wird auch die Gewässerpflege großgeschrieben. Zum Jubiläum schenkte die »Stiftung Braunschweiger Land« dem Verein ein kleines Segelboot für den Nachwuchs, das prompt auf den Namen »Leonie« getauft wurde.